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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Struktur des Textes für den Leser nachvollziehbar bleiben muss, insofern tun wir gut daran, uns an die althergebrachten Grundregeln zu halten. In der jüngeren Theatergeschichte, ebenso wie im Film, wurde die aristotelische Form auf drei Akte verkürzt, indem die mittleren drei Elemente – Epitase, Peripetie und Retardation – zu einem Block zusammengefasst wurden. Die nunmehr bestehenden drei Akte
    1. Exposition
    2. Entwicklung
    3. Katastrophe oder Lösung
    sind hierbei von solcher Allgemeingültigkeit, dass sie als Grundgerüst jeder dramatischen Handlung – also auch der eines Romans – verstanden werden können. Simpler ausgedrückt: Jede Geschichte, die spannend sein soll, braucht einen Anfang, in dem uns die Figuren und ihre Motivationen vorgestellt werden; einen Hauptteil, in dem sich die Handlung entwickelt, wobei die Spannung kontinuierlich ansteigen sollte; und schließlich einen Schluss, der das Romangeschehen zu Ende führt.
    Das klingt zunächst nach einer Binsenweisheit, verdient aber genauere Betrachtung, da ein Fehlen oder auch nur eine ungenügende Berücksichtigung eines der Teile beim Leser stets einen unbefriedigenden Eindruck hinterlassen wird. Was auch immer wir lesen, in welcher Welt auch immer sich unsere Helden befinden – wir wollen wissen, woher sie kommen, was sie tun und wohin sie am Ende gehen. Etwas pathetisch könnte man also behaupten, dass es die Grundfragen des menschlichen Daseins sind, auf die wir in jedem Roman auf unseren kleinen Mikrokosmos bezogen Antwort geben – tun wir das nicht, fühlt sich der Leser zu Recht betrogen. Jeder von uns hat schon einmal einen Roman gelesen, mit dem er nicht zufrieden war: Wenn wir nicht erfahren, woher ein Held kommt und was seine Ziele, seine Ängste und Hoffnungen sind, nehmen wir weder besonderen Anteil an seinem Sieg noch empfinden wir besondere Trauer, wenn seine Mission misslingt. Wenn eine Figur zwar als lupenreiner Held eingeführt und charakterisiert wird, dann jedoch ganz anders (oder gar nicht) handelt bzw. die Handlung keinerlei Entwicklung oder Steigerung aufweist, werden wir uns irritiert von einem Lesestoff abwenden. Und wenn wir uns durch achthundert Seiten eines äußerst abenteuerlichen und spannenden Buchs gelesen und mit den Helden gefiebert, mit ihnen gelitten und triumphiert haben, nur um dann mitten in der Handlung mit einem offenen Ende zurückgelassen zu werden, fühlen wir uns als Leser nicht ernst genommen oder gar »betrogen«.
    An der Notwendigkeit der drei Akte gibt es also nichts zu rütteln – ganz anders sieht es mit der individuellen Gewichtung aus. Denn die Tatsache, dass jeder dramatischen Erzählung ein äußerst einfaches Stickmuster zugrunde liegt, bedeutet nicht, dass dieses nicht auf komplexe Weise variiert werden könnte.
Ein Hauch von Jazz
    Bisweilen kann es dem Erzähltempo zum Beispiel dienlich sein, im Stil einer Kurzgeschichte direkt in die Haupthandlung zu springen – etwa, wenn es Balbok und Rammar gleich zu Beginn von DIE RÜCKKEHR DER ORKS mit wilden Gnomen zu tun bekommen, die sie auskundschaften sollen. Die Einleitung – das »Woher« der Figuren, muss jedoch irgendwann nachgeliefert werden, ob nun in Dialogform, als Rückblick oder auf welche Weise auch immer – in DIE RÜCKKEHR DER ORKS geschieht dies, nachdem Balbok und Rammar in ihr heimatliches Dorf, ihren bolboug , zurückgekehrt sind und wir erfahren, dass es zwischen Rammars Selbstbild und der Wahrnehmung seiner Person durch andere Orks gewisse Unterschiede gibt.
    Ganz ähnlich verhält es sich bei Granock, dem menschlichen Helden der ZAUBERER-Trilogie: Als wir ihm zum ersten Mal begegnen, ist er ein Wegelagerer, der seine magische Fähigkeit, die Zeit anzuhalten, dazu benutzt, arglose Reisende auszurauben. Doch noch während wir Zeugen eines seiner Überfälle werden, erfahren wir auch, dass Granock sich seine Opfer nicht willkürlich aussucht, sondern nach einem bestimmten Muster, und dass er durchaus nach einem eigenen Ehrenkodex handelt. Der Pantheride Croy aus der SPLITTERWELTEN-Saga ist damit in mancher Hinsicht der dunkle Bruder Granocks, denn seine Raubüberfälle sind, wie später deutlich wird, Teil eines blinden Rachefeldzugs gegen das mächtige Handelskontor. Die Handlung kann also durchaus unvermittelt beginnen – das schafft Abwechslung und hilft, den Leser von der ersten Seite an ins Geschehen zu ziehen – wichtig ist, dass wir dem Leser dennoch in der Folge Informationen über die handelnden

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