Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Freundin und Vertraute, hatte ich hineingelegt. Ich fragte mich, ob ich es jemals wieder übers Herz bringen würde, sie aufzuschlagen.
Plötzlich entstand außerhalb der Klostermauern großer Tumult und die Kutsche der Aguilars hielt am Tor, umgeben von einer großen Schar von Vorreitern. Nonnen und selbst die Oberin stürzten hinaus, um unsere Gönnerin zu begrüßen, die durch das Tor trat und zu meiner Überraschung verlangte, mit mir sprechen zu dürfen. Ich lief zu ihr und sie flehte mich an, sofort mit ihr zur Hazienda der Sonne und des Mondes zurückzukehren. Den Grund würde sie mir unterwegs erklären.
Die Oberin wandte aufgeregt ein, dass ich gleich getraut werden solle, wies auf meine Truhe, die am Tor bereitstand und darauf wartete, in Don Héctors Kutsche geladen zu werden. Diese Neuigkeit schien Salomé zu überraschen. Sie warf mir einen durchdringenden Blick zu und hob leicht die Augenbrauen, als wollte sie fragen, ob es das sei, was ich mir wünschte. Ich schüttelte den Kopf. »Dann kommt, ich bitte Euch«, sagte Salomé. Ihr Kutscher riss den Schlag auf, sie zog mich hinein und befahl den beiden Dienerinnen in ihrer Begleitung, meine Truhe zu holen. Vor der Kapelle erhob Don Héctor wütend Einspruch, während die Dienerinnen meine Truhe auf Salomés Kutsche festzurrten. Er schüttelte die Faust, als wir davonfuhren. Vor Erleichterung über meine Rettung brach ich in Tränen aus.
Dann hörte ich ein Kichern und als ich aufsah, fiel mein Blick auf Sanchia, den Schelm.
Ich war so froh, sie lebendig und unverletzt zu sehen, und so wütend, weil sie mir solche Sorgen bereitet hatte, dass ich sie heftig schüttelte. Wo um alles in der Welt war sie gewesen, wollte ich wissen.
Sanchia war meine Retterin! Sie war aus dem Kloster geschlüpft und hatte sich bis zu Salomé durchgeschlagen. Den größten Teil des Weges hatte sie mit ihren Freunden, den reisenden Schauspielern, zurückgelegt, den Rest der Strecke allein. Welch eine gefährliche Reise für ein junges Mädchen – allein auf einer Straße, an der immer wieder Banditen lauerten! Ich wagte gar nicht daran zu denken, was ihr alles hätte zustoßen können. Abgesehen davon, dass sie die Vorstellung mit Abscheu erfüllte, Don Héctor würde mein künftiger Ehemann sein, sagte Sanchia, sie würde sich eher lebendig begraben lassen, denn als seine Schwägerin in sein Haus zu ziehen. Sie hatte Salomé um Hilfe gebeten. »Ich wollte dir keine Sorgen bereiten, Esperanza, und du hättest sicher einen Weg gefunden, mich aufzuhalten. Und nun gibt es einen guten Grund, weshalb du mit uns kommen solltest.« Mehr sagte sie mir nicht und es war mir auch beinahe egal. Meine Rettung vor Don Héctor war im Augenblick das Wichtigste.
Salomé war still und gereizt. Sie befahl dem Kutscher, die Nacht hindurch weiterzufahren, und als wir anhielten, um die Pferde zu wechseln, wartete sie ungeduldig darauf, dass es weiterging. Wir brauchten weniger als zwei Tage für die Reise und ich beobachtete besorgt, wie ängstlich sie wurde, als wir uns der Hazienda näherten. Ein Diener kam eilig herbei, um die Kutschentür zu öffnen und flüsterte etwas in eindringlichem Ton. Salomé wandte sich zu mir und sagte knapp: »Gott sei Dank, er lebt noch! Don Miguel braucht Eure Hilfe.«
Mein Herz schlug höher. »Natürlich«, sagte ich.
Salomé führte uns in den Teil des Hauses, in dem Don Miguel lebte. »Hier«, sagte Salomé über ihre Schulter, als wir ein Schlafgemach betraten. Auf beiden Seiten des Bettes brannten Kerzen, in dem ein Mensch lag, dessen zerschlagenes, entstelltes Gesicht ich nicht erkannte. Er stöhnte. Die indianische Dienerin, die an Don Miguels Seite gesessen hatte, glitt aus dem Raum. »Sanchia sagt, dass Ihr Euch in medizinischen Dingen auskennt, dass Ihr etwas wisst, was ich nicht weiß. Bitte, helft ihm, wenn Ihr könnt.«
Wenn jemals jemand so ausgesehen hatte, als würde er seine Verletzungen nicht überleben, dann war es Don Miguel. Salomé schlug die Decke zurück, um mir eine klaffende eiternde Wunde in seiner Seite zu zeigen. Sie hatte eine unheilvolle Farbe. Außerdem sah ich, dass er viele Knochenbrüche erlitten hatte – einige waren schrecklich angeschwollen und sein ganzer Körper war zerschunden. Entsetzt sah ich Salomé an. »Was ist geschehen?«
»Miguel ist der Sohn seines Vaters und die Art, wie die Spanier sein Volk behandeln, erregte seinen Zorn und den seiner Cousins. Einige der indianischen Prinzen, seine Cousins, stellten
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