Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
hatte, obwohl ich ihm sagte, jeder andere indianische Ehemann hätte ihn mitsamt der Braut, die ihn so ungeschickt gefertigt hatte, voller Verachtung zurückgewiesen. Fr. Mateo legte unsere Hände ineinander, wie es die Inka tun, um zu zeigen, dass die Trauung vollzogen wurde. Einen Augenblick lang standen wir schweigend da. Salomé dachte an den Anführer, ich dachte an meinen Vater. Doch als ich aufblickte, sah ich, dass Don Miguel nur an mich dachte.
Dann sagte eines von Beatriz’ Kindern, dass es Hunger habe, und wir setzten uns zu einem großen Festmahl nieder, von dem ich kaum einen Bissen essen konnte, weil ich an die kommende Nacht dachte. Ich war sehr glücklich und wünschte mir nur, mein Vater wüsste es. Vielleicht weiß er es. Gott ist groß.
KAPITEL 31
Aus der Chronik der Sors Santas de Jes ú s, aus der Feder von Doña Esperanza Aguilar, auf der Hazienda der Sonne und des Mondes, März 1555
Ich erwarte ein Kind und habe Angst, weil ich an meine Mutter und an Marisol denke. Salomé kümmert sich sehr um mich und Don Miguel erlaubt mir kaum, mich zu rühren. Früher erschien er mir fast furchteinflößend. Nun sehe ich nur Würde und leidenschaftlichen Stolz, den er sich bemüht, unter Kontrolle zu halten. Ich bete, dass er nicht in die Berge zurückkehrt, wo der Geist des Widerstandes gegen die Spanier fortbesteht, wie man sich erzählt. Eine Geliebte wäre sehr viel weniger riskant – fast würde ich sagen, dass es die bessere Wahl wäre.
Auf den Tag genau ein Jahr nach unserer Hochzeit habe ich eine Tochter bekommen. Deo gratias , die Geburt war leichter, als ich zu hoffen gewagt hatte, und es geht uns gut. Das Baby hat den Namen María Caterina erhalten, nach meiner Mutter. Don Miguel vergöttert sie und erzählt ihr Geschichten, so klein sie auch sein mag – wie der Gott Wiraqucha aus einem See emporstieg und die Sonne und die Sterne erschuf, wie er die Inkas erschuf, auf dass sie die Herren seien, wie der flötespielende Hirte der weißen Lamas sich in die Tochter der Sonne verliebte. Bis zum Hals eingewickelt starrt María Caterina ihn mit Augen an, die ebenso dunkel und ruhig sind wie seine. Salomé lacht über ihn und sagt, die Inkas seien viel strenger zu ihren Kindern, als er es jemals sein wird. Don Miguel sagt, später sei immer noch Zeit für Strenge.
Sanchia ist vernarrt in das Baby und tanzt mit ihm herum und singt und summt dabei, bis Salomé und ich befürchten, dass ihm übel wird. Sanchia scheint hier glücklich zu sein und Salomé und Marisol versuchen sich mit Briefen und Boten als Ehestifter, doch Sanchia scheint es nicht zu interessieren.
Auf der Hazienda der Sonne und des Mondes, Dezember 1557
Ich habe wenig Zeit, um in meiner geliebten Chronik zu schreiben. Salomé ist müde und kann hier immer weniger tun, also habe ich ihre Rolle als Schutzherrin des Waisenhauses des Klosters und der Schule für indianische Mädchen übernommen. Ich habe Marisol geschrieben, dass sie auf ihrem Anwesen eine ähnliche Schule errichten sollte. Sie und ich, wir wissen beide, was alle wissen – dass Don Tomás der Vater vieler Kinder dort ist, von denen nach seiner Hochzeit ebenso viele geboren wurden wie vorher. Welche Gefühle Marisol auch immer haben mag, so ist es doch ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie genug zu essen und anzuziehen haben und dass sie lesen lernen und ihre Gebete sagen können. Mit dem Kloster, dem Haushalt, María Caterina, Don Miguel und Sanchia sind die Tage vorbei, bevor ich merke, dass sie begonnen haben.
Don Miguel überschreibt einen Teil seines Anwesens auf María Caterina, um zu verhindern, dass spanischen Siedler sich immer mehr Inka-Land aneignen.
Sanchia ist verschwunden! Sie hatte Don Miguel in die Stadt begleitet, um einige Dinge zu besorgen, und verschwand! Don Miguel ist außer sich vor Sorge, dass sie möglicherweise entführt wurde, und hat alles und jeden in Bewegung gesetzt, um sie zu finden. Als er erschöpft wiederkam, erzählte ich ihm von der Nachricht, die sie auf ihrem Bett zurückgelassen hatte. Darin stand, dass sie nicht vergessen habe, was sie ihren Eltern schuldig sei. Sanchias Altes Testament ist ebenso verschwunden, zusammen mit ihrem besten Schultertuch, einigen silberen Haarkämmen und meinem chinesischen Fächer. Ich habe Angst um sie. Außerdem erwarte ich unser nächstes Kind.
Auf der Hazienda der Sonne und des Mondes, Oktober 1560
Es ist nun fast drei Jahre her, dass Sanchia uns verlassen hat. Don Miguel hat
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