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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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in den Bergen eine Armee zusammen und erhoben sich gegen die Spanier. Sie töteten einen spanischen Gouverneur und viele seiner Soldaten, doch am Ende schlugen die Spanier den Aufstand brutal nieder. Diejenigen, die sie ergreifen konnten, warfen sie von einem hohen Felsvorsprung und nur weil Miguel schwer verwundet war und an einer Stelle stürzte, an der die Spanier ihn nicht sehen konnten, entging er demselben Schicksal. Einer seiner Cousins schaffte es, ihn an einen dunklen Ort zu schleifen, bevor er entdeckt und hingerichtet wurde.«
    Hilflos starrte ich ihn an, mein Kopf war wie leergefegt.
    »Esperanza!« Nun war es an Sanchia, mich zu schütteln. »Ich habe Salomé erzählt, dass du alte Medizinbücher gelesen hast. Zusammen mit deinem Vater, du hast es mir selbst erzählt. Dir muss doch etwas einfallen! Denk nach!«
    Ich schloss die Augen und dachte angestrengt nach … die herrlichen maurischen Texte, die den Flammen übergeben worden waren … Ibn Sina der Perser und sein Buch der Heilung. In Gedanken schlug ich es auf, sah die arabischen Wörter auf der Seite … die Stimme meines Vaters, die laut vorlas … die Verbindung zwischen Körper und Geist … das Arzneibuch … die vorsichtige Behandlung … Ich hatte kein Buch. Ich musste mein Gedächtnis anstrengen.
    Ich bat um Wasser und schickte Salomé und Sanchia, saubere Tücher und Kräuter, Asche und glatte Holzspane zu holen. Ich sagte: »Gott ist groß«, und bat den Geist meiner Mutter, meine Hand zu führen. Dann machte ich mich daran, den Mann zu retten, den ich liebte.
    Holzspane für die gebrochenen Knochen, nicht zu stramm – es bestand die Gefahr, dass das Fleisch faulte. Salben der Einheimischen auf die Wunden, bevor sie leicht verbunden werden, sodass noch Luft durchkommt … aromatische Tinkturen auf einem Schwamm unter Don Miguels Nase, kühle Kompressen gegen das Fieber.
    Vier lange Tage und Nächte saßen wir an seinem Bett und sein Fieber ließ nicht nach, sondern wurde schlimmer. Überall hatte er Holzschienen, die ich ständig kontrollierte, damit sie nicht durch Schwellungen zu eng wurden. Ich wechselte die Verbände und tupfte ihm das Gesicht ab. Wir bereiteten Aufgüsse zu und träufelten sie ihm in den Mund, um die Schmerzen zu lindern. Ich kniete an seiner Seite und sprach ihm ins Ohr, flehte ihn an, seine ganze Willenskraft aufzubieten und wieder gesund zu werden. Am fünften Tag wurde er ruhiger und ich befürchtete, er würde sterben. Am sechsten Tag öffnete er die Augen, als ich seine Verbände wechselte. Am siebten Tag schien das Fieber zu sinken. Am neunten Tag trank er ein wenig Brühe und ich fiel an seiner Seite in erschöpften Schlaf.
    Als ich erwachte, hatte Don Miguel die Augen geöffnet und sah mich an. Ich hielt seinen dunklen Blick gefangen und seine Miene veränderte sich. Er lächelte. Ich streckte eine Hand aus und berührte seine Wange. Sie fühlte sich nicht mehr fiebrig, sondern kühl an. Er wandte den Kopf und küsstemeine Hand.
    Wir sahen einander tief in die Augen und ich war mir meines Schicksals ebenso sicher wie Salomé, als sie den Anführer sah.
     
    Auf ihre würdevolle Weise ist Salomé erfreut. Freundlich sagt sie, dass ich ihr als Schützling ihrer Mutter jetzt schon ans Herz gewachsen sei. Unsere Hochzeit wird noch lange nicht stattfinden können, erst nach Ostern. Don Miguel muss sich weiter erholen. Es darf sich nicht herumsprechen, dass er verwundet wurde. Doch es geht ihm von Tag zu Tag besser. Gott ist groß.
    Salomés jüngerer Sohn, Fr. Mateo, wird die Trauung vollziehen und ihre Tochter Beatriz und ihre große Familie werden dabei sein. Bis es soweit ist, lerne ich weben. Ich möchte Don Miguel mit dem traditionellen Geschenk einer Braut an ihren Bräutigam überraschen, eine edle Tunika, die ich selbst gewebt habe. Sanchia zieht mich ständig auf und sagt, mein Webstück sei krumm. Ich fürchte, sie hat recht.
     
    Der Tag ist gekommen und wir sind verheiratet. Fr. Mateo ist ein sehr liebenswürdiger Priester und Doña Beatriz ist anmutig und wunderschön, wie ihre Mutter. Als Fr. Mateo fertig war, vollzog Don Miguel den Hochzeitsritus der Inka und zog mir neue Sandalen an. Er spürt immer noch die Nachwirkungen seiner Verletzungen und beugte sich ein wenig steif hinunter, doch als seine Hände meine Füße berührten, durchlief mich ein Schauder, und als ich hinunterblickte, sah ich, dass er lächelte. Er war überrascht und erfreut, als ich ihm den Umhang reichte, den ich gewebt

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