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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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falls sie der Versuchung widerstehen konnte, es gleich aufzuessen. Wie Sor Teresa ihr gesagt hatte, fasteten die Nonnen an Karfreitag und Karsamstag und tranken bis Ostern nur ein wenig Wasser. Sie sagte es so, dass Menina auf der Stelle ein schlechtes Gewissen bekam, in einer Zeit wie dieser überhaupt an Essen zu denken. Inzwischen konnte sie allerdings kaum noch an etwas anderes denken.
    Almira ließ sie nicht mehr aus den Augen und Menina war frustriert und gelangweilt. Wenigstens legte sich der Sturm und der Himmel klarte auf. Gemeinsam gingen sie in den nassen Pilgergarten und setzten sich in die Sonne. Almira schien es hier zu gefallen, doch es war langweilig, dazusitzen und sich anzuhören, wie sie an den Nägeln kaute. Schließlich ging Menina in ihr Zimmer zurück und holte das alte Buch. Sie würde es noch einmal mit dem spanischen Teil versuchen …
    Die Schrift war spindelig, aber sehr ordentlich, und obwohl die Tinte verblasst war, war sie noch gut lesbar.
     
    Ich, Sor Beatriz von den Heiligen Schwestern Jesu, Dienerin Gottes und Schreiberin des Klosters Las Golondrinas, mache nun meinen letzten Eintrag in dieser Chronik, die ich über vierzig Jahre lang geführt habe.
     
    Die spanischen Wörter, die sie nicht verstand, überlas sie einfach. Als es zu dunkel zum Lesen wurde, blickte Menina überrascht auf. In Gedanken war sie Tausende von Meilen entfernt in einer Zeit, die vier Jahrhunderte zurücklag, verloren in den Geschichten von Esperanza und Sanchia und Pía und Marisol und Luz. Und obwohl Menina es kaum glauben konnte, weil es wie ein allzu seltsamer Zufall aussah, schien es, als seien alle in einem Kloster in Spanien gewesen, das Las Golondrinas hieß. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, war es genau dieses Kloster, in dem sie selbst gerade saß. Und wenn sie es richtig verstand, hatte es ein Portrait der fünf Mädchen gegeben, das Tristán Mendoza gemalt hatte. Konnte es noch irgendwo im Kloster sein? Was war mit den Mädchen geschehen?
    All das war so interessant, dass es Menina von der Gegenwart ablenkte, doch als Almira sie am Arm rüttelte und sich den Bauch rieb, wurde sie mit einem Ruck zurückgeholt. Sie aßen die letzten Bissen von dem, was Alejandro zum Abendessen gebracht hatte. Inzwischen war es kalt, fettig und wenig appetitlich, doch Almira schien es zu schmecken. Schließlich ging sie in ihre Zelle zurück und schlief ein, während Menina zu aufgedreht war, um schlafen zu können. Sie wälzte sich hin und her, dachte über die Chronik nach und lauschte auf Pistolenschüsse und Polizeihubschrauber, doch nichts geschah. Und sie hatte Hunger. Im Morgengrauen des Karsamstags hatte sie eine Idee – vielleicht hing das Portrait der fünf Mädchen in der sala de las ni ñ as . Sie stand auf und ging durch das stille Kloster in die Küche, wo sie im Hühnerkorb einen trockenen polvor ó n und etwas altbackenes Brot fand.
    Sie wagte nicht, sich lange aufzuhalten. Ein rascher Blick auf die Bilderrahmen in der sala de las ni ñ as überzeugte sie davon, dass das, was sie suchte, wahrscheinlich nicht hier war. Allmählich wurde es heller im Raum und ihr Blick fiel auf ein Bild, das offenbar von der Wand auf den Boden gerutscht war. Sie hob es auf und fuhr mit dem Finger darüber. Die Schwalben, kein Zweifel. Dieses Bild war in einem besseren Zustand als die anderen in ähnlichen Rahmen. Trotz der Schmutzschicht konnte sie die Komposition des Bildes erkennen. Dann setzte sie sich überrascht auf. Der Rahmen hatte sie in die Irre geführt. Auf dem Bild waren tatsächlich Kinder zu sehen, aus diesem Grund hing es auch in der sala de las ni ñ as . Doch es waren nicht die fünf Mädchen.
    Es waren kleine Jungen, die am Rande eines Flusses spielten. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie das Jesuskind und Johannes der Täufer und ein paar Engel. Je länger sie es betrachtete, desto größer wurden allerdings ihre Zweifel. Keines der Kinder hatte einen Heiligenschein. Sie schienen einfach nur – nun, sie spielten einfach im Matsch. Ganz gewöhnliche Kinder, die an einem Fluss im Schlamm spielten. Und das war das Beunruhigende an allen fünf Gemälden in ihren Silberrahmen: Zuerst sahen sie aus, als seien sie Darstellungen christlicher Motive, doch je genauer man sie ansah, desto mehr schien sich dieser erste Eindruck zu zerstreuen. Menina konnte hier keine einzige Anspielung auf die Bibel oder ein religiöses Thema ausmachen. Es hing aber doch in einem Kloster, also musste da etwas sein.
    Bei

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