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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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eingehenderer Betrachtung fielen ihr einige Details auf, die überhaupt nicht zu passen schienen – ein bleicher Kinderfuß ragte in einem merkwürdigen Winkel aus dem Wasser, so als würde das Kind ertrinken. Und einer der Jungen hielt einen Matschklumpen in der Hand, während ein kleines Mädchen, das vor ihm saß, von einem Halbkreis von … ja, es waren tatsächlich weitere Matschklumpen, die es umgaben. Und über den Köpfen der Jungen flogen Schwalben mit ihren typischen gegabelten Schwänzen. Sie hatte keine Zeit, nach der Signatur zu suchen, doch vielleicht handelte es sich um den sechsten Tristán Mendoza, den Sor Clara erwähnt hatte.
    Das Bild bezog sich auf keine biblische Geschichte oder Legende, die sie kannte. Sie sah auf die Uhr und hastete zurück, um nach Almira zu sehen und ihr den trockenen polvor ó n zu geben.
    Im Pilgergarten aßen Menina und Almira die letzten Schokoladenfische und tranken Wasser aus der Quelle. Almira fing wieder an, an ihren Nägeln zu kauen. Dabei summte sie tonlos vor sich hin.
    Menina wandte sich wieder dem alten Buch zu. Die vier Mädchen verließen das Kloster unmittelbar, bevor die Inquisition dort eintraf, und dann war da noch die Rede von einem Evangelium. Moment mal, das Evangelium war in die Chronik kopiert worden. Das musste der lateinische Teil in der Mitte sein. Es schien wichtig zu sein. Wenn sie es richtig verstand, hatten sie es vor der Inquisition verstecken wollen. Sie holte ihr kleines lateinisch-englisches Wörterbuch aus ihrem Rucksack und schlug das Buch dort auf, wo der lateinische Text in Abschnitte oder kurze Kapitel unterteilt zu sein schien.
    Auf einem ihrer Notizblöcke schrieb sie auf, was sie entziffern konnte. Das Latein war nicht so schwierig wie die Reden Ciceros oder die Aeneis. Dies war Kirchenlatein, es war schlichter und gradliniger. Sie konnte den Text einigermaßen wörtlich übersetzen und vielleicht war es das, was der Verfasser beabsichtigt hatte. Stunden vergingen und die Schatten wurden lang. Ihre Augen taten weh. Sogar ihre Gehirnwindungen schienen wehzutun. Sie machte weiter und schrieb alles auf, kam aber zu dem Schluss, dass ihre Lateinkenntnisse ein wenig eingerostet waren. Es schien sich um eine seltsame Geschichte über Jesus als Kind zu handeln. Sie ergab überhaupt keinen Sinn. Wer um alles in der Welt hatte das geschrieben? Dann überlegte sie, ob das Gemälde in der sala de las ni ñ as möglicherweise dieselbe Geschichte erzählte.
    Sie schrieb auf, was sie konnte. Die Dämmerung brach herein und sie gingen hinein. Almira hatte ihre Matratze und Decken in Meninas Zimmer geschleppt, legte sich hin und begann zu schnarchen. Ein Abendessen tauchte nicht auf und die erste dicke Kirchenkerze brannte herunter. Menina wusste, dass sie nicht würde schlafen können, daher zündete sie die zweite Kerze an und arbeitete weiter. Zwischendurch ging sie ins Badezimmer und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht.
    Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie die Glocke die Stunden schlug, und auch den entfernten Knall nicht wahrnahm, der Almira die Augen öffnen und einen Schrei ausstoßen ließ. Dann hörte sie etwas wie eine Explosion und das Geratter von Gewehrfeuer, gefolgt von Reifenquietschen und Sirenen, Schreien und dem Getöse eines Hubschraubers. Noch mehr Gewehrsalven. Almira schrie, Menina und sie klammerten sich aneinander, als der furchterregende Lärm näherkam und Menina dachte, die dunklen Gänge seien voller bewaffneter Männer, die es irgendwie über die Klostermauer geschafft hatten. Die Glocke am Tor begann, eindringlich zu läuten, so als würde jemand heftig am Seil ziehen.
    Menina befreite sich aus Almiras Umklammerung und rannte zum Tor. Was, wenn die Verbrecherbande hier einzubrechen versuchte? Hier gab es kein Entrinnen, sie könnte bestenfalls versuchen, das Tor zu verbarrikadieren. Almira folgte ihr hysterisch plappernd und stolperte über die losen Bodenkacheln. Menina erreichte das Tor. Jemand hämmerte wie verrückt dagegen, während im Hintergrund wieder Schüsse zu hören waren. »Wer ist da?«, rief sie und zu ihrer Erleichterung schrie Hauptmann Fernández Galán: »Machen Sie das Tor auf! Sofort!«
    Menina schob den schweren Riegel hoch und öffnete. Vor dem Tor stand eine völlig verängstigte Gruppe junger Frauen, die zwei blutüberströmte Frauen stützten. Hinter ihnen gab ein bewaffneter Hauptmann Fernández Galán einer Polizeisanitäterin mit einem

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