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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wohlhabendsten Familien in Georgia. Als Sohn reicher Eltern hätte er ein Jetset-Leben genießen können; stattdessen stand er kurz vor dem Abschluss seines Jurastudiums. Statt in eine der angesehenen Anwaltskanzleien in Atlanta einzusteigen, wollte er nach seinem Studium für eine gemeinnützige Organisation arbeiten, die Armen kostenlose Rechtsberatung bot. Allgemein galt er als ein »Junge, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und der es zu etwas bringen wird«. Es gab Spekulationen, dass er in die Politik gehen würde; hinter den Kulissen waren die Bonners seit Generationen am politischen Geschehen in Georgia beteiligt.
    Und in einer Zeit, in der unverheiratete Frauen und Männer zusammenlebten, um vor der Eheschließung herauszufinden, ob ihre Beziehung funktionierte, hatte Theo etwas ganz und gar Altmodisches getan und Menina einen Heiratsantrag gemacht, ein Jahr, nachdem sie sich kennengelernt hatten.
    Bei Kaffeekränzchen und Bibelstunden, beim Mittagessen im Gartenclub und beim Abendessen in der Gemeinde wurde Sarah-Lynn von den Freunden der Walkers beglückwünscht und beneidet. Sie wurde nicht müde, ihnen zu erzählen, wie Menina und Theo sich zum ersten Mal begegnet waren.
    Auch während ihres Collegestudiums half Menina weiterhin zweimal in der Woche im Hispanischen Gemeinschaftszentrum aus. Sie hatte ein paar Wochen zuvor in Holly Hill angefangen, als sie eines Tages direkt von der Arbeit im Atelier zu einem ihrer Kurse für die Benutzer des Zentrums hastete. Zum Umziehen blieb keine Zeit und so trug sie ein löchriges altes Sweatshirt und farbbekleckerte Jeans. Es war ihr schrecklich peinlich, als der Leiter des Zentrums sie in sein Büro rief und sie Theodore und Pauline Bonner als ihre engagierteste ehrenamtliche Mitarbeiterin vorstellte. Die Bonners waren gekommen, um sich die Aktivitäten im Zentrum anzusehen. Verlegen schüttelte Menina einem distinguierten grauhaarigen Mann, einer schlanken, elegant gekleideten älteren Frau und ihrem Sohn die Hand. Theo Bonner III. erwiderte den Händedruck und sagte, er studiere Jura und begleite seine Eltern, um zu sehen, ob die Besucher des Zentrums von der kostenlosen Rechtsberatung Gebrauch machen könnten, die die juristische Fakultät anbot.
    Theo war größer als Menina, er sah gut und auf attraktive Weise ungepflegt aus. Er war braun gebrannt mit sonnengebleichtem Haar, das aussah, als könnte es einen Haarschnitt gebrauchen, und trug ein ausgefranstes Sakko, das aus einer Kleidersammlung hätte stammen können. Der Leiter des Zentrums bat Menina, die Bonners bei einem Rundgang durch das Haus zu begleiten. Theos Anwesenheit machte Menina nervös und während sie die Besucher durch das Zentrum führte, warf sie ihm immer wieder einen verstohlenen Blick zu. Irgendetwas an ihm gab ihr das Gefühl, als würde ihr ein Stromstoß durch die Glieder fahren. Sie versuchte, sich so normal wie möglich zu geben, bis Theo einen ihrer Blicke auffing, sie angrinste und ihr zuzwinkerte. Als die Bonners sich verabschiedet hatten, verfluchte Menina ihr löchriges Sweatshirt und die schmutzige Jeans, in der sie aussah, als sei sie geradewegs aus einer Mülltonne gekrochen. Dann seufzte sie und ermahnte sich, sich nicht wie eine Idiotin aufzuführen. Theo Bonner war unerreichbar.
    Und so war sie sprachlos, als er eine Woche später anrief. Er gestand, dass er dem Leiter des Zentrums ihre Telefonnummer abgeschwatzt hatte, und verabredete sich mit ihr. Zu Weihnachten im darauffolgenden Jahr hielt Theo um ihre Hand an. Menina war wie geblendet, zum ersten Mal in ihrem Leben war sie verliebt. Sie konnte kaum glauben, dass das alles nicht nur ein Traum war – und natürlich sagte sie Ja.
    Hinter Sarah-Lynns Rücken vermuteten die Damen, dass Menina vor allem deshalb verlobt war, weil sie auf den Rat ihrer Mutter gehört und keinen Sex vor der Ehe hatte, was übrigens genau das war, was ihre eigenen Mütter ihnen geraten hatten: »Männer denken sich doch: Warum soll ich die Kuh kaufen, wenn es die Milch umsonst gibt?« Menina war hübsch und damenhaft – und sie hatte einen Mann wie Theo Bonner III. wirklich verdient. Die Damenwelt von Laurel Run betrachtete sie voller Wohlwollen und fand das alles sehr romantisch.
    Die Einzige, die von Meninas Heiratsabsichten überhaupt nicht begeistert war, war Meninas beste Freundin, Becky Taliaferro. Seit Menina angerufen und ihr von ihrer Verlobung erzählt hatte, war sie allerdings nicht einen Augenblick lang mit ihr allein

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