Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
Projekts mit mir in Verbindung setzten, das mir hoffentlich zu einem Sommerpraktikum bei der New York Times verhelfen wird.«
»Oh, Becky! Ich rede viel zu viel! Erzähl mir, was es damit auf sich hat!«
»Okay, erinnerst du dich an diesen Typen hier aus Laurel Run, Junior, ein etwas unterbelichteter Junge, der die Highschool abgebrochen und eine Weile an der Tankstelle gearbeitet hat und dann zum Tode verurteilt wurde, weil er ein Ehepaar ermordet haben soll? Also, er sitzt in der Todeszelle und versucht nun, in Berufung zu gehen oder eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erreichen. Weißt du, er hatte einen Volltrottel von einem Pflichtverteidiger, die Beweislage war total lückenhaft und so weiter und so fort, ein Justizirrtum. Sein neuer Verteidiger ist sehr daran interessiert, den Fall an die Öffentlichkeit zu bringen, aber bisher hat sich Junior geweigert, mit irgendjemandem zu reden. Aber ich habe Kontakt mit seinem Anwalt aufgenommen und Junior hat sich an mich erinnert, aus der Zeit, als ich mit Mamas Auto zum Tanken kam. Und er hat gesagt, weil ich das einzige Mädchen war, das nicht zu hochnäsig war, um mit ihm zu reden, will er jetzt mit mir reden. Sein Anwalt wollte anrufen und mir sagen, wann ich zum Gefängnis rausfahren kann.«
»Ich wette, du hast deiner Mutter nichts davon gesagt, dass du ins Gefängnis fährst!«
»Ähm, nein. Das soll eine Überraschung sein. Ich muss los.«
Sie umarmten sich. » Hasta la vista , Kind des Lichts«, rief Becky, als sie über den Zaun verschwand.
»Becky hat sich überhaupt nicht verändert«, murmelte Sarah-Lynn düster, während sie ihr nachsah. »Was um alles in der Welt hat sie sich dabei gedacht, sich dieses Ding in die Nase zu stecken? Das wird sie für die Hochzeit doch hoffentlich herausnehmen, oder? Für welche Kleiderfarbe hat sie sich denn nun entschieden – für Blau oder Lavendel?«
»Oh, tut mir leid, Mama, ich habe ganz vergessen, sie zu fragen! Wir haben uns über alle möglichen anderen Dinge unterhalten und da habe ich gar nicht mehr an die Kleider gedacht. Ich habe Becky von meiner Abschlussarbeit erzählt und –«
»Schon wieder diese Abschlussarbeit! Die wird warten müssen, Schätzchen, schließlich gibt es da solche Kleinigkeiten wie die Anprobe deines Hochzeitskleides und dann müssen wir ein Silberbesteck aussuchen und die endgültige Gästeliste zusammenstellen, bevor wir die Einladungen verschicken können.«
»Später, Mama.« Menina entwischte ihrer Mutter und begann, den Tisch zu decken. Sie wusste, dass sie sich zwischen Batist und Tüll entscheiden und sich Gedanken über Blumenarrangements, das Muster auf dem Silberbesteck und all die anderen Dinge machen sollte, die ihrer Mutter so am Herzen lagen, aber eigentlich war ihr das alles gar nicht wichtig. Die große Sache war nicht die Hochzeitsfeier und alles, was damit zusammenhing, die große Sache war das Zusammenleben mit Theo – sie konnte es kaum abwarten. Abgesehen von der Tatsache, dass sie dann endlich Sex haben konnten, würde es einfach himmlisch sein, zusammen aufzuwachen und zu wissen, dass sie ihn auch jeden Abend sehen würde. Der Gedanke machte sie überglücklich.
Sie wusste zwar, dass andere junge Frauen ein ausgefülltes Sexualleben hatten, ohne gleich als Huren gebrandmarkt zu werden, doch was Sexualität anging, so sprudelte sie selbst nicht gerade über vor Selbstvertrauen. Menina hatte sich tatsächlich zu Herzen genommen, was ihre Mutter über Sex vor der Ehe und über Kühe und Milch gesagt hatte, die es umsonst gab. Und Theo, der jede Frau auf der Welt hätte haben können, hatte sich für sie entschieden. In ihrem tiefsten Innern dachte Menina, dass ihre Mutter vielleicht wirklich recht hatte. Ihre Angst, Theo zu verlieren, war zu groß gewesen, um es auszuprobieren.
KAPITEL 3
Laure l R un, Georgia, April 2000
Menina und Theo hatten noch nicht entschieden, wo sie ihre Flitterwochen verbringen wollten. Vielleicht eine Woche in Venedig, eine weitere Woche in Paris – das waren jedenfalls Theos Vorstellungen. Nicht, dass Menina sich beklagt hätte, doch wenn sie ihre Flitterwochen um eine Woche verlängern könnten, würde sie liebend gern mit ihm nach Madrid fahren. Sie würde in den Prado gehen, sich dort die Bilder von Tristán Mendoza ansehen und herausfinden, welche Informationen das Museum sonst noch hatte. Sie wurde ganz aufgeregt bei dem Gedanken und war sich sicher, dass es Theo gefallen würde.
In der Zwischenzeit machte sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher