Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
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»Genau. Wenn ich als Spross der Bonners für eine Nominierung kandidiere, kriegen die Leute das möglicherweise in den falschen Hals. Dann sagen sie, dass ich eben ein junger reicher Typ bin, der sich ein bisschen als Politiker versucht. Doch mit einer wunderbaren Frau und kleinen Kindern – bingo! Dann bin ich John Kennedy. Du bist wunderschön und intelligent, aber du bist kein Männerschreck oder ein verbissenes Karriereweib. Du gehst in die Kirche und, nun, du bist unglaublich damenhaft. Mit dir an meiner Seite muss ich einfach gut aussehen, selbst wenn ich ein Serienmörder wäre. Und mit deinem Hintergrund, dass du adoptiert bist und hispanische Wurzeln hast und ehrenamtlich im Hispanischen Gemeinschaftszentrum arbeitest, fängst du die hispanischen Wählerstimmen ein. Das ist heutzutage die wichtigste Bevölkerungsgruppe. Also, polier deine Spanischkenntnisse auf, Schätzchen, dann kannst du meine Wahlkampfreden übersetzen.« Seine Hand drückte ihr Knie.
»Mmmm.« Menina sah aus dem Fenster. Sie war enttäuscht. Ihre eigenen Pläne hatte er wie Staub weggewischt.
Dennoch gab sich Menina beim Dinner alle Mühe. Bis der Nachtisch serviert wurde, machte sie höfliche Konversation. Dann lenkte Theos Mutter das Gespräch auf die Damen unter den Gästen und ihre ehrenamtlichen Aktivitäten, die ihre freie Zeit ausfüllten und so hervorragende Möglichkeiten eröffneten, Kontakte zu knüpfen. Die Frauen antworteten mit einem Schwall von Angeboten. Eine von ihnen meinte, das Komitee, das Spenden für das Sinfonieorchester sammelte, brauche dringend junges Blut. Eine andere sagte, im Vorstand der Organisation, die sich um das Wohl von Kindern kümmerte, sei ein Platz frei geworden, den Menina sicherlich wunderbar ausfüllen würde. Eine dritte bestand darauf, dass Menina sie unbedingt besuchen und mit ihr über eine Museumsstiftung sprechen müsse, die schon viel zu lange von alten Damen aus immer denselben Familien geleitet würde. Während Menina noch überlegte, wie sie all diese Angebote höflich ablehnen könnte, meinte Theos Mutter nachdrücklich: »Viele Frauen warten jahrelang auf eine Einladung, bei diesen Aktivitäten mitarbeiten zu können. Schließlich finden sie in den Medien große Beachtung.«
Innerlich sträubte sich alles in Menina. Sie brachte ein verkniffenes Lächeln zustande und entgegnete, im Augenblick würde sie keine neuen Verpflichtungen übernehmen. Ihre Abschlussarbeit und das Studium am College brächten genug Verpflichtungen mit sich. Zufällig hörte der Gouverneur, was sie sagte, und hob die Augenbrauen. Theo blickte sie finster an und schüttelte kaum merklich den Kopf. Und seine Mutter fragte sie mit honigsüßer Stimme, ob denn Meninas kleine Projekte nicht warten könnten. Sollte für eine Frau nicht die Karriere ihres Mannes an erster Stelle stehen? Menina rammte den Löffel in ihren Pfirsich Melba, war aber zu höflich, um in der Öffentlichkeit zu streiten.
Auf dem Heimweg fragte Theo sie, warum sie nicht verstehen könne, dass die Damen ihr einen Gefallen täten.
»Sie tun dir und deiner Mutter einen Gefallen, das willst du doch wohl sagen. ›Meine kleinen Projekte‹, also wirklich.«
»Menina, sei vernünftig. Meine Mutter wird ihre Beziehungen spielen lassen und dann brauchst du diese verdammte Arbeit überhaupt nicht zu schreiben. Du wirst nämlich keine Zeit haben, in Spanien herumzugondeln oder dich in der Bibliothek zu vergraben. Wir müssen uns nach einem Haus umsehen – meine Eltern kaufen es uns als Hochzeitsgeschenk – und dann musst du es einrichten und Leute einladen und Gesellschaften geben. Ich weiß, dass meine Mutter mit dir darüber gesprochen hat, über die Junior League und diese Dinge. Und dann noch etwas: Wir sollten bald eine Familie gründen – vielleicht nicht gleich neun Monate nach der Hochzeit, sonst fangen die Leute an nachzurechnen, aber zum Ende des ersten Jahres könnten wir ein Baby haben. Wähler wollen einen Kandidaten und seine Familie auf den Wahlplakaten sehen. Am College die Kunststudentin zu spielen ist gut und schön, aber nun ist es an der Zeit, dass du erwachsen wirst!«, sagte er gereizt. »Schließlich ist es nur eine Medaille, keine Wünschelrute, die dich zu deinen leiblichen Eltern führt.«
Menina traute ihren Ohren kaum. » Was wird deine Mutter tun? Und eine Familie gründen? Ich werde kein Baby bekommen, nur damit die Leute dich wählen! Ich verstehe, was dir wichtig ist, aber es gibt auch Dinge, die mir
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