Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
wichtig sind. Und … und … nur zu deiner Information: Ich fahre auf jeden Fall nach Spanien, auch ohne dich!«
Theo trat so heftig auf das Gaspedal, dass der Sportwagen schlingerte. Er wäre fast von der Fahrbahn gerutscht und Menina wurde es angst und bange. Vielleicht hätte sie sich doch mehr Gedanken über die Zukunft machen sollen. Seine Worte beschworen ein Bild herauf, das überhaupt nichts mit ihren eigenen Vorstellungen gemeinsam hatte. Vor ihrem inneren Auge sah sie sie beide zusammen in einer Studentenwohnung leben, Freunde zum Essen einladen, sich gegenseitig von ihrem aufregenden und interessanten Tag erzählen und vielleicht ein paar Reisen ins Ausland unternehmen, bevor Kinder kamen. Stattdessen hatte es den Anschein, als sollte ihr Alltag daraus bestehen, dass sie sich mit den Damen der Gesellschaft zum Lunch traf, das Haus einrichtete und Kinder zur Welt brachte, die sie vermutlich allein großziehen müsste, weil Theo zu sehr mit seinem wichtigen Leben beschäftigt wäre.
Wie konnte es sein, dass sie derart unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Leben nach der Hochzeit hatten? Vielleicht kannte sie Theo doch nicht so gut wie sie dachte.
»Theo?«
Keine Antwort.
»Wir müssen reden.«
Keine Antwort.
»Es geht nicht nur um eine Reise oder ein Baby. Es geht um uns, darum, wie wir zusammen leben wollen und wie wir beide das vom Leben bekommen, was wir uns wünschen. Es ist wichtig.«
Keine Antwort.
Menina holte tief Luft. »Die Hochzeitsvorbereitungen haben uns regelrecht überrollt, wir haben überhaupt keine Zeit für uns gehabt, seit du um meine Hand angehalten hast, aber lass uns jetzt in aller Ruhe darüber reden.«
Keine Antwort.
Was um alles in der Welt war los? Sie hatte ihn noch nie so schweigsam und feindselig erlebt wie jetzt. Das war nicht der Theo, den sie liebte, sondern ein zorniger Fremder. Die Situation jagte ihr derartige Angst ein, dass sie herausplatzte: »Wenn wir nicht reden können, sollten wir die Hochzeit so lange verschieben, bis wir es können.«
Schweigen.
Sie hatte erwartet, dass Theo am See vorbeifahren würde, doch im letzten Moment bremste er so hart, dass der Wagen ins Schleudern geriet, und bog von der Straße ab. Er hielt am Ufer des Sees und schaltete schweigend den Motor ab. Es war eine wunderbare Nacht, der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und die Zikaden sangen – die Stimmung draußen war ganz anders als die vergiftete Atmosphäre im Auto. Schließlich seufzte Theo schwer und drückte auf den Knopf, mit dem sich die Rückenlehnen verstellen ließen. Er schob die Armlehne herunter, sodass er Menina den Arm um die Schultern legen konnte. Menina fühlte sich elend und saß wie erstarrt da.
»Menina, es tut mir leid. Bist du sauer auf mich?«, fragte er. Er küsste sie aufs Ohr, dann fuhren seine Lippen zu einer Stelle genau unter dem Ohr hinunter und den Hals entlang.
»Ja, bin ich«, murmelte sie und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass ihr immer ein Stoß durch den Körper fuhr, wenn er sie an genau dieser Stelle küsste.
»Du hast recht, wir müssen das jetzt klären«, flüsterte er und bedeckte ihren Hals so lange mit Küssen, bis sie sich schließlich an ihn lehnte und spürte, wie sich der Knoten in ihrem Magen löste. Trotzdem mussten sie reden, nicht herumknutschen.
»Du bist traurig und durcheinander. Gib mir einen Kuss und dann reden wir«, flüsterte ihr Theo ins Ohr. Dann gab er ihr einen langen, tiefen Kuss, die Art von Kuss, die ihr immer den Atem raubte und ihr Interesse am Reden dahinschwinden ließ.
»Ich wünschte, wir wären schon verheiratet«, flüsterte sie, als sie schließlich nach Luft schnappte. Sie küssten sich wieder und Theo drückte wieder auf den Knopf und ließ die Rückenlehnen noch weiter nach hinten gleiten. Sein Kuss wurde drängender. »Man kann sich nicht richtig unterhalten, wenn man sich so weit zurücklehnt«, protestierte Menina.
»Lass es uns einfach tun!«, murmelte er ihr ins Ohr. Dabei schob er ein Knie zwischen ihre Beine. »Na, komm schon«, sagte er, »ein anständiges Mädchen wie du muss mich dann heiraten und wir brauchen diese ganze Diskussion nicht.«
»Ich will ja, Theo, aber … es dauert jetzt nicht mehr lange und ich würde lieber in einem Bett liegen und die ganze Nacht Zeit haben, nicht in einem Auto auf dem Nachhauseweg. Und wir müssen uns wirklich über ein paar Dinge unterhalten und außerdem ist dieser Sitz nicht besonders bequem und der Schaltknüppel ist
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