Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Serusien und Hustraban.«
»Ah, die goldene Mitte. Hoffen wir, dass der Kabcar die Vorsichtsmaßnahme als solche versteht«, murmelte Perdór und blies über die heiße Oberfläche seines Getränks.
»Er würde es mit Sicherheit«, schätzte Fiorell. »Aber dieser falsche Verwandte ist Tzulan in Person, wenn es um die Boshaftigkeit geht. Um ehrlich zu sein, Majestät, wir sollten mit allem rechnen. Unser neuer Verbündeter in Ulsar, Stoiko Gijuschka, beschreibt nachdrücklich, wie sehr Nesreca den jungen Herrscher zu beeinflussen vermag. Im Moment ist Gijuschka dabei, der Kabcara eine Liaison mit dem Konsultanten anzudichten, aber die Intrige muss sicher gesponnen sein, damit sie funktioniert. Er hofft, auf diese Weise das Misstrauen des Kabcar zu wecken.« Er wiegte skeptisch den Kopf hin und her. »Ich bin mir nicht sicher, ob er sich dabei nicht ein wenig überschätzt. Er machte auf mich einen zu ehrlichen Eindruck. Es ist der ungleiche Kampf zwischen Spinne und Skorpion. Während der arme Gijuschka, unsere Spinne, ihr Netz webt und auf Beute hofft, macht sich unser Skorpion Nesreca von hinten heran. Ein gezielter Stich, und weg ist die Spinne. Und das Gift des Konsultanten wirkt verhängnisvoll.«
»Diese Miklanowo und der Leibwächter sind nach wie vor unterwegs?«, fragte sich der König.
»Ja, Majestät. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, es gelang Waljakov, Nesreca zu täuschen. Und uns.«
»Bitte?« Erstaunt wandte sich der dicke Mann seinem Hofnarren zu. Gedankenverloren schob er sich einen Keks in den Mund.
»Wie auch immer er es angestellt hat, unsere Augen und Ohren in Tarpol haben ihre Spur verloren«, gestand Fiorell. »Aber ich sehe es positiv. Solange wir nichts wissen, stehen die Wahrscheinlichkeiten gut, dass auch der Konsultant nichts in Erfahrung bringen kann.«
»Jetzt unterschätzt du ihn auch«, mahnte Perdór. »Er ist doch magisch begabt, oder etwa nicht? Und der Kabcar genauso. Ich habe nicht die geringste Vorstellung, was man mit dieser Fähigkeit anstellen kann, aber es würde mich nicht wundern, wenn man damit auch Menschen aufzuspüren vermag.«
»Ein Punkt für Euch«, gab der schlanke Spaßmacher zu. »Und er hat mindestens ein Wesen auf seiner Seite, das der Erscheinung nach einem der Zweiten Götter gleicht und durch Schatten von einem Ort zum anderen gehen kann.«
»Was hat es mit den Waffen auf sich, von denen der Konsultant angeblich sprach? Hat Gijuschka etwas darüber geschrieben?«, wollte der Herrscher wissen.
»Nein, nichts«, bedauerte Fiorell. »Es scheint, als wäre er in der Gunst gesunken und nicht mehr in alles eingeweiht, was im Palast vorgeht. Seit die Brojakin und sein Leibwächter verschwunden sind, ist der Kabcar gereizter als jemals zuvor. Das Einzige, was uns Aufschluss geben könnte, sind diese Beobachtungen.« Er reichte seinem Herrn einzelne Aufstellungen über Waren, die aus den besetzten Teilen Borasgotans und Hustrabans sowie aus der Großbaronie nach Tarpol gekarrt worden waren.
»Verschiedene Metalle, Schwefel, Salpeter«, zählte Perdór unwirsch auf. »Ja, und?«
»Mehr kann ich Euch auch nicht bieten«, sagte der Hofnarr und zuckte mit den Schultern. »Und er hat eine große Anzahl von Goldschmieden, Eisenschmieden, Waffenschmieden und Feinmechanikern zusammenrufen lassen. Der Ort blieb unseren Spionen jedoch verborgen. Angeblich sind auch mehrere Alchemisten dorthin unterwegs.«
»Ach? Alchemisten?« Interessiert hob Perdór die Augenbrauen. »Besorge etwas von dem Zeug, wie es Tarpol zusammenträgt, und trommele mir ebenfalls ein paar dieser Gelehrten her. Ich will sehen, was sie zu diesen Zutaten sagen. Das scheint mir eine ganz schlecht verdauliche Praline zu sein, die uns der Konsultant da zusammengießt.« Er zerkaute einen weiteren Keks, spülte die Krümel mit einem Schluck Kakao hinunter und verzog den Mund. Danach knetete er wie ein Besessener seine Unterlippe.
»Wenn Ihr so weitermacht«, meinte Fiorell, »wird diese Hautfalte zum Schluss so breit und lang wie eine Schuhsohle sein.«
Das Oberhaupt von Ilfaris ignorierte ihn mehrere Minuten lang. Dann verengten sich seine Augen. »Warum sollte er der Einzige sein?«
»Bitte?«
»Ich habe die ganze Zeit überlegt, warum der Kabcar der einzige Mensch sein sollte, der in den Genuss der magischen Gabe kam. In der Prophezeiung wurde nichts darüber gesagt. Wenn die Götter beschlossen haben sollten, die Magie auf Ulldart wieder auferstehen zu lassen,
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