Das Zeichen Des Dunklen Gottes
dann entscheiden, was nach meinem Tod mit meiner Seele geschieht.
Nerestro Belkala ließ das Schreiben sinken und betrachtete ihre verätzten Hände. Wut siegte über die riesige Enttäuschung und das Gefühl, verlassen worden zu sein und das Liebste verloren zu haben.
Ein harter Tritt beförderte den Korb mit der Wäsche in hohem Bogen in den Repol. Die Menschen am Hafen sahen befremdet zu der scheinbar recht unordentlichen Magd, die die Kleidung der Herrschaft einfach so ins Wasser stieß.
Aber so leicht würde der Feigling sie nicht los. Er würde ihr selbst ins Angesicht sagen, dass seine Liebe zu ihr auf immer verloren war oder nur von diesem lächerlichen Krieg abhing. Wenn er das schaffen würde, würde sie ihn aufgeben. Vorher nicht.
Die Priesterin stand auf und wollte zurück in die Stadt, um sich für die Verfolgung der Ritter ein paar Sachen zu organisieren.
»He, Magd«, sagte einer der Schiffer laut. »Deine Wäsche liegt noch im Fluss.«
»Nimm sie dir, wenn du willst«, giftete die Kensustrianerin ihn an und setzte ihren Weg fort.
Der Schiffer zuckte mit den Achseln und begann, die Stücke mit einem Bootshaken einzusammeln. So billig war er noch nie an neue Kleider gekommen.
Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Turandei, Königspalais, Herbst 443 n.S.
Da brat mir doch einer einen Storch«, murmelte Perdór verblüfft.
Fiorell schnappte die Klingelschnur. »Ich werde Eure Anweisung sofort in die Tat umsetzen lassen, Majestät. Für einen kleinen Imbiss wäre genau die richtige Zeit. Es ist ja auch kaum zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit.«
»Nein, du Narr«, seufzte der König von Ilfaris. »Lass den Vogel leben.«
»Wie Ihr möchtet.« Gehorsam ließ er die Kordel los. »Also war es nur der Ausdruck Eures Erstaunens und nicht Eures allgegenwärtigen Hungers?« Unschuldig spielte er mit einem Federkiel, setzte ihn auf die Nasenspitze und balancierte das leichte Schreibutensil senkrecht aus. Mit einem Luftstoß beförderte er die Feder in die Höhe, dass sie sich bei ihrem Flug um die eigene Achse drehte, und ließ sie wieder auf seinem Riechorgan landen.
Perdór ging an ihm vorbei und nahm ihm den Federkiel weg, um ihn in die Tinte zu tauchen und rasch ein paar Notizen auf ein Blatt zu kritzeln.
»Was denn, Majestät?«, fragte der Hofnarr beleidigt. »Keinen Applaus für diese Leistung? So etwas habt Ihr doch noch nie gesehen, oder?«
»Um genau zu sein«, stellte der Herrscher mit dem grauen Lockenbart fest, »habe ich es auch eben nicht gesehen. Ich war mit Lesen beschäftigt. Aber versuch es noch einmal. Ich gebe Acht.« Mit viel Liebe platzierte er den Kiel auf der Nase Fiorells, wo prompt ein dicker, blauer Punkt entstand. Der Spaßmacher verzog das Gesicht und tupfte sich den Fleck ab.
»Das kann ich auch«, meinte Perdór, imitierte die Wischbewegungen des Narren im rautenbemalten Trikot und flegelte sich in seinen Lieblingssessel. »Lass uns eine heiße Schokolade bringen. Und ein paar Kekse. Dann fällt das Denken leichter.«
»Eine der üblichen Wagenladungen, meintet Ihr, was? Und das Denken fällt Euch nur deshalb leichter, weil Ihr mit vollem Mund nicht sprechen könnt, Majestät«, sagte der Hofnarr immer noch eingeschnappt. »Zwei Sachen zu koordinieren ist eben nicht einfach.«
»Spotte nur. Es trifft mich nicht.« Er legte eine Hand auf die Ansammlung kleiner Zettel. »Das hier dagegen schon. Tarpol rollt ungebremst vorwärts und peitscht seine tzulandrischen Truppen voran, dass man es schon nicht mehr glauben möchte. Dieser Feldherr, Varész, hat ganze Arbeit bei der Disziplinierung der Soldaten geleistet. Auch wenn er dafür etliche zur besseren Durchsetzung seines Drills exekutieren ließ.«
Fiorell lachte böse. »Na und? Sie haben ja genügend davon.«
»Dieser Tzulandrier ist von strategischer Genialität. Bei ihm müssen wir mit allem rechnen. Wenn die Schilderung stimmt, die uns dieser Miskoc von der Vernichtung Worlacs gegeben hat, wird es schwer werden, diesen Menschen im Notfall aufzuhalten.« Ungeduldig wartete Perdór auf seinen Kakao. »Wo bleiben denn diese Lakaien?«
»Sie werden, wie Ihr, immer unbeweglicher und fe …«
»Noch ein Wort, Possenreißer, und ich stopfe dir deine Narrenkappe in den vorlauten Schlund«, drohte der König mit bösem Gesicht und ausgestrecktem Zeigefinger. Die Korkenzieherlocken seines Barts wippten auf und ab.
Augenblicklich verstummte Fiorell und pfiff eine Volksweise, die der Herrscher sofort als Die dicke
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