Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Sau erkannte. Seine Augen verengten sich kerbendünn, umständlich stemmte er sich aus dem Sessel und stapfte auf den Spaßmacher zu.
Fiorell machte eine Rolle rückwärts und brachte sich außer Reichweite seines Herrn. »Ihr habt gesagt ›Wort‹, nicht ›Lied‹, Majestät«, wies er hin. Es bereitete ihm nach wie vor einen höllischen Spaß, seinen Herrn herauszufordern, wenn sie allein waren. »Dafür könnt Ihr mich nicht zur Verantwortung ziehen.«
»Dir gebe ich Verantwortung«, brummte Perdór und langte nach dem marmornen Briefbeschwerer. Polternd landete das Geschoss an der Holzvertäfelung, wo es eine tiefe Delle hinterließ.
Schon hatte der Herrscher den Öffner in der Hand. Fiorell tauchte lachend und scherzhaft um Gnade flehend hinter dem Schreibtisch in Deckung. Er vertraute darauf, dass er dank seiner Beweglichkeit nicht getroffen wurde.
Doch bevor sich weiteres Unglück ereignen konnte, wurde die heiße Schokolade serviert, und das erregte Gemüt des Königs ließ sich von Kakao, Sahne und Keksen augenblicklich beschwichtigen.
»Oink, oink«, kam es unter dem Schreibtisch hervor. Der Hofnarr streckte seinen Kopf ein wenig über die Arbeitsplatte, um nachzusehen, ob die Luft rein sei. »Höre ich da etwa ein Schmatzen?«
Perdór, in der Hand eine Tasse des heißen Getränks, trat von seiner Seite gegen das Möbel, sodass die Mittelschublade auf der anderen Seite hervorschnellte und dem von der Flinkheit überraschten Fiorell gegen den Schädel rauschte.
»Treffer.« Sich den Kopf reibend, erhob sich der Spaßmacher mit missmutigem Gesicht. »Das war nicht nett.«
»Wohl eher eine Carambolage als ein Treffer. Holz auf Holz. Und ich habe nicht behauptet, nett zu sein«, griente der König schadenfroh und äußerst glücklich. »Mh, diese Schokolade ist ein wahrhaft göttlicher Genuss. Nimm dir etwas, wenn du möchtest. Und dann zurück an die Arbeit, hopp, hopp.«
Abwehrend hob Fiorell die Hand. »Ein Eis gegen die Beule wäre mit lieber. Und außerdem muss einer von uns beiden auf die Figur achten.« Er zog die Großkarte des Kontinents aus dem Halter an der Decke nach unten.
Nach den genuschelten Anweisungen Perdórs, der die letzten Meldungen der Spione vorlas, zeichnete er die neuen Ostgrenzen Tarpols zu Borasgotan und Hustraban ein. Dann stellte er sich neben seinen Herrn, um die Linie auf sich wirken zu lassen. Zwischendurch kiebitzte er sich einen Keks.
Kauend betrachteten sie die Entwicklung des Frontverlaufs.
»Starker Tobak«, stellte der Herrscher von Ilfaris nach einer Weile lakonisch fest.
»Und wie«, bestätigte Fiorell, nun völlig ernst geworden. »Alle Grenzverläufe zweihundert Warst nach Osten verschoben, eine Großbaronie installiert, in der sich die Kabcara nach Herzenslust austoben kann, und das nur innerhalb von wenigen Monaten. Als wollte er noch vor Ende des Jahres auf der anderen Seite des Kontinents ankommen.«
»Der Kabcar oder Sinured?«, fragte Perdór.
»Tja, das ist die bange Frage.« Der Hofnarr deutete in den Süden. »Aber dafür haben sich die Kensustrianer einen netten Sieg an Land gezogen. Die Entführung der Regentin aus dem tersionischen Palast war brillant. Und nun mussten sich die Angorjaner tatsächlich zurückziehen. Unseren Beobachtungen nach haben zwei Drittel der Kämpfer Ulldart bereits verlassen. Ich schätze mal, dass Lubshá Nars’anamm Sehnsucht nach seiner liebreizenden Gattin hat. Und er sie in einem Stück wieder sehen möchte.«
»Ein Glück für uns«, meinte der König erleichtert und langte nach dem Kleingebäck. »Wenn die Kensustrianer begonnen hätten, die Angorjaner in meinem Land zu bekämpfen, hätte ich nichts dagegen machen können. Ein Hoch auf die Grünhaare!« Er hob die Tasse und leerte sie auf einen Zug. »Wenigstens in unserer Nachbarschaft herrscht ein wenig Frieden. Dadurch können wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf den Norden verlagern.« Er goss sich Schokolade nach. »Übrigens sind wir gebeten worden, ein förmliches Waffenstillstandsabkommen für Palestan, Tersion und Kensustria auszuarbeiten. Kümmere dich darum, Fiorell.«
»Wie erfreulich ruhig es bei uns wird, während da oben die Welt untergeht«, kommentierte der Hofnarr zynisch. »Unsere Freiwilligen für das Geeinte Heer stehen parat und machen sich auf den Weg. Was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, werden die Truppen schneller mobilisiert, als ich erwartet habe. Sammelpunkt ist übrigens der Grenzschnittpunkt zwischen Aldoreel,
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