Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Kabcar heute zum ersten Mal.
»Meinen Dank für das, was Ihr für uns tut«, grüßte ihn die letzte Brojakin Tarpols und wollte sich verbeugen, aber der Rogogarder unterbrach die Demutsgeste im Ansatz, indem er ihren Arm fasste.
»Nein, Ihr müsst Euch nicht bedanken. Wenn sich alles so zugetragen hat, wie Waljakov es mir berichtete, dann ist es nur rechtens.« Verstohlen musterte er die werdende Mutter.
Norina bemerkte seinen forschenden Blick. Sie nickte und reichte ihm einen Umschlag. »Der Brief ist von Stoiko Gijuschka. Solltet Ihr irgendwelche Zweifel haben, hier drinnen stehen die Antworten. Unsere Reisegefährten sind in ähnlich schwierigen Umständen.«
Der Freibeuter erbrach das Siegel und las die Zeilen aufmerksam durch. »Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht stimmte, was Ihr mir erzählt habt«, sagte er danach zu Waljakov. »Aber leider wird alles bestätigt. Hoffen wir, dass wir den Kabcar wieder zur Vernunft bringen können. Ich habe ihm damals nicht das Leben gerettet und ihn vor dem Attentäter bewahrt, damit er nun den Kontinent ins Unglück stürzt. Wenn Ihr meine Hilfe weiterhin benötigt, so sagt es nur. Das Schiff und alle Männer stehen Euch zur Verfügung.« Torben wandte sich an Norina. »Bei Euch muss ich mich entschuldigen. Wie konnte ich nur dem Attentäter auf den Leim gehen? Wenn ich in Granburg gewusst hätte, wie schön Ihr seid, wäre ihm die Täuschung nicht geglückt.«
»Ihr seid charmant«, bedankte sich die Brojakin mit einem traurigen Lächeln. »Auch wenn ich mir sicher bin, dass Ihr anderen Frauen die gleichen Komplimente macht.«
»Nur, wenn sie sie verdient haben«, meinte der Rogogarder.
»Dann nehme ich die Schmeichelei gerne entgegen. Aber für alles Weitere fehlt mir momentan der Sinn, Herr Kapitän. Kommt erst gar nicht auf die Idee, auf Kaperfahrt nach meiner Gunst auszulaufen«, machte sie ihm freundlich klar. »Schmeicheln dürft Ihr mir trotzdem.«
»Ich gebe mein Bestes«, sagte Torben lachend, dem die Offenheit der jungen Frau gefiel. Um es mit einer rogogardischen Redensart zu sagen: So deutlich hatte ihm noch keine gesagt, wo der Fisch entlangschwamm.
Ihr Gesicht verzerrte sich für einen Moment, und sie griff nach Waljakovs Arm. »Ich gehe wieder hinunter und lege mich etwas zur Ruhe«, entschuldigte sie sich. »Mir ist nicht besonders wohl. Die lange Reise bis nach Tularky war sehr anstrengend. Und haltet das Schiff einigermaßen ruhig. Ich fürchte, in meinem jetzigen Zustand bin ich nicht sehr seetauglich.«
»Ich werde es nach den Wellen ausrichten, Brojakin«, versprach der Rogogarder. »Ich habe den Kurs so angelegt, dass wir um alle Stürme herumsegeln. In knapp zwei Wochen werdet Ihr Eure Füße auf rogogardisches Land setzen.«
Der Leibwächter und sein Schützling verschwanden wieder unter Deck.
»Gibt es bei euch auf Rogogard Modrak?«, wollte Fatja wissen. Sie hielt die immer noch schnurrende Katze im Arm. »Die können mich nämlich nicht besonders gut leiden, und deshalb frage ich lieber vorher, was mich erwartet.«
»Wenn du mir sagst, was Modrak sind«, erkundigte sich der Freibeuter und wollte Juka ebenfalls streicheln. Die Katze schlug die Augen auf, fauchte und schlug nach der Hand. Torben zog sie ruckartig nach hinten. Dann kuschelte sich die Katze dichter an das Kind.
»Du darfst ihr nicht böse sein«, meinte das Mädchen. »Juka mag dich, aber es gefällt ihr im Moment besser bei mir. Und die Modrak werden von den anderen Menschen Beobachter genannt. Sie sitzen auf Häusern und schauen sich die Welt an, um zu spionieren.«
»Nein, die haben wir nicht bei uns.« Der Freibeuter schüttelte den Kopf. »Vermutlich mögen sie Wasser nicht besonders. Ich werde die Augen aber dennoch offen halten, einverstanden?«
Sie nickte eifrig, setzte Juka ab und erklomm die Wanten, als ob sie in ihrem Leben täglich nichts anderes gemacht hätte, als die wackelnden Stricke hinaufzuklettern.
»Ich werde dich als Matrose anheuern«, rief ihr Torben fröhlich hinterher. Er erinnerte sich mit einem Mal an das traurige Lächeln der jungen Frau.
Hastig verschwand er in seiner Kabine und durchsuchte sie in aller Eile. Endlich hielt er den Gegenstand in der Hand. Damit ging er zur Unterkunft seiner Passagiere, seinen Fund hinter dem Rücken verborgen.
Höflich klopfte er an die Holztür, die von dem Leibwächter geöffnet wurde. Etwas widerstrebend wich er zur Seite, als Torben eintrat und auf die Brojakin zusteuerte. Den älteren Mann,
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