Das Zeichen Des Dunklen Gottes
seinen Eindruck, und der Herrscher war sich für einen beängstigenden Moment nicht sicher, was ihm da gegenüber saß. Unwillkürlich sammelte er magische Energie zusammen. Zum ersten Mal empfand er Misstrauen gegenüber seinem Berater.
Mortva quittierte die Anstrengung mit einem gütigen Lächeln. »Ich sehe, Ihr übt sogar jetzt. Sehr gut. Wenn Ihr so voranschreitet, werdet Ihr mich bald überholt haben. Wenn Ihr das nicht bereits getan habt.« Erneut meinte der Kabcar, dass unter der Hautoberfläche die Abdrücke einer hässlichen Fratze zum Vorschein kamen. »Aber ich habe wirklich noch etwas anderes.«
Mit allergrößter Vorsicht drängte Lodrik die Magie wieder zurück, um sie nicht versehentlich zu entladen und seinen Konsultanten dabei zu verletzen. »Ich höre.«
Sein Vetter setzte sich gerade. »Wir alle haben uns doch gewundert, dass die Priesterin und der Ritter so schnell verschwunden sind«, begann er. »Nun, ich weiß jetzt, warum.«
Lodriks Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Hatte sie nicht gesagt, sie wollte mit ihm in ihr Heimatland, um ihn dort vollständig gesunden zu lassen?«
»Eine glatte Lüge. Eine weitere Lüge von einer Person, der Ihr ein gewisses Vertrauen entgegengebracht habt, Hoher Herr«, erklärte Mortva bedauernd. »Sie ist in Wirklichkeit eine Mörderin und hatte Angst, dass man ihr endlich auf die Spur kommt.«
»Was?«, rief der Kabcar. »Das wäre ein starkes Stück. Welcher Mord soll das gewesen sein?«
»Nicht einer, sondern mehrere. Ihr erinnert Euch, wie vermutlich ganz Ulsar, an die Reihe von Einwohnern, die einem unbekannten bestialischen Meuchler zum Opfer fielen.« Der Kabcar nickte. »Es haben sich inzwischen mehrere Zeugen gemeldet, die Belkala bei ihrem Treiben beobachtet haben. Diese Frau ist eine Menschenfresserin. Offenbar stimmen die angeblichen Märchen, die man sich über Kensustria erzählt, doch.«
»Unbegreiflich«, flüsterte Lodrik und schenkte sich Kartoffelschnaps nach. »Aber …«
»Und ich fürchte, dass der Ritter Bescheid wusste«, fügte Mortva hinzu. »Oder glaubt Ihr, dass ein Gefährte, mit dem man Bett und Leben teilt, nichts davon wusste?«
»Schwerlich«, gab der Kabcar zu.
»Die Zeugen sagten, dass sie sich aus Angst vor der Kensustrianerin nicht gemeldet haben.« Mortva betrachtete seine Fingernägel. »Aber nun, nachdem die Priesterin weg ist, wagten sie den Gang zu den Behörden, damit zukünftiges Unheil aus unserem Land fern gehalten wird.«
Der junge Mann überlegte schweigend. »Ich wünsche, dass die Soldaten der Garnisonen entsprechend angewiesen werden, beim Auftauchen von Kensustrianern höchste Vorsicht walten zu lassen. Ihre Besuche müssen zuerst beantragt und von einer königlichen Behörde genehmigt werden. Man soll sie, werden sie in Tarpol von Soldaten aufgegriffen, bestimmt, aber höflich nach dem Wunsch des Aufenthalts befragen. Gibt es keinen Beleg für die Rechtmäßigkeit, etwa die schriftliche Erlaubnis oder etwas in der Art, sollen sie umgehend zur Grenze eskortiert und des Landes verwiesen werden.« Langsam zog er seine Jacke aus und schwang sie über den Sessel. »Ich finde, das ist eine gute Anweisung, oder?«
»Aber sicher«, pflichtete Mortva bei. »Niemand kann uns daraus einen Strick drehen, wir handeln völlig legal.«
»Wenn Belkala es wagen sollte, ihren Fuß noch einmal in mein Reich zu setzen, nehmt sie fest. Nerestro lasst unbehelligt, wo auch immer er sein möge. Seine Schuld ist nicht bewiesen. Auch wenn ich ein Exempel statuieren wollte, es wäre unklug, den Zorn der Ordensritterschaft auf mich zu ziehen. Es sind zwar wenige, aber man sollte sie nicht unterschätzen.« Lodriks Zeigefinger malte ein magisches Symbol in die Luft, und auf einen Schlag brannten die Kerzen wieder. »Es war lange genug dunkel. Ich werde noch ein wenig in alten Papieren meines Vaters kramen. Vielleicht entdecke ich noch etwas anderes außer Schuldscheinen.«
»Die uns aber nicht mehr zu kümmern haben.« Der Konsultant hatte den Rauswurf verstanden. »Ich wünsche Euch viel Vergnügen. Derweil kümmere ich mich um die Anweisungen.«
»Wo ist eigentlich das Amulett geblieben?«, fragte der junge Mann ungehalten. »Ist es denn so schwer, dieses bisschen Stadt, wo das Stück hingefallen sein muss, zu durchsuchen?«
»Wenn wir Pech haben, Hoher Herr, freut sich vielleicht ein unbekannter Finder über den seltenen Schmuck«, vermutete sein Vetter.
»Dann setzt einen Preis darauf aus«, schlug Lodrik
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