Das Zeichen Des Dunklen Gottes
hervor, »verzeiht mir, hoheitlicher Kabcar.« Auch seine Gattin sank demütig zu Boden, der Nachwuchs folgte dem Beispiel der Eltern. Ein paar Kleinere begannen zu jammern und zu wimmern.
»Du hast deine Kinder zu Dieben erzogen«, erklärte Lodrik und setzte das Exekutionsschwert auf die Schulter des Ulsarers. »Sie«, er deutete auf das Mädchen, »hat mein Eigentum.«
»Stimmt das, Soscha?«, wollte der Vater wissen, wobei er sich den Leib hielt.
»Es ist nicht gestohlen.« Zögernd machte das Kind einen Schritt rückwärts. »Ich habe es gefunden. In der Gosse. Es hat so hübsch geleuchtet, und da dachte ich mir …«
Lodrik streckte die Hand aus. »Es ist meins.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Gib schon her, Kleine.«
»Soscha!«, rief Zasbranskoi, dem die Spitze der Waffe schmerzhaft in die Schulter bohrte. »Gib es dem hoheitlichen Kabcar.«
»Ich habe es aber gefunden, Vater«, protestierte sie wütend und holte das Amulett unter ihrem zerlumpten Leinenkleid hervor. Der Kabcar erkannte den Talisman sofort wieder. »Es gehört mir. Ich habe es nicht gestohlen, es lag im Dreck.«
Ein Leibwächter nahm dem Kind das Schmuckstück unsanft weg, schlug ihm an den Kopf, dass es zur Seite taumelte, und reichte das Kleinod vorsichtig seinem Herrn.
Erleichtert schloss Lodrik die Finger darum, dann verstaute er seine Waffe.
»Ich könnte euch alle hinrichten lassen«, meinte er kühl. »Niemand würde sich um euch sorgen. Aber ich unterstelle euch einfach, dass ihr es nicht besser wusstet. Besser eine späte Einsicht als keine, nicht wahr?« Er nahm eine Hand voll Waslec und warf sie auf den Tisch. »Nehmt das und kauft euch davon, was ihr wollt. Aber wenn ich einen deiner Familie jemals wieder bei etwas erwische, das nicht erlaubt ist, wird es keine Gnade geben.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er die Hütte, die Worte des Dankes glitten an ihm ab. Wichtig war für ihn, dass er den Schmuck zurückerhalten hatte. Und nun wollte er die Modrak zusammenrufen, um dem Geeinten Heer eine erste Lektion zu erteilen. Beinahe hätte das diebische Kind seine Absichten vereitelt.
»Ich habe es mir anders überlegt. Lass das Mädchen in den Kerker bringen und dort bis auf weiteres niedere Aufgaben verrichten«, gab Lodrik dem Anführer der Wache vor der Behausung Anweisung. »Und verpass ihr noch eine Tracht Prügel. Strafe muss sein.«
Der Kabcar stand zusammen mit Mortva auf dem nächtlichen Balkon des Teezimmers. Die Leibwächter hatte er weit genug in der Umgebung verteilt, sie sollten die Unterredung mit den Beobachtern nicht mitbekommen.
Seine Stadt breitete sich wie ein Meer aus glitzernden Lichtern um ihn herum aus. Dort lebten seine Untertanen, für die er sorgen würde. Keiner würde es jemals mehr wagen, einen Fuß auf sein Land zu setzen.
Er nahm das Amulett hervor und berührte den von innen glimmenden Stein sachte an der Oberfläche. Vorsichtig drehte er den geheimnisvollen Edelstein dreimal in der Fassung, die Schriftzeichen und Ziselierungen leuchteten nach einem silbrigen Flimmern in schneller Reihenfolge grell auf. Der junge Mann bemerkte am Prickeln in seinen Fingern, dass durch sein Tun eine fremde Magie vollends zum Leben erweckt worden war. »Nun werden wir abwarten müssen«, meinte sein Konsultant gespannt und richtete seine Augen in den dunklen Himmel. Arkas und Tulm, die beiden Sterne, die der Legende nach die Augen Tzulans symbolisierten, funkelten blutrot und sehr intensiv. Mortva lächelte still. Lodrik hing sich das Kleinod um den Hals und zog den Uniformmantel fester zusammen, um sich gegen die kühle Luft besser zu schützen.
»Wie gut seid Ihr inzwischen in der Kunst der Magie, Hoher Herr?«, fragte sein Vetter leise.
»Ich mache Fortschritte«, sagte der Kabcar unbe stimmt. »Wieso fragt Ihr?«
Mortva wandte sich dem jungen Mann zu. »Es wäre an der Zeit, Euch auf die nächste Stufe vorzubereiten.« »Noch mehr?«, rutschte es Lodrik heraus. »Ich meine, die Macht, die ich verspüre, ist immens. Und dazu soll es noch eine weitere Steigerung geben?« Er zog die Hand schuhe fester.
Sein Ratgeber betrachtete wieder die Sterne. »Es gibt zu allem eine Steigerung. Nichts gilt für alle Zeiten. Im Moment habt Ihr einen ungefähren Vorgeschmack von dem, was in Euch ruht. Ihr nutzt das Gegenwärtige.
Aber es ist auch möglich, mithilfe der Magie sich des Vergangenen zu bedienen.«
»Wie meint Ihr das?«, wunderte sich Lodrik. »Etwa so, wie Sinured wieder erschienen
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