Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Vielleicht neue Opferungen oder etwas in der Art. Dennoch lasse ich meinen Männern die Wahl. Er ging hinaus und ließ die Trompeter das Sammelsignal schmettern.
In Windeseile waren die Unteroffiziere angetreten, die Nurk von der neuen Lage unterrichtete. Auch sie glaubten selbst angesichts des Dokuments nicht daran, dass es sich um eine wahrhaftige Anweisung des Mannes aus Tarpol handelte, den sie als Helden betrachteten. Ein solcher Befehl passte nicht wirklich in das Bild, das sie von dem Kabcar hatten.
Der Meisterschütze musste ständig an die belauschte Ankündigung Sinureds denken. Jetzt schien es ihm sicher, dass der junge Mann in Tarpol dem Bösen vertraute. Oder vom Bösen besessen war.
Hetrál schickte sie zurück in ihre entsprechenden Lager, die in und vor der umgebauten Handelsstation aufgeschlagen worden waren, um die Soldaten zu befragen. Alle sollten wissen, was sich ereignet hatte, und der Kommandant wollte nur Freiwillige mit sich gegen die Bestien in der Verbotenen Stadt führen.
Nach einer halben Stunde stand fest, dass alle zwölfhundert Kämpfer den Kommandanten begleiten würden.
Rasch wurde das Kontingent in vier Gruppen zu dreihundert Mann aufgeteilt, und von drei Seiten stießen die Menschen in das Unterholz vor. Späher räumten zuvor mit den Posten der Sumpfbestien auf, um einen Überraschungsangriff zu garantieren. Bis einen halben Warst vor den eigentlichen Bauten der Verbotenen Stadt blieben die Männer unentdeckt.
Pashtak die Bestie machte es sich auf dem Hocker so bequem, wie es nur möglich war. Das harte Holz drückte unangenehm in die Sitzfläche; eine entspannte Haltung zu finden, war erst nach einer äußerst langen Testphase möglich. Ein Laut des Unbehagens entfuhr ihm.
Mit ihm im wieder aufgebauten Tempelvorraum saßen vierzehn weitere seiner Artgenossen und vier Tzulani an einer großen, hufeisenförmig angeordneten Tafel und schauten die Frau an, die bei der »Versammlung der Wahren« im Namen des Kabcar von Tarpol und Tûris vorstellig geworden war. Die »Versammlung« sorgte für Ordnung innerhalb der Stadt, beschloss Maßnahmen für ein friedliches Zusammenleben und sorgte für die Koordination der zahlreichen Bauarbeiten.
Dem Vorsitzenden Menschen gegenüber, ein Tzulani namens Boktar, hatte sie sich »Paktaï« genannt, was Pashtak als äußerst vermessen betrachtete. Immerhin beherrschte sie wenigstens die Dunkle Sprache. Sich in den Mauern der Verbotenen Stadt eines Namens der Zweiten Götter zu bedienen, war frech, beinahe ungehörig. Das würde kein guter Anfang für die angedeuteten Verhandlungen sein.
Die Botin ging sogar so weit, dass sie die Art der Rüstung der Zweiten Götter nachahmte. Einige seiner Amtsgenossen, die in die Versammlung berufen worden waren, knurrten bereits gereizt. Nicht alle hatten ihr von Tzulan gegebenes Temperament so im Griff wie er.
»Nachdem Mennebar tot ist, will der Kabcar mit uns einen Vertrag abschließen«, wiederholte Boktar die Vorschläge der blassen Frau, die inmitten der Sumpfkreaturen völlig ruhig und teilnahmslos blieb, als hätte sie noch niemals in ihrem Leben Angst empfunden. Tot wie Glas ruhten ihre Augen auf dem Vorsitzenden des Gremiums. »Er möchte tatsächlich die Abschaffung des Kopfgeldes auf unsere Freunde durchsetzen? Sie dürfen nicht mehr einfach so getötet werden und stattdessen eigene Gebiete haben, in denen sie sich offiziell aufhalten dürfen?«
»Du hast meine Worte gehört, Boktar«, kam es aus dem Mund Paktaïs. »Ich bin befugt, die Verträge zu siegeln, wenn ihr alle einverstanden seid. Der Hohe Herr möchte euch zudem die Verbotene Stadt schenken, die sich wahrscheinlich sehr nach der Rückkehr von Sinured sehnt, und das Land im Umkreis von zehn Warst. Die Truppen des Kastells werden morgen Früh abziehen und ihre Überfälle einstellen.«
»Verzeiht meine Neugier«, erhob Pashtak das Wort und verlagerte sein Gewicht ein wenig zur Seite. »Wieso sollte der Kabcar uns ein solches Angebot machen?«
»Weil er mit Sinured ein Bündnis geschlossen hat«, lautete ihre nüchterne Antwort. »Und weil er weiß, dass ihr dem Kriegsfürsten treue Gefolgsleute seid, sieht er keinen Grund, euch länger in seinem Land bejagen zu lassen. Wird das noch etwas mit den Abkommen, oder muss ich die ganze Nacht über wie vor einem Gericht auf eure Antwort warten?«, drängte sie. »Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich warten lässt.«
»Ach, Ihr seid es nicht gewohnt?«, jaulte eine hundeähnliche,
Weitere Kostenlose Bücher