Das Zeichen Des Dunklen Gottes
an ewig in seiner Schuld angesichts des Großmuts und Freigiebigkeit, die er uns zuteil werden lässt. Sogleich senden wir Läufer in all unsere Gebiete in Tûris und Tarpol, welche die freudige Botschaft verbreiten. Kein Überfall soll das neu geschaffene Vertrauensverhältnis zwischen uns und den ungläubigen Menschen mehr trüben.«
Die Botin nickte knapp, breitete die Verträge auf dem Tisch aus und zog Feder und Tinte aus der mitgebrachten Ledertasche. Schweigend unterzeichnete die Versammlung der Wahren das Abkommen mit dem Kabcar.
Pashtak hatte seine Zweifel, wagte aber wegen der herrschenden Euphorie nicht, etwas Kritisches anzumerken.
»Ich lasse die neuen Gegebenheiten durch die abziehenden Soldaten in der Nachbarschaft verbreiten«, erklärte Paktaï, während sie die Pergamente siegelte und verstaute. »Von nun an wird das Töten euresgleichen als Mord an Untertanen betrachtet. Gebt den Leuten ein wenig Zeit, sich an die neue Gesetzeslage zu gewöhnen. Lasst euch zunächst nur auf Entfernung und wenig bewaffnet sehen. Aber seid wachsam. Ich …«
Rufhörner dröhnten durch die Nacht, Glocken wurden geschlagen. Sofort entstand allerorten Unruhe, das Scheppern und Klirren von Waffen war zu hören.
»Was bedeutet das?«, wollte die Frau wissen. Ihre Augen verengten sich und glühten rot auf.
»Wir werden angegriffen«, erklärte Boktar, bebend vor Zorn. »Die Soldaten führen einen Angriff gegen uns. Ist das die Art, wie sich der Kabcar an die Verträge hält, die er unterzeichnet?«
»Der Kommandant handelt gegen meine Anweisung.« Paktaï zog ihre Waffe. »Ich werde euch gegen die Menschen helfen, die es gewagt haben, sich gegen die Anordnung ihres Herrn zu stellen.«
»Es ist uns eine Ehre, dass Ihr Euch auf unsere Seite stellt«, sagte der Tzulani und verneigte sich.
Die Versammlung der Wahren löste sich auf, um ebenfalls zu den Waffen zu eilen und sich in den Kampf gegen die Angreifer zu stürzen.
Pashtak spürte, dass dieses Gefecht entscheidend für den Fortbestand der Stadt sein würde.
Und dennoch sorgte er sich mehr um die Gesundheit seiner Familie als um die aufgebauten Ruinen und Bauwerke. Sie würde man auch ein zweites und drittes Mal in die Höhe ziehen können, aber seine Frau und seine Kinder waren einmalig. Daher rannte er zu seiner Unterkunft, um sie zu verteidigen.
Schon drangen die ersten wilden Schreie der Menschen vom großen Platz her an sein Ohr, die Soldaten machten mit den ersten Mutigen seiner Artgenossen kurzen Prozess. Pashtak betete zu Tzulan, dass er nicht zu spät kam.
Die Kreaturen organisierten in aller Eile den Widerstand gegen die Eindringlinge, denen man zahlenmäßig nur leicht unterlegen war.
Aber auch den Angreifern war nur wenig Zeit gegeben worden, sich eine Strategie auszudenken.
In Anbetracht der Umstände hatte Hetrál, der als Einziger die Gegebenheiten vor Ort kannte, jeder Gruppe einen groben Plan gefertigt. Eine sollte sich nur auf die Befreiung der Gefangenen konzentrieren, die übrigen drei sollten so viele Bestien und Baumaschinen wie möglich vernichten. Ergäbe sich die Gelegenheit, würden die aufgebauten Gebäude eingerissen. Der Meisterschütze zweifelte jedoch daran, dass die Wesen den Menschen das gestatteten.
Als die Soldaten von drei Seiten auf den Platz stürmten und gegen die Sumpfbestien anrannten, gab es kaum ernsthafte Gegenwehr. Die Überrumplung war zunächst perfekt.
Doch nachdem die erste Welle von geschätzten zweihundert Bestien abgeschlachtet worden war und die Männer bereits den leichten Sieg feiern wollten, tauchten die schwer gepanzerten und bewaffneten Kreaturen auf.
Rund fünfhundert teilweise bizarre und äußerst erschreckende Gestalten warfen sich in das Gefecht, trotzten dem Pfeilhagel oder ignorierten die Geschosse schlichtweg, um sich brüllend und tobend, dennoch nicht ohne Plan in die Reihen der Menschen zu werfen.
Zu der immensen Kampfkraft gesellte sich das abschreckende Äußere mancher Wesen, deren Anblick allein schon ausreichte, einem gestandenen Mann das Herz zum Stillstand zu bringen.
Spitze und gewaltige Horner ragten bei manchen aus den Köpfen, andere sahen aus wie übergroße Reptilien; dort zuckte ein stachelbewehrter Schwanz, da schlugen lange rasiermesserscharfe Nägel durch die Luft und hinterließen selbst im Metall der Schilde tiefe Rillen. Einige waren flink und wendig, kämpften mit List und Tücke, um die Schwerter der Angreifer ins Leere stechen zu lassen. Etliche der riesigen
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