Das Zeichen Des Dunklen Gottes
einredete, dass er Opfer ihrer Verzauberung geworden war. Noch immer fühlte er die tiefen Kratzer in seinem Genick, die ihre Fingernägel hinterlassen hatten. Narben, die auch in seinem Herzen brannten.
»Es hätte niemals sein dürfen«, sagte er leise. »Seit dieser Nacht, in der ich sie das Fleisch der Toten essen sah, hätte ich es wissen müssen. Vielleicht sandte mir Angor die Geister, um durch sie zur Besinnung zu kommen. Mich zu mahnen.«
Nun war der Ritter beim Geeinten Heer, um das Übel aufzuhalten, dessen Leben er in der Kathedrale zu Ulsar gerettet hatte. Einst hätte er sein Dasein verwettet, dass aus dem Jungen ein guter Kabcar würde. Aber etwas veränderte den Herrscher. Und wenn er, Nerestro, dieses Silberhaar, und seine Helfershelfer in die Finger bekäme, würde sie seine aldoreelische Klinge ins Jenseits schicken.
Nerestro lenkte den schnaubenden Hengst auf den nächsten Posten zu, der dösend an seiner Hellebarde lehnte. Langsam ritt er an den Schlafenden heran und versetzte ihm einen Tritt.
Der Länge nach fiel der Mann in den Schlamm und regte sich nicht. Augenblicklich ruckte die Armbrust des Ritters nach vorne, die Mündung wanderte auf der Suche nach einem Ziel nach rechts und links. Das Pferd stieg wiehernd auf die Hinterhand.
»Er schläft nur«, sagte eine vertraute weibliche Stimme irgendwo aus der Dunkelheit. »Ich benutzte ihn, um dich anzulocken, Geliebter.«
Der Ordensritter schloss die Augen, sein Puls schlug schneller. »Geh weg, Dämonin!«, rief er in die Nacht. »Ich will dich nicht sehen. Wir beide sind miteinander fertig.« Mit hartem Griff hielt er die Zügel, um das Ross vor dem Ausbrechen abzuhalten.
»O nein, Geliebter«, kam der sanfte Widerspruch, gefolgt von einem fröhlichen Lachen. »Ich habe dich noch lange nicht aufgegeben. Tief in deinem Herzen spürst du, dass wir zueinander gehören. Weder Angor noch die Taten meines Volkes ändern etwas daran. Du musst dich nur überwinden, und alles wird wieder so schön wie einst.«
Nerestro glitt aus dem Sattel, rutschte in den feuchten Dreck und sank auf die Knie. Die Armbrust warf er zur Seite, eilig zog er die aldoreelische Klinge und küsste die Blutrinne. »Angor, mein Herr, meine Seele wird gepeinigt von bösem Zauber. Es sind Einbildungen, die mir mein verwirrtes Herz sendet.«
Die Wachen, jeweils etwa, fünfzig Schritt rechts und links von ihm, riefen nach ihm, aber der Ritter antwortete nicht, sondern betete in stets gleichen Worten.
Belkala trat aus der Schwärze der Nacht und kniete sich vor den Mann. Sanft nahm sie sein Gesicht in die verätzten Hände und hob sein Kinn, um ihm in die Augen sehen zu können.
Seine Gebete wurden zu einem Flüstern und versiegten.
»Ich habe keinen Zauber über dich geworfen, Liebster. Es ist nur dein Herz, das die Wahrheit spricht. Deine Seele muss sich noch ausruhen. Sie hat unter der Fahrt zu den Toten, die du gemacht hast, sehr gelitten.« Sie streichelte ihn und küsste ihn auf die Stirn. Nerestros gewaltiger Körper begann zu zittern. »Deine Seele kann aber nicht hier gesunden. Es helfen auch keine Tinkturen, die man dir gegeben hat. Komm mit mir.« Sie stand auf und legte die Finger auf seine kurzen Haare. »Komm mit mir, Geliebter. Ich bringe dich an einen ruhigen Ort, der den kommenden Sturm unbeschadet übersteht. Wenn du nur gesehen hättest, was ich sah. Und bevor wir gehen, musst du die anderen warnen.«
Der Ordenskrieger wuchtete sich umständlich auf die Knie, wankte, packte den Griff der kostbaren Waffe und taumelte rückwärts, die Klinge gegen die Kensustrianerin gerichtet. »Angor, mein Herr, meine Seele wird gepeinigt von bösem Zauber. Es sind Einbildungen, die mir mein verwirrtes Herz sendet.«
Mehrere Reiter preschten heran, an ihrer Spitze Herodin. Belkalas Kopf fuhr herum.
»Ich bitte dich, begleite mich, Geliebter. Oder liebst du mich nicht mehr?« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Die Schwertspitze sank zu Boden. »Sag, dass du mich nicht mehr liebst, und ich kehre niemals mehr zurück.«
Nerestros ganzer Körper wurde von einem Schütteln erfasst. »Ich kann nicht«, knirschte er. »Ich darf nicht. Angor, mein Herr, meine Seele wird gepeinigt von …« Kraftlos brach er zusammen.
»Ich wusste es.« Belkala bückte sich und drückte ihm einen Kuss auf. »Ich werde da sein, wenn du mich brauchst. Wie ich immer da war.« Sie verschwand in der Dunkelheit, während Herodin und die Knappen herbeieilten, um den gestürzten Ritter
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