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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihre Herkunft gegeben hatten. Daher hoffte er, dass er sich wieder bewegen konnte, bevor ein zufällig hereinkommender Diener das Schlamassel bemerkte, Alarm schlug und jede Möglichkeit auf ein Lesen des Briefes zunichte machte.
    Nach einer gewissen Zeit kehrte nach einem leichten Kribbeln im ganzen Körper die Kontrolle über seine Gliedmaßen zurück. Sofort öffnete er den Umschlag und las:
    Hoheitlicher Lubshá Nars’anamm, das Land Kensustria hat Eure Gemahlin, Alana II., Regentin von Tersion, bis auf weiteres als Gast in aller Freundschaft aufgenommen.
    Der Aufenthalt endet dann, wenn sämtliche angorjanischen Truppen in die Heimat Angor zurückgekehrt sind. Den Abmarsch werden unsere Beobachter überwachen. Nach Abschluss eines Einigungsvertrages mit allen am Krieg gegen uns Beteiligten entlassen wir Eure Gemahlin.
    Werden die invasorischen Bestrebungen jedoch weiter vorangetrieben, gleichgültig gegen wen, wird Eurer Gemahlin für jeden toten kensustrianischen Krieger ein Körperglied entfernt, in Honig konserviert und Euch zugesandt.
    Kensustria hofft auf Eure Einsicht und weist darauf hin, dass unsere Kämpfer die Regentin hätten genauso gut töten können.
    Oder Euch.
    Als Beweis werdet Ihr einen roten Farbfleck an Eurem Hals finden.
    »Ha, am Arsche!«, entfuhr es Tezza, während er mit der freien Hand auf das Dokument schlug, dass es klatschte. Wortlos legte er das Papier auf das Gesicht einer Dienerin, stieg etwas angewidert über die toten K’Tar Tur, wobei er peinlichst darauf achtete, dass das Blut nicht seine weißen Strümpfe beschmutzte, und nahm seine Reisetasche.
    »Perückenpuder, Gesichtspuder, Schönheitsflecke, Wechselwäsche, Parfüm und«, zählte er noch einmal zur Sicherheit auf, kramte im Inneren herum und hob triumphierend den kleinen Beutel hoch, »Proviant.«
    Tezza stapfte zum Ausgang, wo er vor den immer noch gelähmten Dienerinnen zum Abschied den Dreispitz schwenkte. »Meine Damen, ich empfehle mich aufs Herzlichste. Diese liebliche Botschaft darf ein anderer überbringen. Ich habe wahrlich genug erduldet und muss noch ein Schiff erreichen.«
    Mit wehenden Rockschößen verließ er den wie ausgestorben wirkenden Palast, um den Hafen anzusteuern. Er freute sich auf zu Hause und darauf, nie wieder einen Besen schwingen zu müssen. Und Baraldino eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
    Ulldart, Königreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Spätsommer 443 n.S.
    Norina seufzte und setzte sich vorsichtig auf das Sofa, das an der hinteren Wand des Zimmers stand. Alles in allem gefiel ihr das neue Zuhause, das sie sich in der Hauptstadt gesucht hatte, aber die Umstände verhinderten, dass sie sich im Moment über etwas wirklich aufrichtig freuen konnte.
    Vier Räume im Obergeschoss des großen Hauses hatte sich die junge Frau nach ihrem Geschmack eingerichtet. Eine Zofe und eine Köchin, die im unteren Bereich lebten, erleichterten ihr die alltäglichen Arbeiten, kümmerten sich um die Sauberkeit der Wohnung und das Essen, während sie sich voll und ganz auf die Reformen im Brojakenrat hatte konzentrieren wollen.
    Doch das Gremium existierte nun nicht mehr. Der borasgotanische Meuchelmord hatte die Großbauern, Gouverneure und Adligen ausgelöscht. Unter den Opfern war auch ihr Vater gewesen, Ijuscha Miklanowo, seitdem trug sie den schwarzen Schleier als Zeichen der Trauer vor ihrem Gesicht. Am Abend des Banketts verursachte eine heftige Übelkeit, dass sie auf die Teilnahme verzichtete. Zwar bewahrte sie sich damit ihr Leben, aber sie verspürte immer öfter den Wunsch, es loszuwerden.
    Eine einsame Träne quoll zwischen ihren Wimpern hervor und rann ihre Wange hinab. Die Erinnerungen an die Zeit in Granburg, als die tarpolische Welt noch halbwegs in Ordnung gewesen war, wirkte quälend für sie. Selbst der Gedanke an Lodrik brachte keine Besserung, vielmehr verstärkte er ihre Verzweiflung.
    Noch immer liebte sie ihn, das wusste sie, aber im Palast leben, zwischen all den Intriganten, die so heimtückisch zu Werke gingen, lag jenseits ihrer Vorstellung. Ohne die Unterstützung ihres Geliebten wollte sie dort nicht mehr sein.
    »Ich habe alles verloren«, sagte die junge Frau leise zu sich selbst. »Das Land, meinen Vater, meine Liebe und meine Hoffnung.«
    Tief in sich spürte sie eine Bewegung. Allein das war der Grund, weshalb sie in trostlosen Stunden ihr Leben nicht freiwillig aufgab.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, sanft legte sie eine Hand auf den Unterleib, der sich in den

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