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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das stimmt«, schaltete sich der Konsultant ein und trat etwas nach vorne. »Es besteht aber keinerlei Grund zur Aufregung. Ulldart ist nicht in Gefahr. Nur die Feinde Tarpols sind es.«
    »Der Reihe nach«, bremste ihn der Kabcar. »Ihr alle wart damals dabei, als ich um Hilfe bat, während Borasgotan in mein Land einfiel. Und Arrulskhân nahm sich die Baronien. Nicht einer von Euch hat etwas dagegen unternommen.«
    »Wir protestierten«, widersprach der Abgesandte aus Rundopâl unsicher.
    »Selbstverständlich haben einige protestiert«, höhnte Lodrik. »Aber hat es die borasgotanischen Soldaten davon abgehalten, sich Warst für Warst einzuverleiben? Hat es die Soldaten davon abgehalten, meine Untertanen zu quälen, Dörfer zu plündern oder Frauen zu schänden?« Er kam die Stufen herab, passierte die Wachen und stellte sich mitten in die Versammlung. Mortva und Waljakov folgten ihm auf dem Fuß. »Ich habe Taralea, Ulldrael und alle Götter um Beistand gebeten. Und offensichtlich wurde mein Flehen erhört. Es traf mich mit einiger Überraschung, als ich sah, wen die Götter mir sandten. Aber in dieser Lage hätte ich in Dujulev selbst Tzulan meine Seele verschrieben, wenn er mich von den Borasgotanern befreit hätte.« Er ballte die Fäuste. »Keiner, niemand von Euch kennt die Schrecken des Krieges. Ich, als Jüngster in diesem Saal, habe mehr gesehen und erlebt als Ihr alle zusammen. Ich kenne Verzweiflung, Schmerzen und tausendfachen Tod. Und ich wollte nur, dass meine Untertanen dies nicht mehr erdulden müssen.« Er herrschte Stille nach diesen Worten, die Lodrik aus tiefstem Herzen vorgetragen hatte. Eine Träne rann ihm die Wange hinab. »Nichts habt Ihr getan. Gar nichts.« Der Kabcar schloss einen Moment die Augen, um seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Sein Hass auf die damalige Untätigkeit der anderen flammte erneut auf.
    »Und dann«, begann er nach einer Weile, »versucht mich dieser Wahnsinnige aus Borasgotan umzubringen. Ich habe durch den Giftanschlag einen meiner besten Freunde verloren und um ein Haar meinen Vetter. Und wieder kam nichts von Euch außer schönen Worten.« Lodriks Gefühle überrollten ihn. Er zog das Exekutionsschwert und setzte die Spitze an den Halsansatz des erschrockenen Sarduijelec. »Zum Abschied verbrennen mir Eure Soldaten die Stadt Worlac. Dreiundzwanzigtausend Männer, Frauen und Kinder starben in den Flammen.« Eine weitere Träne tropfte auf die Uniform. »Und da wundert Ihr Euch, wenn meine Untertanen nach Blut verlangen? Da wundert Ihr Euch, wenn ich nun in der Sprache Arrulskhâns rede?« Der dicke Borasgotaner versuchte nach hinten auszuweichen, aber der Kabcar setzte nach. »Erinnert Ihr Euch an mein Versprechen, das ich Euch gab, Sarduijelec?«, fragte Lodrik leise. »Ich sagte, wenn nur ein einziges tarpolisches Dorf brennt, besuche ich Euren Herrscher und füttere ihn mit Euren Eingeweiden.« Die Waffe zielte nun auf den Bauch des Diplomaten. »Erinnert Ihr Euch?«
    »Hoheitlicher Kabcar«, jammerte der Borasgotaner und fiel Hände ringend auf die Knie, »ich kann doch nichts dafür, dass …«
    »Dreiundzwanzigtausend Tarpoler konnten auch nichts dafür«, schrie ihn Lodrik wütend an. »Die dreihundert Brojaken konnten nichts dafür. Die Dörfer konnten nichts dafür …«
    »Hoher Herr«, wisperte es beruhigend in sein Ohr. Die Hand des Konsultanten legte sich sanft auf die Schulter des Kabcar. Der junge Mann atmete tief durch, dann ließ er die Waffe sinken. Sarduijelec sank in sich zusammen und bedankte sich mit schmatzendem Küssen auf Lodriks Schuhe für die gezeigte Gnade.
    »Wir haben verstanden, dass nur die Rettung Eurer Untertanen und die Verzweiflung Euer Antrieb war, hoheitlicher Kabcar«, erhob Fiorell seine Stimme in das Schweigen. »Und im Grunde tragen wir einen Teil der Verantwortung dafür, was bisher geschehen ist. Nun lasst uns aber nicht im Unklaren darüber, was passiert, wenn das Jahr 444 anbricht. Wenn die Götter Euch Sinured gesandt haben, müssen die Götter doch etwas dazu gesagt haben, oder? Wann wird er wieder gehen?«
    Langsam und mit zitternden Armen verstaute Lodrik die auffällige Waffe in der Scheide. »Die Götter haben dazu nichts gesagt. Aber ich kann ihn kontrollieren, wie ich möchte.«
    Ungläubig starrte ihn der Hofnarr an. »Ihr und Sinured kontrollieren? Mit Verlaub, hoheitlicher Kabcar, es bedurfte bei seinem letzten Auftritt eines gewaltigen Heeres und göttlicher Hilfe, um ihn wieder loszuwerden.

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