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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich niemals in den Vordergrund gedrängt. Aber Aljascha würde sich genauso überraschen lassen müssen wie der Großteil der Versammlung.
    Es wurde Zeit, dass die Kabcara sich auf den Weg ins Audienzzimmer machte. Bevor sie ihre Gemächer verließ, schlug sie sich sanft auf den Bauch. »Elendes Balg. Du wirst mich nicht lange quälen.« Beinahe leidend besah sie sich im Spiegel. »Wenn ich auch nur ein Gramm zunehme, reiße ich dich mit meinen eigenen Händen aus meinem Leib.« Sie legte etwas von dem Parfüm auf, mit dem sie ihren Gemahl so verrückt machen konnte, dass er ihr an Ort und Stelle die Kleider herabreißen würde, wenn er dürfte. »Dieser Knabe macht mir doch tatsächlich ein Kind. So ein Idiot!«
    Sie betrachtete ihr mürrisches Gesicht und zwang sich zu einem Lächeln. Nach wenigen Lidschlägen war ihr die Verwandlung zur liebreizenden, anmutigen, unterwürfigen Gattin gelungen. Die von ihr herbeigerufene Zofe kämmte ihre roten Locken noch einmal, danach begab sie sich zu den Botschaftern, Gesandten und Diplomaten.
    Als sie eintrat, verneigten sich die Männer, die ihr Kommen bemerkt hatten, eiligst. Nicht, dass ein solches Verhalten ungewohnt war, immerhin lenkte sie ihre Baronie mit eiserner Hand. Aber die Ehrbezeugungen heute wirkten auf sie schneller als sonst.
    Sicher schritt sie durch das Spalier und begab sich zu ihrem Gatten. Auf dem Weg zum Thron, neben dem Waljakov und Mortva standen, musterte sie den jungen Mann.
    Seine Art, sich auf dem Herrschersitz zu halten, hatte sich verändert. Der Oberkörper war leicht zurückgelehnt, ein Bein angewinkelt, das andere nach vorne weggestellt, und die Arme ruhten entspannt auf den weichen Lehnen. Er strahlte eine gewisse Ruhe, Selbstsicherheit und Überlegenheit aus, die Uniform stand ihm perfekt. Das Gesicht mit dem kurzen blonden Bart verriet Aufmerksamkeit, die dunkelblauen, leuchtenden Augen besahen sich immer wieder Einzelne der Versammlung, als wollte er deren Gedanken lesen. Den harten Zug um seinen Mund nahm sie erst jetzt wahr. Je näher die Kabcara auf ihn zuschritt, desto fester glaubte sie, dass aus dem Jungen täglich mehr ein Mann wurde. Als er aufstand und ihre Hand nahm, um sie die letzten Meter zu geleiten, hätte sie sich beinahe verneigt.
    »Es ist schön, dich zu sehen, verehrte Aljascha«, begrüßte er sie nach einem angedeuteten Kuss auf den Handrücken. »Ausnahmsweise sind wir heute nicht hier, weil ich eine Versammlung einberufen habe. Es könnte vielleicht daran liegen, dass ich endlich einmal nicht derjenige bin, der Grund zur Sorge hat.« Lodrik sagte die Worte zu seiner Gemahlin laut genug, dass es die Diplomaten mitbekamen. Er wandte sich um. »Wo ist der Botschafter von Ilfaris?«
    »Holla, das bin ich!« Glöckchen klingelten lustig irgendwo im Hintergrund, eine Hand hob sich aus dem Meer der zahlreichen Perücken und Köpfe. Eine schlanke Gestalt in einer schillernden und blinkenden Uniform, wie sie Zirkusdirektoren gerne trugen, bahnte sich den Weg nach vorne. Selbst in die knallblaue Perücke waren kleine Schellen eingeflochten worden. In einer Hand trug die Figur einen Narrenstab.
    Die Gesandten begannen untereinander zu tuscheln, »Unverschämtheit« und »bodenlose Frechheit« waren undeutlich zu vernehmen.
    Inzwischen war der Mann vor dem Thron des Kabcar angekommen, verbeugte sich übertrieben tief und schnellte wie ein Stehaufmännchen in die Höhe. Lodrik fühlte sich dumpf an Fusuríl, den hustrabanischen Gesandten, erinnert und musste grinsen. »Ich bin Fiorell, hoheitlicher Kabcar, Lodrik Bardri¢, Herrscher von Tarpol, Held von Dujulev, Reformator und Gegenreformator in einer Person und Bezwinger der borasgotanischen Truppen an allen Fronten«, verkündete der Mann. »Mein Herr, seine Majestät Perdór der Pralinige, König von Ilfaris, Bezwinger unzähliger Leckereien und Schlemmereien, Torten, Kuchen und Konfekt, entbietet seinen ehrlichsten, aufrichtigsten Gruß.« Wieder verneigte er sich und verwandelte sich durch die Bewegung ein weiteres Mal in einen menschlichen Schellenbaum.
    Der Kabcar hatte sein Grinsen nicht verloren, auch wenn man schon in der Begrüßung ein Affront sehen könnte. Aljaschas Gesicht war einfach zu deuten. Sie teilte die Meinung der Versammlung. »Aha. Ein Narr, wie ich vermute?«
    »Wir hatten keinen passenden Diplomaten zur Hand, daher wurde ich geschickt«, erklärte Fiorell sein Erscheinen. »Ich habe mir sehr viel Mühe wegen meines Aussehens gegeben. Ein Narr sollte

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