Das Zeichen Des Dunklen Gottes
freundliches Lächeln legte sich auf sein ernstes Gesicht. »Keine Angst. Ich habe eine zähe Natur. Und mein Mantel hält das Wasser schon ab. Wenn etwas sein sollte, klopft gegen das Dach oder winkt mit einem Taschentuch.«
Er verschwand aus ihrem Blickfeld, aber sie hörte, wie er sich in den Sattel schwang. Ein Peitschenknall, ein lautes Rufen des Kutschers, und das Gefährt setzte sich in Bewegung.
Müde sank Norina in die Polster, zog eine Decke über sich und versuchte zu schlafen. Ein wenig Ruhe würde ihrem pochenden Herzen gut tun.
Kurz vor dem Stadttor, das in östlicher Richtung aus Ulsar hinausführte, bemerkte Waljakov die Verfolger.
Sie hatten sich geschickt im Schatten der Häuser bewegt, und wegen der klappernden Hufe und der knarrenden Kutsche war es dem Leibwächter nicht möglich gewesen, sie zu hören. Vor dem Tor jedoch lichtete sich die Bebauung, und den fünf Berittenen fehlte die Möglichkeit, sich länger zu verbergen.
Doch sie bogen plötzlich nach links ab, stiegen von den Pferden und betraten eine Schänke, in der sich meistens das Wachpersonal nach dem Dienst einen Schluck gönnte.
Waljakov ließ sich von ihrem Verhalten nicht täuschen. Kein normaler Ulsarer betrat diese Kneipe, in der eine Schlägerei um diese Uhrzeit unvermeidlich war, wenn man nicht zur Wachgarnison gehörte, das wusste er aus seinen früheren Zeiten bei den Scharmützeleinheiten.
Er erteilte dem Wagenlenker und drei Begleitern Anweisung, nach Verlassen der Stadt schneller zu fahren und die Augen dabei stets offen zu halten. Notfalls sollten sie sich den Weg freischießen. Unter einer Plane versteckt und geschützt vor dem Regen lagerten für diesen Fall vier gespannte Armbrüste.
Der Leibwächter ritt zur Schänke, stieg ab, ohne sein massiges Streitross anzubinden, und stellte sich in den Schatten des Gebäudes, um auf die fünf Männer zu warten, die der Kutsche gefolgt waren.
Kaum rollte das Gefährt hinaus, öffnete sich die Tür. Ohne sich großartig umzusehen, liefen die Unbekannten zu ihren Tieren und wollten in die Sättel steigen, als einer inne hielt und sich Treskor betrachtete, der ruhig im Regen stand und gelangweilt schnaubte.
»Das ist doch das Pferd des Leibwächters«, sagte er zu seinen Kumpanen.
»Ganz recht«, sagte Waljakov aus dem Dunkel und tat einen Schritt nach vorne. Das Grau seiner Augen glänzte im nächsten Blitz kalt auf. Überrascht fuhren die anderen herum, die Hände flogen an die Waffen, die sie unter ihren Umhängen verborgen hatten. »Wer schickt euch, und was wollt ihr?«
»Ist er allein?«, fragte sich einer und sah sich um.
»Du sagst uns jetzt, wohin die Reise geht«, forderte ein anderer der Männer.
»Ich habe zuerst gefragt«, knurrte der Hüne und ließ den Mantel zu Boden gleiten, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Der polierte Brustpanzer schimmerte ein wenig im trüben Licht, das durch die dreckigen Scheiben der Kneipe fiel. »Also?«
»Wir könnten ihn mitnehmen und in aller Ruhe befragen, Sergei«, schlug der Erste der Unbekannten vor.
»Aber seid leise. Die Wachen könnten sonst etwas mitbekommen. Ich möchte kein Aufsehen«, stimmte ihr Anführer zu. »Wir sind eben schon knapp an einer Schlägerei vorbei gekommen.«
Waljakov zog seinen Säbel, die mechanische Hand öffnete und schloss sich klackend. »Versucht es.«
Den Hieb des ersten Angreifers fing er ab und schlug dem Mann die künstliche Extremität waagerecht mit voller Wucht ins Gesicht, dass das Blut aus Nase und Mund spritzte. Wimmernd fiel der Kontrahent auf die nassen Steine, Regen spülte sein Blut in die Rinne.
Waljakov wartete nicht darauf, dass ein Zweiter seinen Mut sammelte, sondern eröffnete den Tanz. Er zog alle Register seines K’Tar Tur-Könnens und schaltete die Männer so schnell aus, dass die meisten nicht die Zeit dazu hatten, ihre Waffen mehr als einmal zum Schlag zu erheben.
Sergei stand als Letzter, seine Männer lagen tot oder schwer verwundet auf dem Kopfsteinpflaster. Der Mann hatte einen Langdolch und einen Säbel gezogen, hielt den Körper leicht geduckt und achtete auf jede Bewegung des Leibwächters.
Waljakov verstaute seine Waffe in der Scheide und hob seinen Mantel auf. Dann sah er den Anführer an.
»Also, zum letzten Mal: Wer hat Euch geschickt?«
Sergei ließ seinen Gegner keinen Moment aus den Augen und kreiste wie ein Raubtier um ihn.
Als er dabei am Streitross vorbeikam, gab der Leibwächter einen Befehl in der Dunklen Sprache.
Treskor erwachte
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