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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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du etwas erfahren willst, solltest du mich nicht unterbrechen«, sagte er verschnupft. »Natürlich gelten die Rittertugenden überall. Überall in der christlichen Welt. Für alle Ritter.«
    Die Kinder blickten sich vielsagend an. Endlich eine Spur! Sie beantwortete zwar nicht eindeutig, ob der Fremde Engländer war oder nicht, aber er konnte tatsächlich ein Ritter sein.
    »Danke«, sagte Jakob schnell. »Ihr habt uns sehr geholfen.«
    Antonius blickte verblüfft den Kindern nach, die es plötzlich eilig hatten und sich auf den Weg zur Wendeltreppe machen wollten.
    »Wenn ihr noch mehr Fragen habt, könnt ihr gerne wiederkommen«, rief er ihnen nach. »Und geht ruhig durch die Halle. Das Essen dort ist beendet. Draußen ist es viel zu kalt!«
    Hannes nickte und öffnete die Tür zur Halle. Agnes und Jakob hielten den Atem an. Sie waren noch nie auf der Burg gewesen und schon gar nicht hier in der Halle, wo der Graf und seine Familie sich täglich aufhielten. Aber es war tatsächlich niemand zu sehen außer einem Küchenjungen, der gerade aufeinandergestapelte Schalen die Treppe hinuntertrug. Hannes wartete lieber hinter der Tür, bis er verschwunden war. Dann wagten sie sich weiter.
    |67| Die Halle war festlich geschmückt, trotzdem konnten die Kinder hinter dem Schmuck noch die leuchtenden Wandteppiche vor den steinernen Wänden erkennen. Auf Zehenspitzen gingen sie weiter und betrachteten im Vorbeilaufen die Teppiche. Sie zeigten Ritter und Edelfrauen im Garten und beim Tanz, auf der Jagd und bei einem Festessen.
    Als Hannes und Jakob die Treppe zur Küche erreichten, drehte Hannes sich um und rief leise: »Agnes, wo bleibst du denn?«
    Aber Agnes stand vor einem der Wandteppiche und winkte die Jungen aufgeregt zu sich.
    »Schaut euch das an!«, sagte sie. »Das hat Pater Antonius uns eben aber nicht gesagt!«
    Neugierig gingen Hannes und Jakob zu ihr. Was hatte sie jetzt entdeckt? Sie betrachteten den Teppich, auf dem man fünf höfische Damen erkennen konnte. Sie standen im Kreis auf einer Blumenwiese. Die eine hielt eine Rose an ihre Nase, eine andere betrachtete sich in einem kleinen Handspiegel. Die dritte streichelte das Hündchen auf ihrem Arm, die vierte lauschte auf die Melodie, die sie auf einer kleinen Orgel spielte, während die fünfte Dame Konfekt aß. Es war ein schönes Bild, aber Agnes zeigte ungeduldig auf die Mitte des Teppichs.
    »Da! Seht ihr es?«
    Ein goldgelber fünfzackiger Stern war dort eingewebt. Und jede seiner Zacken zeigte auf eine der höfischen Damen.
    |68| Hannes und Jakob betrachteten das Bild auf dem Teppich eine Weile. Schließlich wussten sie, was Agnes meinte.
    »Also hat der Stern noch mehr Bedeutungen«, stöhnte Jakob. »Und ich dachte, wir wüssten jetzt alles!«
     
    Wofür steht der Stern in diesem Teppich?

5
Aufregung im Burghof
    Z wei Tage später strahlte die Wintersonne vom Himmel. Hannes, Jakob und Agnes stapften durch den frisch gefallenen Schnee die Lange Gasse hinunter. Hannes hatte einen Korb mit Essen dabei und seine Freunde begleiteten ihn zu Großvater Bertram. Es war eine gute Gelegenheit, ungestört miteinander zu reden.
    Bruder Gisberts Pflege hatte dem Kranken gutgetan. Das Fieber war gesunken und er erholte sich ziemlich schnell, aber er war noch zu schwach, um aufzustehen.
    »Und?«, fragte Jakob. »Hat er endlich gesagt, wer er ist?«
    Hannes schüttelte den Kopf. »Er spricht nicht. Kein einziges Wort. Gestern haben Bruder Gisbert und Gottfried beide versucht, etwas aus ihm herauszubekommen. Pierre hat sogar Französisch mit ihm geredet, aber es war zwecklos. Er hat ihn einfach nur verwirrt angesehen und den Kopf zur Wand gedreht.«
    Agnes schüttelte den Kopf. »Was soll das denn? Er müsste doch wenigstens sagen, wie er heißt. Oder vielleicht wissen wollen, wo er ist oder was mit ihm passiert ist. Seltsam.«
    |70| Die Jungen nickten. Der Fremde gab immer mehr Rätsel auf. Konrad hatte mit seinem Vater beschlossen, ihn zunächst in der Kammer zu lassen und ihn dort gut zu versorgen. Die Kammer war wenigstens weit genug von den Gemächern des Grafen Guy entfernt. Wenn es dem Kranken besser ging, konnte man weitersehen. Und Matthes’ Knechte hatten sein Pferd auch nicht gefunden. Aber vielleicht konnte Großvater Bertram ihnen einen Rat geben.
    Sie klopften an die Stadtpforte des Klosters und Bruder Bernhard öffnete sie schwungvoll.
    »Ich habe mir fast gedacht, dass ihr es seid«, lachte er. »Dann kommt mal rein.«
    Die Kinder trauten ihren

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