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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hatte ziemliche Mühe, die Bengel davon zu überzeugen, dass sie hier im Kräutergarten und in meiner Apotheke nichts verloren haben. Und im Hospital erst recht nicht. Schließlich müssen die Kranken versorgt werden! Aber ich habe es geschafft.« Kopfschüttelnd stellte er den Tiegel zum Abkühlen auf einen Rost, stellte den nächsten auf den Dreifuß über dem Feuer und füllte Fett hinein. Dann musste er doch grinsen. »Ich habe es auch genossen, als wir damals unseren Kinderabt gewählt haben. Aber deshalb weiß ich auch, was man sich alles ausdenken kann. Und?«, fragte er die Kinder. »Was macht der französische Kranke? Gisbert hat uns von ihm erzählt.«
    »Es geht ihm besser«, antwortete Hannes.
    |74| »Schläft er viel?«, fragte Anselm.
    Als die Kinder nickten, fuhr er fort: »Gut! Das liegt an den besonderen Kräutern gegen Fieber, die ich für ihn gemischt habe. Zum Beispiel Melisse. Sie sorgt auch für Schlaf und Beruhigung. Und Tausendgüldenkraut ist dabei, damit er trotz Fieber etwas essen kann. Und ihr müsst euch nicht wundern, wenn er einen leicht wirren oder benommenen Eindruck macht. Manche Kräuter haben diese Wirkung. Aber das vergeht sofort, wenn er wieder gesund ist.«
    »Ach, deshalb!«, sagte Jakob.
    »Was meinst du damit?«, fragte Großvater Bertram.
    »Er spricht nicht«, antwortete Hannes. »Er blickt immer nur verwirrt um sich. Deshalb haben wir auch keine Ahnung, wie er heißt oder woher er kommt. Aber Konrad muss das unbedingt wissen.«
    »Wir glauben, dass der fünfzackige Stern uns weiterhelfen kann«, fügte Agnes hinzu.
    »Ein Stern?«, wunderte sich Bertram. »Und warum ist das für Konrad so wichtig?«
    Die Kinder berichteten, welche Schwierigkeiten Konrad mit seinem Onkel hatte, was sie über den Stern herausbekommen hatten und dass der englische Spielmann auch einen besaß.
    »Da hat Pater Antonius recht«, nickte Anselm. Das Fett in seinem Tiegel brutzelte. Er gab zwei Hände voll zerriebener Kräuter dazu und rührte sie unter. Ein starker Duft nach Kamille verbreitete sich im Raum, fast wie auf einer Wiese an einem heißen Sommertag. »Mmmh!«, |75| machte Anselm. »Wirkt bei Kälte gegen spröde Haut und rissige Lippen und riecht auch noch gut!« Er schnupperte noch einmal genüsslich, beobachtete, wie das Fett aufschäumte, und stellte auch den Tiegel mit der Kamillensalbe auf einen Rost. Dann setzte er sich an den Tisch. »Aber zurück zum Stern. Der fünfzackige Stern ist wirklich ein besonderes Zeichen für Christen.«
    »Ja, aber in der Halle haben wir ihn auch auf einem Wandteppich entdeckt«, sagte Agnes. »Da hatte er nichts mit Religion oder mit Rittertugenden zu tun.«
    »Auf dem Teppich waren fünf Damen und der Stern«, erzählte Jakob weiter. »Wir haben schließlich herausbekommen, dass sie die fünf Sinne darstellen sollten. Riechen, Sehen, Fühlen, Hören und   … äh   … mir fällt der fünfte nie ein!«, ärgerte er sich. »Egal, wie ich sie aufzähle!«
    »Und Schmecken«, lachte Agnes. »Das ist doch dein Lieblingssinn, den kannst du doch gar nicht vergessen!«
    »Na ja«, lächelte Anselm. »Aber es stimmt. Der Stern steht auch für die fünf Sinne. Die Zahl Fünf ist überhaupt bedeutend. Seht euch nur eure Finger an!«
    »Und man findet die Zahl auch überall in der Natur«, fügte Bertram hinzu. »Zum Beispiel hier!«
    Er nahm einen Apfel, schnitt ihn quer durch und öffnete die beiden Hälften. Die Kinder staunten. Ein fünfzackiger Stern war in der Mitte des Apfels zu sehen, in jeder Zacke lag ein brauner Kern.
    Hannes nickte. »Das habe ich in der Burgküche gesehen. Pierre hat einen Apfel so durchgeschnitten und |76| ans Fenster gelegt. Und er hat uns verboten, ihn da wegzunehmen. Warum, weiß ich nicht.«
    Anselm schnaubte entrüstet, aber Bertram musste lachen.
    »Euer Pierre ist ziemlich abergläubisch«, erklärte er. »Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest sind die Raunächte. In diesen Nächten kommen Geister auf die Erde und erschrecken die Menschen. Eine der schlimmsten Nächte ist die letzte Nacht im Dezember. Da sollte man gar nicht erst nach draußen gehen. Man sagt, in dieser Nacht könnten sogar die Tiere sprechen, aber wer sie versteht, wird sterben.«
    Agnes schüttelte sich. Allein bei dem Gedanken an Geister lief ihr ein Schauer über den Rücken. »Und was hat das mit dem Apfel zu tun?«, wollte sie wissen.
    »Man kann die Geister bannen, sodass sie nichts mehr ausrichten können. Zum Beispiel, wenn man ein Kreuz

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