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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Pferde wurden versorgt.
    Sie waren gerade noch rechtzeitig zurückgekommen. Dicke Wolken waren inzwischen aufgezogen und bald würde es wieder schneien. Hannes und Gottfried standen im Burghof und beobachteten das Spektakel.
    »Pierre wird sich freuen!«, lachte Hannes. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er an die Gerichte dachte, die sie mit dem Koch zubereiten wollten. »Kannst du dir das vorstellen, Gottfried? Gefüllte Ente mit Speck und Äpfeln, Fasan mit einer Soße aus Honig und Rosenwasser. Die Soße wird noch mit Kardamom, Zimt und Muskat gewürzt«, erklärte er fachmännisch. »Und die Rebhühner kochen wir mit Wein, Knoblauch, Pfeffer und   …«
    »Hör auf!«, wehrte Gottfried lachend ab. »Ich bekomme Hunger!«
    Für Hannes waren Pierres Kochkünste ein richtiges Erlebnis. Der Junge hatte die Zusage von Graf Wilhelm, dass er bei einem guten Koch ausgebildet werden sollte, um dann selbst als Koch in die Burgküche des Grafen zurückzukehren. Seit Tagen ging ihm ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Was wäre, wenn er Konrad in zwei Jahren einfach begleiten würde? Konrad wäre dann Knappe seines Onkels und er würde als Pierres Lehrjunge etwas |103| lernen. Er musste unbedingt mit Konrad darüber reden. Der Gedanke war einfach zu verlockend. Er erzählte Gottfried von seiner Idee.
    »Hört sich gut an!«, nickte Gottfried ernsthaft. »Und ich komme dich besuchen, wenn ich in Frankreich bin. Vielleicht darf ich ja dann in Graf Guys Burgküche ein paar von deinen Gerichten probieren! Obwohl ich wahrscheinlich während der Fastenzeit kommen werde und da gibt es ja nicht solche leckeren Sachen.«
    Hannes lachte. »Das darfst du bestimmt! Pierre kennt dich ja jetzt und wird dich nicht wieder rauswerfen. Aber warum willst du ausgerechnet in der Fastenzeit kommen?«
    »Weil dann die Spielleute nirgendwo auftreten dürfen. Da nutzen wir die sechs Wochen und lernen bei einem Meister was dazu. Dafür gibt es Spielmannsschulen. Spielleute aus allen Ländern kommen dorthin. Warum sollte ich nicht mal eine französische ausprobieren?«
    »Und was lernt ihr da so?«, fragte Hannes neugierig. Er hatte gar nicht gewusst, dass auch Spielleute in die Schule gingen.
    »Neue Instrumente, neue Spielweisen, neue Lieder. Alles Mögliche!«
    »Aber du kannst doch schon so viel!«, rief Hannes.
    »Man lernt nie aus. Es gibt immer wieder neue Dinge, die man noch nicht kennt. Außerdem habe ich nachgedacht, seit ich wieder in Erlenburg bin. Was ich gelernt habe, hilft mir vielleicht bei meinem Plan. Dafür muss ich nämlich richtig gut sein.«
    |104| »Was für ein Plan?«
    Gottfried blickte sich um, aber niemand war mehr in ihrer Nähe. Der Graf und seine Gäste waren auf dem Weg in die Burg.
    »Ich möchte Graf Wilhelm den Vorschlag machen, mich als Musiker in Dienst zu nehmen«, vertraute er Hannes an. »Er hat zwar schon seine Fanfarenbläser für Festessen und öffentliche Anlässe. Aber vielleicht möchte er ja auch einen Spielmann, der ihm immer dann etwas vorspielen kann, wenn er Musik haben will. Oder ich könnte an den Nachmittagen für Gräfin Elisabeth und ihre Damen spielen. Oder Konrad die Laute beibringen. Mit so einer lohnenden Einladung wie jetzt kann ich ja nicht immer rechnen.«
    »Du bist dann aber dauernd hier in Erlenburg«, wandte Hannes ein.
    »Das möchte ich auch. Ich habe es satt, durch die Gegend zu ziehen und rechtlos zu sein. Wäre ich im Dienst des Grafen, dann stünde ich unter seinem Schutz und niemand würde mich mehr herumschubsen oder einfach so verdächtigen, ein Dieb und Gauner zu sein. Das bin ich ganz besonders leid!«
    Hannes nickte. Das konnte er verstehen. Vielleicht konnte er ja auch darüber mit Konrad reden. Und der konnte es seinem Vater schmackhaft machen. Die Vorstellung, dass Gottfried dann immer da wäre, gefiel Hannes sehr.
    Aber sie konnten nicht weiter über ihre Zukunftspläne reden, denn aufgeregtes Hundegebell unterbrach sie.
    |105| Der Jagdgehilfe hatte die Hunde zu sich gerufen, um sie wieder in den Stall zu bringen. Bereitwillig waren sie auf ihn zugesprungen, nur zwei blieben an einer Ecke des Burghofs zurück und bellten wie verrückt.
    Hannes beobachtete sie aufmerksam. Irgendetwas stimmte nicht. Vielleicht war eine Ratte vorbeigelaufen. Aber die Hunde hörten nicht auf. Sie standen am Bergfried und bellten die Tür an.
    Hannes dachte fieberhaft nach. Der Bergfried! Hatten die Bediensteten des Grafen auch da nach Sir Thomas gesucht? Im Bergfried war die

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