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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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oben und landete fast auf meinem Kopf. Ich fand Wasser und einen Laib Brot darin, und ein paar Decken. Ich hörte, wie Holzauf Stein schlug, und dann war alles still.«
    Ein Raunen ging durch die Menge auf dem Burghof. Das war wirklich eine schändliche Tat!
    »Wie lange war ich da unten?«, fragte Sir Thomas.
    »Es ist furchtbar, aber Ihr werdet seit vier Tagen vermisst«, antwortete der Graf. »Ich habe Euch überall suchen lassen, in der Burg, in der Umgebung, aber Ihr wart nicht zu finden. Wisst Ihr, wer es war?«
    Sir Thomas schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gesehen. |109| Und an ihren Stimmen konnte ich sie auch nicht erkennen. Sie haben nicht gesprochen.«
    »Hm«, machte der Graf. »Ich werde die Schuldigen finden, das schwöre ich Euch. Nun bekommt Ihr erst einmal heißes Wasser und neue Kleidung.«
    Er wandte sich um und erteilte seine Befehle. Die Menschenmenge im Burghof löste sich auf. Gottfried bot Sir Thomas an, ihn zu seiner Kammer zu bringen, was der dankend annahm.
    Als Hannes in die Küche kam, rief Pierre: »Ah, da ist Annes, unsere ’eld. Jetzt wir werden alles wissen. Wie ’ast du gefunden die Engländer?«, fragte er neugierig.
    Hannes berichtete, was passiert war, und die Gehilfen klopften ihm auf die Schulter.
    »Das war ein gute Tat«, lobte Pierre und klatschte in die Hände. »Und jetzt wieder an der Arbeit mit euch! Vite, vite!«
    Er schickte Hannes und zwei Gehilfen hinauf in die Halle, um die Tische für den Abend vorzubereiten. Sie liefen die Treppe hinauf und blieben erschrocken stehen. Konrad stand wie versteinert da und machte ihnen Zeichen, still zu sein.
    Aus dem Nebenraum kamen wütende Stimmen.
    »Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist!«, hörten sie Graf Wilhelm empört rufen. »Wie konntest du so etwas tun? Er ist ein Gast auf dieser Burg! Ein
Gast

    Eine Faust schlug auf den Tisch.
    »Er ist ein Engländer!«, antwortete Graf Guy genauso zornig. »Er hatte es verdient!«
    |110| »Nicht auf meiner Burg!«, presste Graf Wilhelm aufgebracht hervor. »Zu Hause kannst du machen, was du willst. Das verantwortest allein du. Hier bestimme ich. Und ich sage dir zum letzten Mal, dass du die Gastfreundschaft einhalten sollst. Keine Waffen und stets höfliches Benehmen allen gegenüber! Was du getan hast, gehört nicht dazu! Der Ritter hätte sterben können!«
    Die beiden Grafen schwiegen. Für Hannes fühlte es sich an, als sei es nur die Ruhe vor einem fürchterlichen Sturm.
    »Wenn du die Gastfreundschaft noch einmal brichst«, sagte Graf Wilhelm mit gezwungen ruhiger Stimme, »werde ich meinen Sohn kaum als Knappen zu dir schicken können. Er kann bei dir nichts lernen, was ihn zum Ritter macht.«
    Hannes blickte Konrad entsetzt an. Alle seine schönen Zukunftsträume in Pierres französischer Küche zerflossen in ein Nichts.
    Konrad zischte: »Mist!«
    Seine Befürchtungen waren eingetroffen! Trotzallem, was er für das Fest seines Vaters und den Frieden auf der Burg unternommen hatte!
    Aber da antwortete Graf Guy seinem Schwager. Seine Stimme klang etwas kleinlauter. »Er soll bei mir nichts lernen können? Du triffst mich in meiner Ehre!«
    »Und das mit Absicht, Guy!«, sagte der Graf schon milder gestimmt. »Versprich mir feierlich, dass du dich bei Sir Thomas entschuldigst und dich wenigstens bis zum Ende der Weihnachtszeit zurückhältst. Ich bitte |111| dich nur um zwei weitere Tage! Das solltest du doch versprechen können?«
    Schweigen. Graf Guy schien überlegen zu müssen. Konrad und Hannes hielten den Atem an und warteten gespannt auf die Antwort.
    »Ich verspreche es feierlich!«, antwortete Graf Guy endlich mit fester Stimme.
    Ein erleichtertes Lächeln ging über Konrads Gesicht und Hannes fiel ein Stein vom Herzen. Hoffentlich hielt der Graf sein Versprechen! Dann war alles gut.
     
    Spät am Abend stieg Hannes wieder die Treppe zur Halle hinauf, um die Kerzen zu löschen. Vergnügt summte er vor sich hin. Graf Guy schien sich wirklich bessern zu wollen. Beim Essen hatte er sich vor allen bei Sir Thomas entschuldigt. Zwar mit knurrender Stimme, aber er hatte es getan. Sir Thomas hatte ihm verziehen und das Essen war fröhlich zu Ende gegangen.
    Vielleicht konnte er seinen Traum von Pierres Küche auf der französischen Burg doch wahr machen! Er hatte mit Konrad über seinen Wunsch gesprochen, mit ihm nach Frankreich zu gehen, und Konrad war richtig froh gewesen, dass Hannes ihn begleiten wollte! Und auch die Idee, Gottfried immer als Musiker auf der

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