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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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legte Graf Guy die Hand auf die Schulter. »Außerdem ist das Bündnis zwischen Kaiser Ludwig und König Edward von England über fünfzig Jahre her, lieber Schwager. Wir waren beide noch gar nicht geboren. Beruhige dich.«
    Graf Guy wurde wieder rot vor Zorn. Hannes und Konrad in ihrem Versteck hielten den Atem an. Der Zorn des Franzosen hatte gar nichts mit dem Spielmann zu tun!
    »Wie lange es her ist, ist egal«, explodierte Guy. »Damals sind bei der ersten Schlacht in Flandern 16   000 französische Ritter, Gewappnete und Seeleute umgekommen. Die französische Flotte von 200 guten Seglern wurde fast völlig zerstört. Fünfzehn große Schlachten sind seitdem gekämpft worden. Mitglieder meiner Familie waren immer dabei. Ich selbst habe nur Glück gehabt, dass ich heute hier stehe. England ist eine ständige Bedrohung. Und ich soll mich beruhigen?«
    »Ja«, antwortete Graf Wilhelm, »und zwar aus dem einfachen Grund, weil es vorbei ist. Die jungen Könige Richard von England und Karl von Frankreich haben in Calais einen Waffenstillstand geschlossen, wie du weißt. Voriges Jahr. Eure beiden Länder können wieder hoffen.«
    »Pah«, machte Graf Guy. »Ich war in Calais dabei. |20| Waffenstillstand bedeutet nicht Frieden. Sie erheben immer noch Anspruch auf den französischen Thron. Daran hat sich nichts geändert. Sie werden nie begreifen, dass man nicht König von Frankreich wird, wenn man zufällig der Sohn der französischen Königstochter ist, wie Edward von England es war. Aber nur ein Königssohn kann bei uns die Königswürde weitervererben. Eine Tochter nicht. Und damit hat vor fünfzig Jahren doch alles angefangen!« Graf Guy schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich traue ihnen nicht. Edwards Enkel Richard ist schwach. Vor zwei Jahren noch hat das englische Parlament ihn sogar abgesetzt, aber sie konnten sich nicht auf einen Nachfolger einigen, also haben sie ihn wieder zum König gemacht. Das zeugt nicht gerade von Stärke. Sie werden uns wieder überfallen, glaub es mir.«
    »Oder ihr sie«, sagte Graf Wilhelm trocken. »Auch ihr habt in den vergangenen fünfzig Jahren Schlachten gegen England ausgelöst und sie mussten sich wehren, vergiss das nicht.«
    »Ja, aber   …«
    »Genug jetzt«, unterbrach Graf Wilhelm seinen Schwager. »Ich bitte dich als guten Ritter, die Gastfreundschaft auf meiner Burg nicht zu missachten. Jeder, der auf dieser Burg ist, genießt sie. Wir tragen keine Waffen und wir gehen höflich miteinander um. Auch mit Engländern. Kannst du dich danach richten?«
    Hinter dem Vorhang im Versteck zischte Konrad leise: »Jetzt bin ich gespannt.«
    Graf Guy blickte auf den Boden. Seine Entscheidung |21| fiel ihm schwer, aber dann nickte er mürrisch. »Gut. Es ist ja nur ein Spielmann. Lass uns zurück in die Halle gehen und Weihnachten feiern.«
    Die beiden Grafen gingen vorbei und der Luftzug bewegte den Vorhang vor dem Versteck. Rasch drückten sich Konrad und Hannes tiefer in die Nische. Aber sie wurden zum Glück nicht entdeckt.
    Als alles ruhig war, traten die Jungen aus ihrem Versteck. Hannes verbeugte sich vor dem Grafensohn und wollte gehen, aber Konrad hielt ihn am Arm fest.
    »Ich muss jetzt wieder in die Halle«, flüsterte er hastig und mit besorgtem Gesicht. »Aber ich brauche deine Hilfe.«
    Hannes nickte sofort. »Und wobei?«, fragte er gespannt.
    »Ich traue meinem Onkel nicht. Er verspricht zwar immer leicht etwas, aber wenn er zornig ist, dann hält er sich nicht unbedingt daran.«
    »Ihr meint, wegen Geoffrey?«, fragte Hannes bestürzt. »Aber Graf Guy hat doch gesagt, dass er nur ein Spielmann ist.«
    »Sicher«, antwortete Konrad, »aber du hast ja gehört, was er von Engländern denkt. Meinem Vater ist es sehr wichtig, dass man sich an die Gastfreundschaft hält. Es ist Weihnachten, wir haben Gäste und wollen feiern. Da können wir keinen Unfrieden brauchen.«
    Hannes nickte, aber Konrad schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Er scharrte unschlüssig mit dem Fuß über den staubigen Holzboden.
    |22| »Ich habe noch einen Grund«, platzte er schließlich heraus. »Und ich glaube, ich kann dir vertrauen.«
    Hannes horchte auf. »Natürlich, immer!«
    »Graf Guy darf nichts tun, was meinen Vater gegen ihn aufbringt«, erklärte Konrad rasch. »Sonst werde ich in zwei Jahren nicht als sein Knappe zu ihm nach Frankreich gehen können. So ist es aber vereinbart und ich möchte es unbedingt! Mein Vater hat sehr strenge Ansichten über die Ausbildung zum

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