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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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denke, der Feind wird wohl Armbrustschützen haben», bemerkte Cartwright bescheiden.
    «Nimm es ab.»
    Er nahm das Visier ab, und mit einer kleinen Verbeugung reichte Cartwright den Helm an Sir John zurück. Sir John würde ihn später aufsetzen, und Cartwright würde den Helm an die Rüstung schnallen, doch für den Augenblick war Sir John fertig.
    Es regnete. Draußen in der nächtlichen Dunkelheit wieherte ein Pferd, und Donner rollte über den Himmel. Sir John nahm den Schal aus purpurrot und weiß gestreifter Seide, den ihm seine Frau als Zeichen ihrer Liebe gegeben hatte, und küsste ihn, bevor er die Seide in den engen Spalt zwischen Halsschirm und Brustplatte schob. Einige Männer banden sich solche Liebesbeweise ihrer Frau um den Hals, und Sir John hatte einmal solch ein Tuch packen können, den Feind daran vom Pferd gezogen und ihn anschließend getötet. Wenn am nächsten Tag ein Gegner an der purpurrot und weiß gestreiften Seide zöge, würde das Tuch leicht herausrutschen und Sir John nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Jeder kleine Vorteil. Sir John beugte prüfend die Arme. Er war mit seiner Rüstung vollkommen zufrieden und schenkte seinem Waffenmeister ein grimmiges Lächeln. «Danke, Cartwright», sagte er.
    Cartwright senkte den Kopf und sprach die Worte, die er immer gesprochen hatte, schon als er seinen Herrn das erste Mal zum Kampf gerüstet hatte. «Sir John», sagte er, «Ihr seid zum Töten bereit.»
    Ebenso wie dreißigtausend Franzosen.
    «Du weißt, was du tun solltest, oder?», sagte Hook zu Melisande. «Du solltest weggehen. Geh heute Nacht. Nimm alle unsere Münzen, alles, was du tragen kannst, und geh.»
    «Wohin?», fragte sie.
    «Such deinen Vater», antwortete Hook. Sie waren im englischen Lager, das in der Talsenke südlich des gepflügten Feldes lag. Die kleinen Hütten des Dorfes waren von Lords besetzt worden, und Hook hörte, wie auf Stahl gehämmert wurde. Die Waffenmeister nahmen die letzten Anpassungen an den teuren Plattenrüstungen vor. Das durchdringende Geräusch übertönte sogar das Rauschen des nicht enden wollenden Regens. Östlich des Dorfes waren die Karren der Armee abgestellt, ihre Speichenräder wurden von den wenigen Feuern beleuchtet, die der Niederschlag noch nicht ausgelöscht hatte. Die französische Armee war von dem Tal aus nicht sichtbar, doch ihre Anwesenheit zeigte sich im schwachen Widerschein ihrer Lagerfeuer an den niedrig hängenden Wolken. Mit einem Mal wurden diese Wolken in blendende Helligkeit getaucht, denn ein gezackter Blitz fuhr in das östlich gelegene Waldstück. Einen Augenblick später ertönte ein Donnerschlag, der das ganze Universum auszufüllen schien, so als sei eine gewaltige Kanone abgefeuert worden.
    «Ich habe mich dafür entschieden, bei dir zu bleiben», sagte Melisande dickköpfig.
    «Wir werden sterben», sagte Hook.
    «Nein», widersprach sie ohne rechte Überzeugung.
    «Du hast doch mit Pater Christopher gesprochen», fuhr Hook unerbittlich fort, «und er hat mit den Herolden gesprochen. Er schätzt, dass da draußen dreißigtausend Franzosen auf uns warten. Wir haben sechstausend Mann.»
    Melisande schmiegte sich noch enger an Hook, um etwas mehr Schutz unter dem Mantel zu finden, den sie über sich gezogen hatten. Sie saßen mit dem Rücken an eine Eiche gelehnt, doch der Baum hielt den Regen kaum ab. «Melisande war mit einem König von Jerusalem verheiratet», sagte sie. Hook erwiderte nichts, er wollte sie sagen lassen, was immer sie sagen wollte. «Und der König ist gestorben», fuhr sie fort, «und alle Männer haben gesagt, sie soll ins Kloster gehen und beten, aber das hat sie nicht getan! Sie tat sich selbst zur Königin gemacht, und sie ist eine große Königin geworden!»
    «Du bist meine Königin», sagte Hook.
    Melisande beachtete das plumpe Kompliment nicht.
    «Und wie war es, als ich im Kloster war? Ich hatte eine einzige Freundin. Sie war älter, viel älter, Schwester Beatrice, und sie hat mir gesagt, dass ich weggehen soll. Sie hat mir gesagt, ich soll mir mein eigenes Leben suchen, und ich habe nicht geglaubt, dass ich das kann, aber dann bist du gekommen. Und jetzt werde ich tun, was Königin Melisande getan hat. Ich tue, was ich will.» Sie erschauerte. «Ich bleibe bei dir.»
    «Ich bin Bogenschütze», sagte Hook niedergeschlagen, «nur ein Bogenschütze.»
    «Nein, du bist Ventenar! Und morgen, wer weiß, bist du vielleicht Centenar. Und eines Tages wirst du Land haben. Wir werden Land

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