Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
haben.»
    «Morgen ist Sankt-Crispinian-Tag», sagte Hook, der sich nicht vorstellen konnte, irgendwann eigenes Land zu besitzen.
    «Und er hat dich nicht vergessen! Morgen wird er bei dir sein», sagte Melisande.
    Hook hoffte sehr, dass sie recht behalten möge. «Aber tu eins für mich», sagte er, «trag den Wappenrock deines Vaters.»
    Sie zögerte, dann fühlte er ihr Nicken. «Ich tue es», versprach sie.
    «Hook!», bellte Thomas Evelgold irgendwo in der Dunkelheit. «Zeit, dass du mit deinen Männern nach vorne gehst!» Tom Evelgold hielt inne und wartete auf eine Antwort. Melisande klammerte sich an Hook. «Hook!», rief Evelgold erneut.
    «Ich komme!»
    «Ich sehe dich noch», sagte Melisande, «bevor...», ihre Stimme erstarb.
    «Du siehst mich noch», sagte Hook, und er küsste sie heftig, bevor er unter dem Mantel hervorkroch. «Ich komme!», rief er Tom Evelgold noch einmal zu.
    Keiner seiner Bogenschützen hatte geschlafen, weil unter diesem Regen und Donner niemand schlafen konnte. Sie murrten vor sich hin, während sie Hook die leichte Anhöhe hinauf zu der nachtschwarzen Fläche des gepflügten Feldes folgten, auf dem sie eine ganze Weile herumstolperten, bevor sie die Wache fanden, die sie ablösen sollten. Endlich entdeckte Hook Walter Magot und seine Leute hundert Schritte vor den angespitzten Stöcken, die immer noch im Acker steckten. «Sag mir, dass du mir ein großes Feuer angezündet und einen Topf Brühe bereitgestellt hast», lautete Magots Gruß.
    «Dicke Suppe, Walter, mit Gerste, Rindfleisch und Kohl. Ein paar Rüben sind auch drin.»
    «Man hört die Franzosen», sagte Magot. «Sie führen ihre Pferde herum. Wenn sie zu nahe kommen, dann pfeift ihr ein bisschen, und sie ziehen sich zurück.»
    Hook spähte in Richtung Norden. Die Feuer im französischen Lager brannten trotz des Regens hell, und ihr Widerschein spiegelte sich zuckend in den Pflugfurchen, die voller Wasser standen. Die gleichen Feuer ließen als schwarze Schattenrisse Männer erkennen, die auf dem Feld ihre Pferde umherführten. «Sie wollen, dass die Tiere morgen früh nicht ausgekühlt sind», sagte Hook.
    «Die Bastarde wollen uns angreifen, was?», sagte Magot. «Beim Morgengrauen, all diese riesigen Kerle auf ihren verdammten Riesenpferden.»
    «Dann bete, dass es aufhört zu regnen», sagte Hook.
    «Bei Gott, und du betest darum, dass ich erhört werde», sagte Magot wild. Bei solchem Regen wurden die Bogensehnen feucht und schwach und nahmen damit den Bögen ihre Kraft. «Halte dich warm», sagte Magot noch und führte dann seine Männer zu den kümmerlichen Annehmlichkeiten ihres nassen Lagers.
    Hook zog unter dem peitschenden Wind und dem Regen die Schultern hoch. Blitze zuckten in das Tal hinter dem französischen Lager hinunter, und in ihrem plötzlichen Lichtschein hatte Hook das Bild von Zelten und Bannern vor sich. So viele Zelte, so viele Banner, so viele Männer waren zu diesem Schlachtfeld gezogen. Ein Pferd wieherte. Dutzende von Pferden wurden auf dem Feld herumgeführt, und Hook konnte, wenn sie ihm nahe kamen, das schmatzende Geräusch hören, mit dem sie ihre schweren Hufe aus dem matschigen Grund hoben. Zwei Mal kamen ihm ein paar Männer sehr nahe, und beide Male rief er eine kurze Warnung, worauf sich die französischen Knappen augenblicklich weiter entfernten. Bisweilen ließ der Regen nach. Dann hob sich der Geräuschschleier aus Rauschen und Tropfen, und Hook konnte deutlich Gelächter und Singen aus dem feindlichen Lager hören. Im englischen Lager war es still. Hook bezweifelte, dass viele Männer aus den beiden Lagern in dieser Nacht Schlaf fanden. Nicht allein das Wetter hielt sie wach, sondern auch das Wissen, dass sie am nächsten Morgen kämpfen mussten. Waffenknechte würden die Klingen schärfen. Hook überlief ein eisiger Schauer, als er daran dachte, was die Morgendämmerung bringen würde. «Beschütze mich», betete er zu Sankt Crispinian, und dann erinnerte er sich an den Rat, den er von dem Priester in der Kathedrale von Soissons erhalten hatte: dass der Himmel nämlich mehr auf Gebete achtete, die zugunsten anderer verrichtet wurden, und so betete er dafür, dass Melisande und Pater Christopher die Wirren des kommenden Tages überleben würden!
    Blitze zuckten über die Wolken, grell und weiß, und der Donner explodierte mit einem Knacken über ihren Köpfen, und der Regen wurde noch unerträglicher und noch heftiger, sodass die Lichter aus dem französischen Lager kaum noch zu

Weitere Kostenlose Bücher