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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rieb sich kratzend aneinander. «Wenn der Mann unschuldig war», sagte Swan leise, «dann hat der König falsch gehandelt.»
    «Er war unschuldig», beharrte Hook, «darauf setze ich mein Leben.» Er hielt inne, fragte sich, ob er es wagen konnte, noch weiter zu gehen, und beschloss, das Wagnis auf sich zu nehmen. «Zum Teufel, Sir, ich würde sogar das Leben des Königs darauf setzen!»
    Mit einem Zischen sog der Mann namens Swan den Atem ein, doch er sagte nichts.
    «Er war ein guter Junge», sagte Will of the Dale.
    «Und er hat nicht einmal eine Verhandlung bekommen!», sagte Tom Scarlet entrüstet. «Zu Hause bei uns, Sir, dürfen wir vor dem Hausgericht zumindest unseren Teil sagen, bevor man uns hängt!»
    «Ja! Wir sind Engländer», sagte Will of the Dale, «und wir haben Rechte!»
    «Kennt ihr den Namen des Mannes?», fragte Swan nach einem Moment.
    «Michael Hook», sagte Hook.
    «Wenn er unschuldig war», sagte Swan langsam, als ob er beim Sprechen über seine Antwort nachdächte, «dann wird der König für ihn Messen lesen lassen, er wird ein Seelenamt für ihn stiften, und er selbst wird jeden Tag für die Seele Michael Hooks beten.»
    Ein weiterer greller Blitz fuhr zur Erde nieder, und Hook sah die dunkle Narbe neben der Nase des Königs, wo ihn bei Shrewsbury eine Ahlspitze getroffen hatte. «Er war unschuldig, Sir», sagte Hook, «und der Priester, der etwas anderes gesagt hat, ist ein Lügner. Es ging um eine Familienfehde.» '
    «Dann werden die Messen gelesen, das Seelenamt gestiftet, und Michael Hook wird mit den Gebeten eines Königs in den Himmel einziehen», versprach der König. «Und morgen, mit Gottes Gnade, werden wir gegen diese Franzosen kämpfen und sie lehren, dass man über Gott und die Engländer nicht spottet. Wir werden gewinnen. Hier», er schob Hook etwas zu, und als Hook es nahm, stellte er fest, dass es sich um einen gefüllten Lederschlauch handelte. «Wein», sagte der König, «um euch für den Rest der Nacht warm zu halten.» Dann ging er davon. Seine gepanzerten Stiefel machten ein schmatzendes Geräusch auf dem schlammigen Boden.
    «Das war aber ein verdammt merkwürdiger Patron», sagte Geoffrey Hoorocks, als der Mann namens Swan außer Hörweite war.
    «Ich hoffe bloß, dass er recht hat», bemerkte Tom Scarlet.
    «Gottverdammter Regen», knurrte Will of the Dale. «Mein Gott, wie ich diesen Regen hasse.»
    «Wie sollen wir wohl morgen gewinnen?», sagte Scarlet bedrückt.
    «Du schießt gut, Tom, und du hoffst, dass Gott dich liebt», sagte Hook, und er wünschte, Sankt Crispinian würde sein Schweigen brechen, doch der Heilige sagte nichts.
    «Wenn die gottverdammten Franzosen morgen in unsere Reihen einbrechen...», sagte Tom Scarlet und unterbrach sich dann.
    «Was, Tom?», fragte Hook.
    «Nichts.»
    «Sag es!»
    «Ich wollte sagen, dass ich dich töte und du mich, bevor sie anfangen können, uns zu foltern, aber das wäre gar nicht so einfach, was? Ich meine, du wärst ja tot, und es würde dir vermutlich ziemlich schwerfallen, mich zu töten, wenn du tot bist.» Scarlet hatte ernst geklungen, doch dann begann er zu lachen, und mit einem Mal brachen sie alle in hilfloses Gelächter aus, auch wenn keiner wusste warum. Es war Totengelächter, aber das, dachte Hook, war immer noch besser, als zu heulen.
    Sie teilten sich den Wein, der sie keineswegs wärmte, und langsam, so grau wie ein Kettenhemd, verdrängte die Dämmerung das Dunkel der Nacht. Hook ging in den östlich angrenzenden Wald, um sich zu erleichtern, und sah ein Dorf jenseits der Bäume. Französische Feldkämpfer hatten sich in den Hütten einquartiert, und nun stiegen sie auf ihre Pferde, um zum Hauptlager zu reiten. Zurück auf dem Feld, beobachtete Hook, wie die Franzosen sich unter ihren feuchten Standarten zur Schlachtordnung formierten.
    Und die Engländer taten das Gleiche. Neunhundert Feldkämpfer und fünftausend Bogenschützen kamen in der Morgendämmerung auf das Feld von Azincourt und wurden auf der anderen Seite der tiefgepflügten Furchen für den Winterweizen von dreißigtausend Franzosen erwartet. Um am Sankt-Crispins-Tag eine Schlacht zu schlagen.

TEIL VIER
Sankt-Crispins-Tag

    *
    ***
    *****
    ***
    *
    D ie Dämmerung war kalt und grau. Ein paar Regenschauer zogen noch über das gepflügte Feld, doch Hook spürte, dass die starken Niederschläge vorüber waren. Nebel hing über den Ackerfurchen und in den tropfenden Bäumen.
    Die Trommler hinter dem Zentrum der englischen Linie

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