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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schlugen einen schnellen Rhythmus, der von lebhaften Trompetentönen verstärkt wurde. Die Musiker standen in der Nähe des königlichen Banners, dem größten der Armee, das von dem Sankt-Georgs-Kreuz, dem Banner Edwards des Bekenners, und der Flagge der Holy Trinity begleitet wurde. Diese vier Banner, alle an besonders langen Stangen befestigt, befanden sich in der Mitte der Schlachtordnung, während die Flanken, die Vorhut und die Nachhut die Banner ihrer Befehlshaber mitführten. Wenigstens fünfzig weitere Standarten wehten über Henrys Feldkämpfern, doch das war nichts im Vergleich zu der Masse von Seide und Leinen, mit denen die Franzosen aufmarschiert waren. «Zählt die Banner», hatte Thomas Evelgold vorgeschlagen, um die Anzahl der Franzosen abschätzen zu können, «und geht davon aus, dass jede Flagge einen Lord mit zwanzig Männern bedeutet.» Manche französische Herren hätten vielleicht weniger Feldkämpfer und die meisten bei weitem mehr, doch Thomas Evelgold war sicher, dass seine Methode eine Schätzung zur Größe des feindlichen Heeres zuließ. Sogar Hook mit seinen guten Augen konnte die unterschiedlichen Flaggen jedoch nicht auseinanderhalten: Es waren schlicht zu viele. «Da sind Tausende von diesen Bastarden», sagte Evelgold trostlos, «und seht euch all diese gottverdammten Armbrustschützen an!» Die französischen Armbrustschützen standen an den Flanken, doch viele waren auch weit hinter der Linie der Feldkämpfer aufgestellt worden.
    «Ihr wartet!», rief ein älterer Feldkämpfer mit grauem Haar, der auf einem schlammbespritzten Wallach saß, den Bogenschützen zu. Er war einer der zahlreichen Männer, die Befehle weitergaben und Ratschläge erteilten. «Ihr wartet», rief er erneut, «bis ich meinen Stab in die Luft werfe!» Der Mann hielt einen kurzen, dicken Stab empor, der mit einem grünen Tuchstreifen umwunden und mit goldenen Kreuzblumen gekrönt war. «Das ist das Signal zum Abschießen der Pfeile! Niemand darf vorher schießen! Ihr achtet auf meinen Stab!»
    «Wer ist das?», fragte Hook Evelgold.
    «Sir Thomas Erpingham.»
    «Und wer ist Sir Thomas Erpingham?»
    «Der Mann, der den Stab wirft», sagte Evelgold.
    «Ich werde ihn hoch in die Luft werfen!», rief Sir Thomas. «So! Seht ihr?» Er warf den Stab schwungvoll hoch, sodass er sich weit über ihm um sich selbst drehte. Als er wieder herunterfiel, wollte er nach ihm greifen, doch er verfehlte ihn. Hook überlegte, ob das ein böses Omen war.
    «Heb ihn auf, Horrocks», sagte Evelgold, «und zwar ein bisschen hurtig!» Horrocks konnte nicht rennen, weil in den gepflügten Furchen der feuchte Schlamm stand. Er sank bis zu den Knöcheln darin ein, doch er hob den grünen Stab auf und reichte ihn dem grauhaarigen Ritter. Sir Thomas dankte ihm und ritt dann weiter an der Linie der Bogenschützen entlang, um seine Anweisungen zu wiederholen. Sir Thomas' Pferd hatte sehr mit dem morastigen Grund zu kämpfen. «Sie müssen den Pflug sehr tief angesetzt haben», sagte Evelgold.
    «Winterweizen», sagte Hook.
    «Was hat das damit zu tun?»
    «Pflüge immer tief für die Wintersaat», erklärte Hook.
    «Ich habe mit dem Pflügen noch nie etwas zu tun gehabt», sagte Evelgold. Er war Gerber gewesen, bevor er zu Sir Johns Ventenar ernannt worden war.
    «Pflüge im Herbst tief und im Frühling flach», sagte Hook.
    «Ich vermute, damit ersparen es sich die Bastarde zugleich, für uns Gräber ausheben zu müssen», knurrte Evelgold mürrisch. «Sie können uns einfach in diese breiten Furchen rollen und ein bisschen Erde über uns scharren.»
    «Es klart auf», sagte Hook plötzlich. Im Westen, über den Mauern der Burg Azincourt, die gerade eben den Wald überragten, wurde der Himmel heller.
    «Dann bleiben wenigstens die Bogensehnen trocken», bemerkte Evelgold, «und das bedeutet immerhin, dass wir ein paar von den gottverdammten Bastarden umbringen können, bevor sie uns abschlachten.»
    Der Feind zog mehr Banner auf als die Engländer und hatte auch mehr Musiker. Die englischen Trompeter spielten kurze, herausfordernde Tonfolgen und hielten dann inne, um den Trommlern Zeit für ihre abgehackten, drängenden Rhythmen zu geben. Die französischen Trompeter dagegen hörten gar nicht auf zu spielen. Ihre Klänge bohrten sich kreischend mit dem kalten Wind in die Ohren der Engländer. Der größte Teil der französischen Armee war zu Fuß, ebenso wie die Engländer, doch an jedem Flügel sah Hook eine Heerschar Ritter mit ihren

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