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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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oder mehr Pfeile.
    «Dann bringst du den zweiten Mann um», fuhr Sir John fort. «Aber nimm nicht das Schwert. Ein Schwert nützt bei einem solchen Kampf nicht viel. Schlag die Bastarde mit deiner Kampfaxt nieder. Betäube sie, brich ihnen die Beine, spalte ihnen die Schädel. Wenn du dann den zweiten Mann getötet hast, stolpert der dritte schon über zwei Leichen, bevor er dich angreifen kann.»
    «Ich würde lieber die Lanze benutzen», wandte Sir William zurückhaltend ein.
    «Dann ramm sie ihnen gegen die Visiere», sagte Sir John. «Das ist der schwächste Punkt an ihrer Rüstung. Ramm ihnen die Lanze ins Gesicht, William. Die gottverdammten Bastarde sollen leiden.» Die Franzosen waren nun weniger als fünfzig Schritt entfernt. Die Pfeilschüsse hatten fast gänzlich aufgehört, wenn auch noch einige wenige Ahlspitzen von der Seite in die Flanke des vorrückenden Feindes trafen. Die Bogenschützen, die zwischen den Einheiten der englischen Kampflinie gestanden hatten, machten sich zum Rückzug bereit, sodass die englische Linie der vollgerüsteten Männer keine Unterbrechung mehr aufwies. Diese Bogenschützen hatten noch einige Pfeile übrig und schossen sie schnell ab, bevor sie endgültig nach hinten befohlen wurden. Weitere Franzosen brachen zusammen. Einer, einen Pfeil tief im Bauch, ging in die Knie, schob sein Visier nach oben und erbrach eine blutiges Gemisch, bevor ihn die nachfolgenden Männer in die Ackerfurchen trampelten.
    «Wir stehen drei Reihen tief», sagte Sir John, «und sie haben mindestens zwanzig Reihen. Die hinteren Männer werden die vorderen weiterschieben und sie uns so in die Klingen treiben.» Ein Grinsen flog über sein Gesicht. «Und wir sind nüchtern, William. Uns ist der Wein ausgegangen, also kämpfen wir nüchtern, aber ich wette, dass die Hälfte ihrer Armee jetzt noch betrunken ist. Gott steht auf unserer Seite, William.»
    «Glaubst du das wirklich?»
    «Glauben?» Sir John lachte. «Ich weiß es! Jetzt ist es gleich so weit.»
    Neuer Lärm erhob sich, als die Franzosen wieder ihre Kriegsrufe brüllten. Auf Sir Johns linker Seite bewegte sich ein großer Pulk Gegner auf das Banner des Königs zu. Er sah die Oriflamme rot und tückisch hoch an ihrem Stab flattern, und dann vergaß er sie, weil der Feind seine Kräfte zu einer großen Anstrengung bündelte. Sie brüllten, sie versuchten die letzten Schritte zu rennen, sie kamen, um sich ihren Sieg zu holen.
    Ihre Lanzen waren bereit zum Zustoßen. Sie schrien «Saint Denis! Montjoie!Montjoie!» , und die Engländer heulten wie Jäger, die ihre Beute hetzen.
    «Jetzt!», brüllte Sir John. «Jetzt!»
    Sir Martin stieß Melisande zu Boden. Er legte ihr die Hand zwischen die Brüste und schob Melisande heftig rückwärts, sodass sie zwischen den Bäumen an der Uferböschung hinfiel. «So», sagte er, «sei ein folgsames kleines Mädchen und rühr dich nicht. Nein!», er hob eine Hand, als sie versuchte wegzukriechen. In dieser erhobenen Hand lag eine schreckliche Drohung, sodass Melisande erstarrte und Sir Martin damit zum Lächeln brachte. Seine Zähne waren nur noch gelbliche Stümpfe. «Irgendwo habe ich ein Messer», erklärte er ihr, «es muss doch irgendwo sein.» Er fingerte in einem Beutel an seinem Gürtel herum. «Es ist ein wirklich gutes Messer. Oh! Da ist es ja!» Er grinste, als er die kurze Klinge vor ihr emporhielt. «Setz ein Messer an ihre Kehle, sagt die Heilige Schrift, wenn du ein Mann von großem Appetit bist, und das bin ich, das bin ich wirklich, aber ich will dir deine hübsche Kehle trotzdem nicht durchschneiden, meine Hübsche. Es verdirbt mir nämlich beinahe die ganze Freude, wenn du in deinem Blut zappelst. Also sei ein gutes Mädchen und bleib still liegen, dann ist es bald vorbei.» Er lachte bei dem Gedanken, dann kniete er sich mit den Beinen rechts und links neben ihrem Körper über sie. «Aber ich denke, wir wollen dich nackt. Die Blöße ist gesegnet, Mädchen. In der Blöße liegt die Wahrheit. Das sind die Worte unseres Herrn und Erlösers.» Er hatte diese Worte erfunden, doch für ihn klang aus ihnen biblische Wahrheit. Er stemmte seine linke Hand auf ihre Brüste, sodass Melisande wimmerte. Er grinste, und in seinen tiefliegenden Augen sah Melisande den Wahnsinn glühen. Sie rührte sich kaum, sie wagte kaum, sich zu rühren, denn das Messer kam auf ihre Kehle zu, und dennoch tastete sie nach ihrem Beutel und zog ihn langsam näher zu sich.
    «Was will uns scheiden von der Liebe

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