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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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im Weg, Mädchen.» Mit der Messerhand zog er sich die Kordel über den Kopf. Der Inhalt des Beutels klimperte, als er ihn auf die Uferböschung warf, und das Geräusch brachte ihn zum Grinsen. «Das ist Franzosengold, kleines Mädchen, Gold, das ich in Harfleur gefunden habe, und wenn du lieb zu mir bist, gebe ich dir einen Groschen oder zwei. Du wirst doch lieb sein, nicht wahr? Ganz still und lieb wie ein gutes kleines Mädchen?»
    Melisande schob ihre Hand tiefer in den Beutel und fand, was sie suchte.
    «Ich werde lieb sein», sagte sie mit ängstlich bebender Stimme.
    «Oh, das wirst du», gab Sir Martin heiser zurück und legte das Messer wieder an ihren Hals. «Das wirst du ganz bestimmt.»
    Sir John trat zurück. Zwei Schritt genügten. Zuerst hatte er befürchtet, den Befehl zu früh gegeben zu haben, und wieder hatte er geglaubt, es wäre zu spät, denn seine Füße steckten im Schlamm, doch er zerrte sie heraus, stolperte zwei Schritt zurück, und die angreifenden Franzosen schrien auf, weil sie glaubten, die Engländer wollten davonlaufen, dann stießen sie ihre Lanzen in die leere Luft, und der Schwung der Stöße brachte sie aus dem Gleichgewicht, und in diesem Moment schlug Sir John zu. «Jetzt!», brüllte er. «Zuschlagen!» Er rammte seine Lanze vorwärts, spießte die Eisenspitze in den Schritt des nächsten Feindes. Die englischen Lanzen waren ebenso wie die französischen gekürzt worden, doch die Franzosen hatten die Schäfte stärker gekürzt und hatten mit ihren Waffen deshalb eine geringere Reichweite als die Engländer. Sir Johns Lanze bohrte sich in Metall, und er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht in den Stoß, sah den Feind vorwärts zusammenklappen, zerrte die Lanze zurück, sah den Mann fallen und stieß erneut zu.
    Die Franzosen, deren Hieb in die Leere gelaufen war, kamen ins Stolpern. Sie waren erschöpft, konnten ihre Füße kaum noch aus dem schweren Boden ziehen, und die Gewalt der englischen Lanzenstöße ließ sie stürzen. Rechts und links von Sir John lagen Männer auf den Knien, und er rammte die Lanze mit aller Kraft in das visiergeschützte Gesicht eines Mannes in der zweiten Reihe, um ihn rückwärtstaumeln zu lassen. Dann schleuderte er die Lanze auf den Boden und streckte die rechte Hand nach hinten aus. «Kampfaxt!»
    Sein Junker gab ihm die Waffe.
    Und das Töten begann.
    Eine Lanze traf Sir Johns Kopf. Er hatte kein Visier, und der Franzose hatte versucht, Sir John das Auge auszustechen, doch der Hieb glitt am Helm ab, und Sir John schob sich einen Schritt nach vorn, schwang in einer knappen Bewegung seine Kampfaxt und schmetterte sie gegen den Helm des Mannes. Der Helm brach auf, und ein weiterer Mann krümmte sich im Schlamm. Etliche Männer in der französischen Linie waren zu Fall gekommen, und Sir John sorgte dafür, dass sie am Boden blieben, indem er die bleibeschwerte Hammerseite seiner Axt auf ihre Helme niederfahren ließ. Der Mann, der als Erster in Sir Johns Lanze hineingelaufen war, mühte sich, wieder aufzustehen, und Sir John hieb ihm die Klingenseite der Axt in die Rückenpanzerung und brüllte seinem Junker zu, dem Mann endgültig den Garaus zu machen. «Offne sein Visier», rief er, «töte ihn!» Dann suchte sich Sir John einen festen Stand und begann, sich seine Feinde auszusuchen.
    Beinahe die gesamte erste Reihe der Franzosen war zu Boden gegangen, wo sie eine blutende Masse aus verschlungenen Körpern und gefährlich scharfen Waffen bildeten, und die nachfolgenden Reihen stolperten über diese Hindernisse, und dabei wurden sie mit Axtklingen, Keulen und Lanzenspitzen angegriffen. Das wäre jedoch noch nicht allzu schwer ins Gewicht gefallen, wenn die Franzosen die Hindernisse in Ruhe hätten überwinden können, doch sie wurden von den eigenen nachfolgenden Reihen nach vorne gedrängt, sodass sie unmittelbar in die englischen Klingen hineinstolperten. «Tötet sie!», brüllte Sir John. «Tötet sie! Tötet sie! Tötet sie!» Und in diesem Moment kam der Rausch der Schlacht über ihn, das schiere Glücksgefühl, ein Kriegsherr zu sein, gerüstet und bewaffnet, gefährlich und unbesiegbar. >Mit dem Hammerende der Kampfaxt schlug er Feinde in ihren Rüstungen nieder. Der Hammer musste die Rüstung nicht durchbohren, das vermochten ohnehin nur wenige Waffen, doch allein seine Wucht konnte einen Mann betäuben, und gewöhnlich genügte ein Hieb, um ihn niederzuwerfen oder gar für den Rest seines Lebens zum Krüppel zu machen.
    Die Franzosen, so

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