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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Hört ihr zu?», rief er. Er meinte damit seine eigenen Feldkämpfer, doch nur ein Narr würde Sir John Cornewailles Worte in einem Kampf nicht beherzigen. «Hört zu!», bellte er aus seinem offenen Helm heraus. «Wenn sie bei uns sind, werden sie die letzten paar Schritte im Sturm nehmen! Sie wollen uns so schwer wie möglich treffen! Sie wollen den Kampf beenden! Also: Auf mein Zeichen gehen wir alle drei Schritt zurück. Habt ihr verstanden? Wir gehen drei Schritt zurück!»
    Seine eigenen Männer würden ihm gehorchen, das wusste er, ebenso wie Sir William Porters Männer. Sir John hatte seine Männer auf schnelle Manöver vorbereitet. Der Feind würde heranstürmen und seine gekürzten Lanzen geradewegs in englische Eingeweide oder Gesichter rammen wollen, und wenn die Engländer unvermittelt einige Schritte zurückgingen, würde der erste Schwung dieses Angriffs verlorengehen. Und in genau diesem Moment, in dem der Feind aus dem Gleichgewicht kam, würde Sir John den Gegenangriff beginnen. «Ihr wartet auf meinen Befehl!», rief er, wenn ihm auch zugleich Bedenken kamen. War es vielleicht zu gefährlich, auf diesem trügerischen Grund rückwärtszugehen? Doch der Feind würde vermutlich noch eher ausrutschen und fallen als seine eigenen Männer. Diese standen in drei unregelmäßigen Reihen, die sich in unmittelbarer Nähe des Dukes of York, der seine größere Kompanie um sich geschart hatte, auf sechs erweiterten. Der Duke, dessen angespannte Miene unter seinem Helm deutlich zu erkennen war, hatte sich nicht umgesehen, als Sir John seine Anweisungen gab. Stattdessen hatte er weiter geradeaus gestarrt und die Spitze seines Schwertes aus bestem Bordeaux-Stahl leicht auf einer Ackerfurche ruhen lassen. «Wenn sie angreifen!», rief Sir John und achtete genau darauf, ob der Duke irgendeine Reaktion zeigte, «dann lassen wir sie ins Leere laufen! Geht ein paar Schritte zurück! Und wenn sie aus dem Tritt kommen, greift ihr sie an!» Der Duke schwieg, er hielt den Blick weiterhin auf die Franzosen gerichtet, deren Kampfordnung sich immer weiter auflöste. Die Männer an den Seiten drängten in die Mitte, um den Pfeilen zu entkommen, und die Befehlshaber in der ersten Reihe verzerrten, was von der französischen Aufstellung noch übrig war, indem sie unübersehbar auf die Stellen der englischen Linie zuhielten, an denen die Banner anzeigten, wo der Hochadel stand. Doch so aufgelöst die französische Linie auch sein mochte, ihre erste Kampfeinheit war immer noch beeindruckend. Ihre Zahl übertraf die der englischen Feldkämpfer um das Achtfache. Es war eine wohlgerüstete Kämpfermasse, gespickt mit Lanzen und Schwertern; eine knirschende Welle aus Stahl, die alle Pfeile einfach von sich abzuschütteln schien, ebenso wie einem Stier die Stiche schwärmender Rinderbremsen gleich sein mochten. Dennoch brachen einige Franzosen zusammen, und immer wenn ein Mann durch eine Ahlspitze zu Fall kam, ließ er die Nachfolgenden stolpern, und Sir John sah das Drängen und Schieben, das Stoßen und Rempeln. Manche Männer rangen um einen Platz in der vordersten Reihe, wollten Ruhm und Ehre gewinnen, andere zögerten, als Erste zuzuschlagen, doch alle, das wusste er, gingen davon aus, dass sie auf Lösegelder und Reichtümer und die Freuden des Sieges zählen konnten.
    «Gott schütze dich, John», sagte Sir William Porter unruhig. Er war neben seinen Freund in die Kampflinie getreten.
    «Ich glaube, Gott wird uns den Sieg schenken», sagte Sir John laut.
    «Ich wünschte, Gott hätte uns tausend englische Feldkämpfer mehr geschickt», sagte Sir William.
    «Du hast gehört, was der König gesagt hat», rief Sir John als Antwort. «Wünsch dir auch nicht einen Mann mehr in unseren Reihen! Warum den Sieg teilen? Wir sind Engländer! Und wenn wir heute nur halb so viele Männer wären, würden wir diese Scheiße fressenden Söhne stinkender Huren trotzdem niedermachen!»
    «Gott steh uns bei», murmelte Sir William.
    «Tu, was ich sage», gab Sir John leise zurück. «Lass sie herankommen, geh zurück, und dann schlägst du zu. Wenn du den ersten Mann auf dem Boden hast, bildet er ein Hindernis für den nächsten. Verstehst du?»
    Sir William nickte. Die Feinde waren sich nun nahe genug gekommen, um die gegnerischen Männer an ihren Wappenröcken zu erkennen, allerdings waren die Wappenröcke der Franzosen so sehr mit Schlamm bespritzt, dass man die Wappen kaum noch ausmachen konnte, und in beinahe jedem Wappenrock steckten zwei

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