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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schien es Sir John, bewegten sich mit quälender Langsamkeit, während ihm gottgleiche Schnelligkeit verliehen worden war. Grinsend behielt er drei oder vier Feinde zugleich im Auge, suchte sich denjenigen aus, den er zuerst angreifen wollte, während er zugleich schon wusste, wie er den zweiten und den dritten niedermachen würde. Sie kamen auf ihn zu, und er spürte ihren Schrecken. Die hinteren Reihen der Franzosen waren mit Kurzwaffen, Keulen, Schwertern oder Äxten ausgerüstet, doch sie fanden keine Gelegenheit, sie einzusetzen, während sie über die Körper der Gefallenen gedrängt wurden. Sie torkelten den Hieben Sir Johns und seiner Männer entgegen, und so viele von ihnen gingen zu Boden, dass Sir John selbst über Tote hinwegsteigen musste. Nun befanden sich die Engländer im Gegenangriff. Neunhundert Männer bekämpften achttausend, doch diese neunhundert Männer wussten, wohin sie ihre Füße setzten, und mussten nicht befürchten, von Männern aus nachfolgenden Reihen nach vorne gedrängt zu werden.
    Ein Franzose in schlammbespritzter Rüstung, deren Metall mit Sand gescheuert worden war, bis es wie Silber glänzte, stieß sein Schwert gegen Sir John, der die Wucht des Hiebes mit der Beinschiene abfing, die seinen linken Oberschenkel schützte. Sir Johns Mitstreiter zur Rechten hieb mit der Kriegsaxt auf den schimmernden Helm ein, und der Franzose brach zusammen wie ein Schlachtochse, während Sir John den spitzen Stachel seiner Kriegsaxt schon dem nächsten Gegner ins Gesicht rammte, der einen Wappenrock mit einer Weizengarbe trug. Unter der Spitze wurden Visier, Zähne und Gaumen zermalmt, sodass der Kopf des Mannes nach hinten schnappte, während sein Körper nach vorn gedrängt wurde. Sir John ließ seinen Nebenmann den Helm des Gefallenen zerschmettern, während er den nächsten Hieb seiner Kriegsaxt gegen einen Topfhelm schmetterte, auf dem sich ein Federbusch erhob. «Kommt her, ihr Bastarde! Ich will euch!», rief Sir John. Er lachte. In keinem Augenblick dachte er daran, dass einige Franzosen begierig danach waren, den Ruhm zu erwerben, den der Tod oder die Gefangennahme Sir John Cornewailles einbringen würde. Sie kamen und sie fielen. Sie wurden zu Opfern des durchnässten, schlüpfrigen Bodens und der Hindernisse, die sie durch ihre geschlossenen Visiere nicht sehen konnten. Sie liefen geradewegs in die kurzen, gewaltigen Hiebe einer Kampfaxt und verwandelten sich selbst in weitere Hindernisse für ihre Gefährten.
    «Eng zusammenbleiben! Eng zusammenbleiben!», brüllte Sir John und versicherte sich, dass er einen Mann zur Linken und Sir William zur Rechten hatte. Der Kampf wurde Schulter an Schulter geführt, sodass der Feind keine Gelegenheit bekam, die Kampflinie aufzubrechen, und Sir Johns Feldkämpfer setzten die Techniken ein, die er sie gelehrt hatte. Sie waren über die ersten gefallenen Franzosen hinweggestiegen, und die zweite Reihe der Engländer öffnete die Visiere der Feinde und stieß ihnen Messer in Augen oder Münder, damit die Verwundeten nicht noch vom Boden aus einen Hieb oder Stich ausführen konnten. Die Franzosen kreischten, wenn sie die Klinge kommen sahen, sie zappelten im Schlamm, um den Stichen zu entgehen, sie starben in Zuckungen, und immer noch kamen weitere, die niedergeschlagen, verstümmelt und erstochen wurden. Manche Franzosen, die sich nun vor den Pfeilen sicher fühlten, hatten ihre Visiere geöffnet, und Sir John rammte einem Mann den Spitzdorn der Kampfaxt ins Gesicht, drehte sie, während er die Augenhöhle durchstach, zog sie triefend vor Gallertmasse und Blut zurück und sah, wie der Mann in seinem verzweifelten, qualvollen Todeskampf weitere Franzosen beim Kämpfen behinderte. Sir William Porter stieß Männern die Lanze ins Gesicht. Ein Stoß genügte meist, um die Männer aus dem Gleichgewicht zu bringen, und Sir Williams anderer Nachbar gab ihnen mit einem Hieb seiner Streitaxt den Rest. Sir William, im gewöhnlichen Leben ein stiller und gelehrter Mann, knurrte und röchelte, als er sich seine Opfer aussuchte. «Gottverflucht, William», rief Sir John, «das ist die reine Lust!»
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Stahl auf Stahl, Schreie, Kriegsrufe. Inzwischen waren genügend Franzosen gefallen, um den massiven Angriff zum Erliegen zu bringen, und kein Mann aus den hinteren Reihen kam mehr über die Leichen, ohne selbst einer englischen Klinge zum Opfer zu fallen. Blut stand in den Ackerfurchen. Sir John trat auf den behelmten Kopf eines

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