Das Zeichen des Sieges
Scarlets Bauch vor, und Scarlet lenkte die Lanze mit seiner Kampfaxt ab. Ein zweiter Franzose, der das gleiche Schwanenwappen trug, hieb mit einer wuchtigen Schwertklinge auf die Kampfaxt ein, doch der Stahl sprang von dem eisenbeschlagenen Schaft ab. Scarlet griff hart an, der Spitzdorn der Axt fuhr krachend gegen die Brustpanzerung unter dem Schwan, und der Mann taumelte rückwärts. Der Schwertkämpfer schlug erneut zu, und es gelang Scarlet kaum, den Hieb mit dem Schaft der Axt abzuwehren, doch dann war Will Sclate an seiner Seite, hob knurrend seine Kampfaxt und schmetterte sie dem Schwert-kämpfer so wuchtig auf den Helm, dass er das Metall eindrückte, als sei es aus Pergament. Der Helm brach auf, Blut und Hirnmasse schossen empor, und der riesenhafte, grimmige Sclate zog die Kampfaxt zurück.
«Wir wollen ihn, Will! Der Bastard ist reich!», rief Tom Scarlet und rammte den reichen Mann erneut mit seiner Kriegsaxt. Der Lord - Scarlet war überzeugt, einem Adligen gegenüberzustehen - stieß mit seiner Lanze zu, und dieses Mal packte Scarlet sie mit einer Hand und zog sie ruckartig zu sich. Der Mann stolperte vorwärts, fiel, und Scarlet griff unter den Rand seines Helms und zog ihn aus der Kampflinie. Will Sclate, unterstützt von einem Dutzend von Sir Johns Bogenschützen, schmetterte weitere Männer mit der Hammerseite seiner Kriegsaxt nieder. Scarlet hockte sich neben den Franzosen und sah ihm grinsend ins Gesicht. «Du bist reich, oder?»
Der Mann starrte ihn hasserfüllt an. Also zog Scarlet sein Messer. Er ließ die Spitze vor dem linken Augapfel des Mannes schweben. «Wenn du reich bist», sagte er, «dann bleibst du am Leben, und wenn du arm bist, dann stirbst du.»
«Je suis le Comte de Pavilly» , sagte der Mann, «je me rends! Je me rends!»
«Heißt das, dass du reich bist?», fragte Scarlet.
«Hinter dir, Tom!», hörte er da Hook brüllen, und als er sich umdrehte, sah er Franzosen auf sich zustürmen, und in diesem Augenblick trieb der Comte de Pavilly Tom Scarlet sein eigenes Messer in den Schritt. Scarlet kreischte. Der Comte richtete sich im Schlamm auf und stieß erneut zu, dieses Mal in Tom Scarlets Bauch, und er riss und zerrte die Klinge durch das Fleisch. Dann mähte Will Sclates den Comte de Pavilly mit einem gewaltigen Schlag seiner Kampfaxt nieder, der ihm die Zähne bis in den Hinterkopf trieb. Sein Blut vermischte sich mit Tom Scarlets Blut. Die beiden Toten, der reiche Mann und der arme Mann, lagen übereinander, als Sclate seine Waffe aus dem Gemisch aus schartigem Metall und Knochen zerrte, bevor er vor einem unvermittelten Vorstoß der Franzosen zurückgedrängt wurde.
Auch Hook wurde zurückgedrängt.
Eine keilförmig aufgestellte Gruppe Franzosen stürmte gegen die Bogenschützen an. Bisher hatten die Engländer die Oberhand gehabt, weil sie angegriffen hatten und weil sie beweglicher waren als ihre Feinde. Doch nun hatten die Franzosen einen Weg gefunden, die Bogenschützen zurückzuschlagen: Sie kamen Schulter an Schulter und ließen die Hiebe der Bogenschützen ins Leere laufen, indem sie sie abwehrten, statt selbst anzugreifen. Wenn ein Bogenschütze ausglitt oder zu weit ausholte und zu spät sein Gleichgewicht wiederfand, zuckte eine Klinge vor, und ein Engländer sank im Schlamm zusammen, wo er mit Keulenhieben getötet wurde. «Tötet sie!», rief Seigneur de Lanferelle, der die Keilformation anführte. «Immer nur einen nach dem anderen! Gott wird uns Zeit genug geben, um sie alle zu töten! Saint Denis! Montjoie!» Endlich sah er den Sieg vor sich. Bis dahin waren die Franzosen im Grauen der Schlacht viel zu ungeordnet vorgegangen und hatten sich wie Vieh zur Winterschlachtung treiben lassen, doch Lanferelle war ruhig, er war tödlich, und er war selbstbewusst, und immer mehr Franzosen folgten ihm, weil sie spürten, dass endlich jemand ihre Führung übernommen hatte.
Hook sah den Falken in seiner sonnenglänzenden Pracht.
«Hinter dir, Tom!», hatte er Scarlet zugerufen, und dann hatte er gesehen, wie sich der Franzose in dem rotweißen Wappenrock unvermittelt aufrichtete, doch mehr hatte er nicht sehen können, weil ihm Lanferelle plötzlich gegenüberstand und er vor dem Hieb seiner Kampfaxt zurückweichen musste. Lanferelle hatte ihn nicht töten, sondern nur aus dem Gleichgewicht bringen wollen, und nun musste er vor dem nächsten Stoß des Spitzdorns zurückweichen und wäre vermutlich in den Ackerfurchen zu Boden gestolpert, wenn er nicht mit dem
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