Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Latein! Die Sprache Gottes. Oder spricht Er vielleicht hebräisch? Vermutlich ist das wahrscheinlicher und wird wohl im Himmel zu einigen Schwierigkeiten führen, nicht wahr? Werden wir alle Hebräisch lernen müssen? Oder werden wir uns mit einem Mal dieser Sprache wunderbarerweise mächtig finden, wenn wir die himmlischen Auen erreicht haben? Ich habe gesagt, wie das Schwert des Teufels mit Blut gestillt wurde!» Pater Ralph gluckste bei diesem Gedanken in sich hinein, dann bedeutete er Melisande, dass sie fortfahren solle. Seine Feder flog nur so über das Pergament.
    Selbstbewusstes Männergelächter drang von der Wiese zu ihnen. Inzwischen kämpften andere Männer und ließen ihre Schwerter in der Sonne blitzen. «Ihr fragt Euch wohl», sagte Pater Ralph, als er eine weitere Seite gefüllt hatte, «warum ich Eure Erzählung ins Lateinische übertrage.»
    «Ja, Pater.»
    «Damit die gesamte Christenheit erfährt, was für blutrünstige Teufel die Franzosen sind! Wir werden diesen Bericht hundertmal abschreiben lassen und ihn an jeden Bischof, jeden Abt, jeden König und jeden Prinzen in der Christenheit schicken. Sie sollen die Wahrheit über Soissons erfahren! Sie sollen wissen, wie die Franzosen ihr eigenes Volk behandeln! Sie sollen wissen, dass die Wohnstatt des Satans Frankreich ist, nicht wahr?» Er lächelte.
    «Ja, der Satan haust dort», ertönte eine herrische Stimme hinter Hook, «und er muss ausgetrieben werden!» Hook fuhr in seinem Stuhl herum und sah, dass der Mann mit der schwarzen Rüstung an der Tür stand. Er hatte seinen Helm abgenommen. Schweiß lief aus seinem braunen Haar, in dem ein Abdruck des Helmfutters zurückgeblieben war. Er war ein junger Mann, und er kam Hook bekannt vor, auch wenn er nicht wusste, woher. Doch dann sah er die tiefe Narbe neben der langen Nase. Beinahe hätte er den Stuhl umgeworfen, als er sich vor seinem König hastig auf die Knie warf. Sein Herz schlug wild, und seine Angst war ebenso groß wie in dem Moment, in dem er an der Bresche von Soissons auf die Angreifer gewartet hatte. Der König. Das war alles, was er denken konnte, vor ihm 6tand der König.
    Henry forderte Hook mit einer unwilligen Geste auf, sich zu erheben, doch Hook war viel zu verwirrt, um ihm zu gehorchen. Der König trat hinter den Tisch, um zu lesen, was Pater Ralph geschrieben hatte. «Mein Latein ist nicht, was es sein sollte», sagte er, «aber das Wesentliche ist mir klar genug.»
    «Es bestätigt alle Gerüchte, die wir gehört haben», sagte Pater Ralph.
    «Sir Roger Pallaire?»
    «Von diesem jungen Mann getötet, Sire», sagte Pater Ralph und deutete auf Hook.
    «Er war ein Verräter», sagte der König kalt, «unsere Spitzel in Frankreich haben das bestätigt.»
    «Jetzt kreischt er im Höllenfeuer», sagte Pater Ralph, «und seine Schreie werden uns bis in alle Ewigkeit in den Ohren klingen.»
    «Gut», sagte Henry knapp und blätterte durch die Seiten. «Nonnen? Doch sicher nicht!»
    «Doch, Sire», sagte Pater Ralph. «Den Bräuten Christi wurde Gewalt angetan, und sie wurden gemordet. Sie wurden von ihrem Gebet weggezerrt, um den Soldaten zu Lust und Vergnügen zu dienen, Sire. Wir hatten davon gehört, und wir hatten nicht gewagt, es zu glauben, doch diese junge Lady bestätigt es.»
    Der König ließ seinen Blick auf Melisande ruhen, die, ebenso wie Hook, auf die Knie gefallen war und, ebenso wie Hook, vor Anspannung zitterte. «Steh auf», sagte der König zu ihr und richtete seinen Blick auf ein Kruzifix an der Wand. Stirnrunzelnd biss er sich auf die Unterlippe. «Warum hat Gott das zugelassen, Pater?», fragte der König nach einer Weile, und aus seiner Stimme klang sowohl Schmerz als auch Erstaunen. «Nonnen. Gott hätte sie behüten sollen, nicht wahr? Er hätte Engel herabsenden sollen, um sie zu beschützen!»
    «Vielleicht wollte Gott, dass uns ihr Schicksal zum Zeichen werde», vermutete Pater Ralph.
    «Zum Zeichen?»
    «Für die Verderbtheit Frankreichs, Sire, und so für die Rechtschaffenheit Eures Anspruchs auf die Krone dieses unglückseligen Reiches.»
    «Dann ist meine Aufgabe also, Nonnen zu rächen», sagte Henry.
    «Ihr habt zahlreiche Aufgaben, Sire», sagte Pater Ralph bescheiden, «aber diese gehört sicher dazu.»
    Henry warf einen Blick auf Hook und Melisande und trommelte mit den Fingern im Kettenhandschuh auf den Tisch. Hook wagte kurz aufzublicken und erkannte die Unruhe auf dem Gesicht des Königs. Das überraschte ihn. Er hatte gedacht, dass ein

Weitere Kostenlose Bücher