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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Unser Herr König hat Geld ausgegeben! Er hat seine Kronjuwelen verpfändet! Er hat die beste Armee zusammengekauft, die England jemals besessen hat, und wir sind ein Teil davon. Und nicht irgendein Teil; wir sind der beste Teil davon! Wir werden unseren König nicht enttäuschen! Gott steht auf unserer Seite, ist es nicht so, Pater?»
    «Oh, Gott verabscheut die Franzosen», hatte Pater Christopher voller Überzeugung erklärt, ganz so, als sei er mit den Ansichten Gottes allerbestem vertraut.
    «Das liegt daran, dass Gott kein Narr ist», fuhr Sir John fort, «aber der Allmächtige weiß, dass Er mit der Erschaffung der Franzosen einen Fehler begangen hat! Also sendet Er nun uns aus, um diesen Fehler wiedergutzumachen! Wir sind die Krieger Gottes, und wir werden diese teuflischen Bastarde niedermachen!»
    Fünfzehnhundert Schiffe würden zwölftausend Männer und wenigstens doppelt so viele Pferde über den Kanal bringen. Die meisten der Männer waren Engländer, dazu einige Waliser und mehrere Dutzend Kämpfer, die von Henrys Besitzungen in Aquitanien stammten. Hook konnte sich eine Armee aus zwölftausend Männern kaum vorstellen, so unbegreiflich groß war die Zahl, aber Pater Christopher hatte, während er an der Reling der Heran lehnte, die warnende Bemerkung wiederholt, die er bei ihrem Gespräch vor dem Gasthaus gemacht hatte, bevor es zu der Auseinandersetzung mit Sir Martin gekommen war. «Die Franzosen können dreimal so viele Männer anmustern», sagte er nachdenklich, «und womöglich noch mehr. Wenn es zum Kampf kommt, Hook, brauchen wir eure Pfeile.»
    «Aber sie werden uns nicht angreifen», sagte einer von Sir Johns Feldkämpfern. Er hatte die Bemerkung des Priesters mit angehört.
    «Ja, sie wollen nicht gegen uns kämpfen», stimmte Pater Christopher zu. Der Priester trug ein ärmelloses Kettenhemd und war mit einem Schwert gegürtet. «Es ist nicht mehr wie in der guten alten Zeit.»
    Der junge, pausbäckige Feldkämpfer grinste. «Wie bei Crecy und Poitiers?»
    «Das war großartig!», sagte Pater Christopher sehnsüchtig. «Kannst du dir vorstellen, wie es in Poitiers war? Wie es ist, den französischen König gefangen zu nehmen? Das wird uns dieses Mal nicht gelingen.»
    «Nein, Pater?», fragte Hook.
    «Sie haben inzwischen unsere Bogenschützen fürchten gelernt, Hook. Sie werden uns nicht zu nahe kommen. Sie werden sich in ihren Städten und Festungen verbarrikadieren und warten, bis es uns langweilig wird und wir wieder abrücken. Wir können ein Dutzend Mal durch Frankreich ziehen, und sie werden nicht herauskommen, um zu kämpfen, aber wenn wir nicht in ihre Festungen hineinkommen, was nützt es uns da, in Frankreich herumzuziehen?»
    «Warum haben sie dann selbst keine Bogenschützen?», fragte Hook, doch im Grunde kannte er die Antwort schon, denn er selbst war die Antwort. Es hatte Jahre gedauert, um ihn in einen Bogenschützen zu verwandeln. Als Siebenjähriger hatte er mit einem kleinen Bogen angefangen, und sein Vater hatte darauf beharrt, dass er sich jeden Tag daran übte, und jedes Jahr bis zum Tod seines Vaters wurde der Bogen größer und die Bespannung straffer, und der junge Hook hatte gelernt, den Bogen mit seinem gesamten Körper zu spannen, nicht nur mit den Armen. «Leg dich in den Bogen, du kleiner Nichtsnutz», hatte sein Vater wieder und wieder gesagt und Hook jedes Mal mit dem Schaft seines eigenen großen Bogens auf den Rücken geschlagen. Also hatte Hook gelernt, sich in den Bogen zu lehnen, und dabei immer mehr Kraft entwickelt. Nach dem Tod seines Vaters hatte er dessen großen Bogen genommen und weitergeübt, Pfeil um Pfeil auf Fässer geschossen, die auf dem Kirchanger gestanden hatten. Die Pfeilspitzen schärfte er an einem Pfosten des Friedhofstors, und das ständige Wetzen grub tiefe Riefen in den Stein. Nick Hook hatte all seine Wut in diese Pfeile gelegt und manchmal geschossen, bis er in der hereinbrechenden Abenddämmerung kaum noch etwas sehen konnte. «Lass die Sehne nicht schnappen», hatte Pearce, der Grobschmied, ihn ständig ermahnt, und so hatte Hook gelernt, die Sehne ohne das geringste Zittern zwischen seinen Fingern wegschnellen zu lassen, auf denen sich schon eine lederartige Hornhaut gebildet hatte. Und während er spannte und freigab, spannte und freigab, Jahr um Jahr, wuchsen die Muskeln seines Rückens, seiner Brust und seiner Arme gewaltig. Das war die eine Voraussetzung, diese enorme Muskelkraft, die vonnöten war, um den Bogen zu

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