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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war wie eine ganze Abteikirche und durch die hohen Holzkastelle, die auf Bug und Heck gebaut worden waren, noch größer wirkte. Die Kastelle, die rot, blau und golden angestrichen und mit königlichen Bannern beflaggt waren, ließen die Trinity Royal kopflastig erscheinen, wie einen zu hoch mit Heugarben beladenen Bauernkarren. Außen an ihrer Reling hingen weiße Schilde, auf die rote Kreuze gemalt waren, und hoch darüber hingen drei große Flaggen. Aus ihrem schwungvollen Bugspriet ragte ein kurzer Mast mit einem roten Banner, auf dem vier weiße Kreise durch schwarz beschriftete Streifen verbunden waren. «Dieses Banner am Bug», sagte Pater Christopher zu Hook und bekreuzigte sich, «trägt das Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit.»
    Hook betrachtete es, ohne etwas zu sagen.
    «Du hast vielleicht gedacht», fuhr Pater Christopher listig fort, «dass die Heilige Dreifaltigkeit auch drei Flaggen erfordert, aber im Himmel regiert die Bescheidenheit, und deshalb genügt eine. Kennst du die Bedeutung dieser Flagge, Hook?»
    «Nein, Pater.»
    «Dann will ich dich von deiner Unwissenheit befreien. Die äußeren Kreise sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, und sie sind durch Streifen verbunden, auf denen non est steht. Weißt du, was non est heißt, Hook?»
    «Ist nicht», sagte Melisande schnell.
    «O mein Gott, sie ist ebenso klug, wie sie schön ist», sagte Pater Christopher strahlend. Er sah Melisande anerkennend an, und sein Blick wanderte von ihrem Kopf bis zu ihren Füßen. Sie trug ein Gewand aus zartem Leinen, das mit Sir Johns Wappen des roten Löwen geschmückt war, auch wenn den Priester das heraldische Zeichen weniger interessierte. «Also», sagte er langsam, «der Vater ist nicht der Sohn, und der Sohn ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige Geist ist nicht der Vater, und dennoch sind all die äußeren Kreise mit dem inneren verbunden, der Gott ist, und auf den Streifen, die jeweils die Verbindung mit Gottes Kreis herstellen, steht das Wort est . Also ist der Vater Gott, und der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott, aber untereinander sind sie nicht gleich. Es ist wirklich ganz einfach.»
    Hook runzelte die Stirn. «Ich finde das nicht einfach.»
    Pater Christopher grinste. «Natürlich ist es nicht einfach! Ich glaube nicht, dass irgendwer die Heilige Dreifaltigkeit versteht, mit Ausnahme vielleicht des Papstes, aber mit Ausnahme welchen Papstes, das fragt man sich, oder? Wir haben jetzt zwei davon, obwohl wir nur einen haben sollten! Gregor ist nicht Benedikt, also hoffen wir einfach, dass Gott weiß, welcher von beiden welcher ist . Gütiger Himmel, Melisande, du bist wirklich ein schönes Mädchen. An Hook bist du nur vergeudet, wirklich.»
    Melisande zog ein Gesicht. Der Priester lachte und warf ihr einen Handkuss zu. «Pass auf sie auf, Hook», sagte er dann.
    «Das tue ich, Pater.»
    Pater Christopher löste widerwillig seinen Blick von Melisande und sah übers Wasser zur Trinity Royal , die von einem Dutzend schmaler Boote umlagert wurde, wie eine Sau von ihren Ferkeln. Große Bündel wurden von den kleinen Booten nach oben gehievt. Am Heck der Trinity Royal flatterte an einem weiteren kleinen Mast die Flagge Englands, das rote Sankt-Georgs-Kreuz auf weißem Grund. Jedem Mann in Henrys Armee waren zwei rote Leinenkreuze gegeben worden, die vorn und hinten auf die Wappenröcke genäht werden mussten, sodass die Wappen ihrer Herrn verdeckt waren. Im Kampf, hatte Sir John erklärt, gäbe es sonst zu viele Wappen, zu viele Tiere und Vögel und Farben, doch wenn alle Engländer das gleiche Wappen trugen, das Wappen von Sankt Georg, dann würden sie im Durcheinander der Schlacht ihre Landsleute sofort erkennen.
    Am Hauptmast der Trinity Royal hing die größte Flagge, die Flagge des Königs, das große Banner mit den vier Feldern, von denen zwei die goldenen Leoparden Englands und zwei die goldenen Lilien Frankreichs zeigten. Henry beanspruchte die Königswürde in beiden Ländern, und deshalb spiegelte seine Flagge beide, und die große Flotte, die sich in Southampton Water drängte, würde eine Armee auf den Weg bringen, die den Anspruch des Banners verwirklichen sollte. Es war eine Armee, so hatte Sir John Cornewaille seinen Leuten am Vorabend seiner Abreise nach London erklärt, wie noch nie eine Armee aus England ausgerückt war. «Unser König hat richtig gehandelt!», hatte er stolz verkündet. «Wir sind gut!»Ein wölfisches Grinsen war über sein Gesicht geglitten.

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