Das Zeit-Tippen
bade dich! Danach kannst du deinen Pyjama anziehen und zu uns herunterkommen.“
Ja, Mutti, ich bin mit Fusseln übersät, in das Zimmer eingesperrt, mir ist es egal. Auf ins Badezimmer, pelle die Schlammhaut ab, noch kein BH, das rote Kleid im Eimer. Ein paar Fäden schlängelten sich unter der Tür hindurch und flogen ihr ins Haar.
Sie wusch sich schnell, schlüpfte in ihren Pyjama und ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Niemand hörte sie hereinkommen. Das Zimmer war grau geworden, aber es baute allmählich Kraft auf. Sie hauchte ihm Kraft ein. Sie konnte es fühlen, schmecken, hören.
„Wißt ihr“, sagte Onkel Milton, „ich weiß nicht, woran es liegt, aber in letzter Zeit fühle ich mich hier so häuslich.“
„Das kann man wohl sagen“, sagte ihre Mutter, deren Lächeln ihre schmalen Lippen zurückzog.
„Also manchmal dachte ich daran, euch diese Scheidungsunterlagen unterschreiben zu lassen.“
Alle lachten. Es brauchte nicht komisch zu sein: Es hörte sich gut an. Maureen saß mit lose herabfallendem Haar auf dem Teppich und genoß es, alles und alle zu genießen.
Von draußen sickerten Geräusche herein. Maureen hörte sie als erste. Ach Leggo, iß es doch. Es ist heute abend zu warm, aber es macht nichts – es tut gut. Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte Lust vorbeizukommen. Bald wird es dunkel. Steck dieses schmutzige Taschentuch weg.
„Mutti, hörst du die Leute vor dem Haus? Sie sind auf dem Rasen. Es klingt komisch. Johnny Eatons Mutter ist draußen. Auch Johnny kommt.“
„Ich höre nichts“, sagte Onkel Milton und starrte den neuen Fangarm an, der dem Sternchen entsproß. Es bereitete sich auf einen weiteren Energieausbruch vor und suchte mit seinen Saugnäpfen einen Halt. Es gab ein Gurgeln von sich, schien aber von niemandem beachtet zu werden. Es zog sich zusammen, sonderte eine Schleimpfütze ab und strahlte in vollem Glanz. Die gelben Strahlen drangen durch die weichen Wände und überfluteten das Gras und die Leute draußen. Onkel Milton schenkte sich noch einen Drink ein und verschüttete dabei etwas, als ein dickes Dunstwölkchen ihm in die Kehle geriet.
„Vier weitere Leute, Mutti. Mr. Richardson und sein Sohn Wally und Mr. und Mrs. Allen aus der Snow Street. Erinnerst du dich an sie? Sie haben uns im letzten Sommer das ganze Gemüse geschenkt.“
Er wuchs, zog sich dann in sich zurück und bereitete einen neuen Angriff auf die freundlichen Straßen und Häuser vor.
Maureen schloß die Augen und malte Bilder. Sie konnte die Linien deutlich sehen, bis auf einen kleinen Fussel, wo sie sich nicht an die Farbe erinnern konnte. Johnny, krame in deiner Hosentasche, schließ die Finger, da sind auch Streichhölzer, kümmere dich nicht darum, wieso, laß uns dort unter den Baum gehen. Die Farben waren dunkler, als sie sie sich vorgestellt hatte. Es wurde spät.
„Das klang wie ein Knallfrosch, oder?“ sagte ihr Vater. „Wie ein ziemlich großer.“
„Es könnte auch eine Frühzündung gewesen sein“, sagte Onkel Milton. Er lehnte sich mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen auf dem Sofa zurück. Er atmete eine Flut der Liebe ein, sanfte Wölkchen, die das Sternchen ausschwitzte. Er kicherte zufrieden.
„Nein“, sagte ihre Mutter, die hinter den Vorhängen stand und durch die Jalousien in den Vorgarten schaute. „Das ist doch Johnny – wie heißt er doch gleich? Er spielt mit Knallfröschen. Und niemand nimmt Notiz davon.“
„Johnny Eaton“, sagte Maureen.
„Ja, Maureen hat recht; über zwanzig Leute sind auf unserem Rasen. Guck nur, Mr. Logos winkt mir zu: Es ist ein richtiges Picknick. Sie haben sogar Decken und Radios.“
Maureen beobachtete die glatten Fangarme, die dem Sternchen entsprossen. Lieber nicht warten, sondern es gleich tun. Bald wird es dazu zu spät sein. Wo ist die Trommel?
Das Zimmer wurde durch Liebe gelb, dicke, kräftige Strahlen, die zu schwer zum Schwimmen waren, wälzten sich über den Teppich. Und durch die Wände nach draußen. Onkel Milton war eingeschlafen. Er drehte sich herum und vergrub sein Gesicht im weichen Samt des Sofas.
„Komisch, daß wir im Wohnzimmer sind“, sagte ihr Vater. „Gewöhnlich ziehe ich unsere Bude vor.“
Sandra Harris setzte sich neben dem Stuhl ihres Mannes auf den Boden, legte ihren Kopf auf seine Knie und sagte: „Ich nehme an, es macht nichts, wenn sie auf dem Rasen bleiben. Ich bin zu faul, um mich darum zu kümmern, Frank, ich bin froh, daß alles geregelt ist. Besser als früher.
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