Das Zeit-Tippen
nicht weg.
Sie warf sie weg, denn ihre Mutter stand vor ihr und ihr Vater hinter ihr. Und zwar hastig.
Nichts geschah. Sie frühstückte und ging nach draußen, um unter dem Baum zu spielen, aß zu Mittag, untersuchte die Pfütze im Wohnzimmer – jetzt ein gelbbrauner Fleck auf dem Teppich –, spielte noch ein paar Stunden unter dem Baum, versuchte Dinge in ihren Geist aufzunehmen, dachte über die Trommel und den vielgestaltigen Fleck nach. Der Fleck war immer noch da und warf unbeachtet Blasen auf, aber die Trommel – die lag unter Abfällen.
Maureen wartete darauf, daß etwas geschah. Sie verbrachte Tag für Tag unter dem Baum und beobachtete das Haus. Der Fleck blieb im Wohnzimmer zurück, unbeachtet von der restlichen Familie, einschließlich Onkel Milton, der mindestens einmal in der Woche vorbeikam. Sie dachte nicht mehr an die Trommel; sie hatte sie nicht hergestellt.
Sie vergaß ihre Angst. Es war ein Spiel, wie andere, und sie hatte es erschöpft. Aber sie konnte nichts herstellen, nicht einmal eine Brücke oder einen Zaun. Sie konnte jetzt nur noch mit Greifbarem arbeiten. Es verwischte alles um sie herum; sie konnte weder Worte noch Leute wahrnehmen.
Allmählich änderten sich die Dinge. Es gab keine Kräche mehr; ihre Mutter und ihr Vater hatten sich ineinander verliebt. Sie hielten Händchen, flüsterten im Schlafzimmer, prallten auf die Sprungfedern und gingen am Samstagabend aus. Onkel Milton kam öfter vorbei; er behauptete, hier sei der einzige Ort, wo er sich entspannen könne.
Der Wäschemann kam in dieser Woche zweimal; er sagte, er habe vergessen, daß er die Wäsche schon abgeholt habe.
Und der Telefonmann reparierte die Leitung zweimal.
Und der Fleck nahm eine anständige Form an. Maureen war gerade draußen, als er aktiv wurde. Sie hatte gelernt, ihre Hände zu gebrauchen, aber es war nicht das gleiche. Die Trommel war futsch: Maureen hatte jegliche Selbstkontrolle verloren. Sie formte Schlammkuchen im Regen. Das sollte ihr letztes Schlammachwerk sein: Sie wurde zu alt für Schlammkuchen.
Sie rief: „Mutti, komm her und guck es dir an“ und rannte mit schlammbedeckten Händen und Lackschuhen ins Haus. Durch die Speisekammer, die Küche, Sackgasse, in die Abstellkammer, drei Stufen hinauf ins Vestibül, und sie waren im Wohnzimmer. Warum hatte sie dort nicht zuerst nachgesehen? Weil es nun dort an der Arbeit war. Sie schüttelte ein vertrautes Gefühl ab; alles wirkte klar.
Das Zimmer war rot – sie hatte es seit langem nicht mehr bemerkt. Eine steinerne Kaminimitation zierte die hintere Wand. Darüber hing ein großer Spiegel, in dem sich ein üppiges Samtsofa und ein Ölgemälde der Familie widerspiegelten. Ein Glastisch, Stühle, einige Stücke aus Kristall, kastanienbraune Vorhänge und ein roter Plüschteppich vervollständigten die Einrichtung.
Das Sternchen mit den Fangarmen war sichtbar. Es flimmerte vor dem Kamin. Ihm waren vier weitere Fangarme entsprossen, und seine schwarzen Flecken hatten sich in verkrustete Wunden verwandelt, aus denen Eiter in die Luft sickerte. Es streute dünne gelbe Liebesstrahlen über das ganze Zimmer. Es stieß einige Dunstwölkchen gegen Maureen aus, aber sie wich zur Seite, nur um ihre Mutter und ihren Vater schläfrig auf den beiden Schaukelstühlen beim Eingang des Eßzimmers sitzen zu sehen. In Liebe gebadet, hielten sie vor der Türöffnung Händchen.
Ein gelbes Dunstwölkchen ließ sich auf Maureens Pferdeschwanz nieder, hing lose herab, fiel auf ihre Schultern und verschwand in ihrem Krinolinekleid. Sie fühlte eine Aufwallung der Geborgenheit, ein Kissen der Wärme. Als sie ins Wohnzimmer trat, klingelte es an der Haustür.
„Darling“, sagte ihre Mutter, „bist du so nett und machst auf?“
Maureen öffnete die Tür für Onkel Milton. Er marschierte herein, Schweißperlen auf seiner Glatze. Während er einen feuchten Streifen von seinem kaum sichtbaren Schnurrbart abwischte, sagte er: „Wie geht’s meiner Maureen? Mein Gott, was hast du denn zum Teufel angestellt? Bist du in eine Grube gefallen? Du hast ja dein hübsches Kleid völlig ruiniert. Sag es lieber deiner Mutter. Warte eine Minute. Du wirst groß, du bist fast so groß wie ich.“ Er streckte seinen Bauch raus. „Wo sind Mutti und Vati? Auf ihrer Bude?“
Sie schüttelte den Kopf und zeigte zum Wohnzimmer. Sie blieb im Vestibül stehen; sie wollte noch nicht ins Zimmer gehen. Und der Schlamm roch muffig.
„Maureen“, sagte ihre Mutter, „geh nach oben und
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