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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
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Frank, siehst du etwas auf dem Teppich? Dort in der Mitte des Zimmers vor dem Kamin. Mein Gott, es ist eklig. Frank. Frank. Ich glaube, ich kann es riechen. Kannst du es riechen?“
    Maureen musterte die Wand und starrte durch winzige Risse in andere Risse, die nach draußen führten. Schau nicht hin, sonst geschieht es. Hinter mir kann es nicht geschehen, ist es nicht da, kann ich es nicht sehen.
    Es glich den Druck im Zimmer aus und überflutete Sandra Harris. Sie schmiegte den Kopf in den Schoß ihres Mannes und sagte: „Ich liebe dich.“
    Er zuckte nicht mit der Wimper. Während er ihr Gesicht streichelte, sagte er: „Ich weiß. Und ich liebe dich auch.“ Er gähnte und schlief ein. Draußen war es dunkel. Ein paar Fackeln flatterten, und die Straßenlaternen leuchteten matt.
    Onkel Milton übernachtete bei ihnen. Er schlief auf dem Sofa und umklammerte ein Kissen. Er sagte, er fühle sich so wohl, daß er noch einen Tag bleiben wolle. Und wieder eine Nacht. Bis daraus eine Woche wurde. Und die Menge im Vorgarten nahm so zu, daß sie auch den Hintergarten übersäte. Sie brachten Zelte, Campingkocher, Gitarren, einen grünen Gartenschlauch und immer mehr Verwandte und Bekannte mit. Sie pferchten sich so im Garten zusammen, bis jeder irgendeinen körperlichen Kontakt mit den anderen hatte. Niemand nahm daran Anstoß. Es tat gut. Es war rein. Es war Freundschaft und Liebe.
    Maureens Mutter und Vater sprachen in stummem Einverständnis nicht über die Nachbarn, die plötzlich eingedrungen waren. Die Nachbarn preßten ihre Gesichter an die Fensterscheiben und lächelten. Onkel Milton brüllte sie gelegentlich gutgelaunt an.
    Maureen gefiel das nicht. Sie kannte das Ende, war sich dessen freilich nicht bewußt.
    Nicht bis zum nächsten Tag. Es war früh am Morgen; das Frühstück brutzelte in einer gefetteten Pfanne, der Sonnenschein strömte durch die Küchenfenster, und Maureen döste im Wohnzimmer. Onkel Milton war angewiesen worden, in ihrem Zimmer zu schlafen, und schnitt den Zugang zu den Zauberstöcken und der Trommel ab, die fast ausgewachsen war.
    Ihre Mutter kam ins Wohnzimmer, während sie ihre rote Schürze ablegte. Das Sternchen wurde aktiv; es streckte seine Fangarme über den Teppich aus. „Komm, Liebling. Hilf Mutti beim Auftragen.“
    „Muß das gleich sein?“ fragte sie. Laß sie es nicht anschauen. Ich will nicht, daß sie es sieht. Beschütze sie. Aber sie läuft herum und redet. Etwas brennt aus oder brennt ein. Nicht wirklich genug.
    „Ist das ein Fleck dort auf dem Teppich? Was ist das?“
    Maureen war im Zimmer eingesperrt. Das Sternchen warf Blasen auf, lächelte sie an, indem es seine Fangarme hob, warf einen Strahl in sie, einen Glasspeer, der sie mit ihm verband. Sie liebte nun ihre Mutter ganz eindeutig. All die zärtlichen Erinnerungen wurden wirklich; sie flossen durch den Strahl. Eine tröstliche Trommel dröhnte oben.
    Ihre Mutter war schön. All ihre Altersfalten traten hervor, ihre Haare wurden grau.
    „Es ist eklig.“ Ihre Mutter beobachtete es gebannt. „Ich glaube mich zu erinnern, daß ich es heute nacht gesehen habe. Wie einen Traum. Ich schlief neben deinem Vater ein. Ich kann nicht mehr denken.“ Sie wich zurück und schrie. Es ballte sich zusammen, quetschte die Hälfte seiner Substanz beiseite, stank, verfiel etwas und schoß ihr einen Strahl Liebe mitten ins Herz. Es schwoll an und hielt sie an Leber und Schlüsselbein fest.
    „Mutti, faß es nicht an. Laß es in Ruhe.“ Sie änderte das Bild. Nichts geschah. Sie konnte sich nicht bewegen. Mutti ist schön, dachte sie. Hat langes schönes Haar. „Mutti, du bist schön. Ich habe genauso langes Haar wie du. Du bist hübscher. Vati liebt dein Haar. Ich weiß, daß er dein Haar liebt.“
    Die Hand der Mutter versank in der porösen stinkenden Masse. Sie sah ihre Tochter an; ihr Gesicht war eine Landschaft aus Ekel und Angst. Sie lächelte ihr besonders liebevolles Lächeln und erbrach sich, als es seine Fangarme um ihren Arm schlang.
    „Mutti, ich liebe dich“, rief Maureen. Sie fühlte sich so zufrieden, daß sie sich nicht von der Stelle rührte. Ihre Mutter lächelte ihr nochmals zu, überwältigt von Liebe und Innigkeit. Sie war schon halb in ihm: halb Mutter, halb Modder. Sie wurde eine entstellte griechische Sage und wand sich vor Liebe. Ihr Mund schnappte nach Luft, ihr Gesicht war eine Maske aus Furcht und Liebe. Maureen konnte nur zuschauen. Sie liebte ihre Mutter. „Du bist schön, Mutti.“
    Es

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