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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
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trompe-l’oeil.“ Pfeiffers Gesicht schien sich zu verfinstern. „Was hast du noch darin versteckt?“
    „Das mußt du selbst herausfinden“, sagte Mantle. Er konnte Pfeiffer nicht sagen, daß das unterbewußte Porträt seiner Frau von Genitalien umringt war. Die süße, geschlechtslose, verschlossene Caroline, strahlend in einem Kranz von Schwänzen.
    „Demnach gibt es noch mehr Verankerungen?“
    „Noch viel mehr“, erwiderte Mantle, der sich erleichtert und zugleich schuldig fühlte. Er benahm sich wie ein rachsüchtiges Kind. Die Vergangenheit war tot, laß sie in Frieden ruhen, dachte er.
    „Erwartest du wirklich von mir, daß ich dieses Bild mitnehme?“
    „Das bleibt dir überlassen.“ Mantle ging in den Salon, indem er eine kleine Bar hatte, und Pfeiffer folgte ihm. In diesem Zimmer standen noch ein Schreibtisch, diesmal aus Nußholz mit einer Rolltür, mehrere schlichte Stühle mit hohen Rückenlehnen, hing ein Spiegel in verblichenem Goldrahmen und lag ein heller Kirman-Teppich, der das Zimmer beträchtlich freundlicher machte. Der Salon hatte ein kleines Fenster mit Holzleisten; Bücherschränke bedeckten die Wände. Mantle trat hinter die Bar. „Soll ich dir einen Drink machen?“
    „Das hast du getan, um mich zu verletzen, stimmt’s?“ sagte Pfeiffer – eher eine Feststellung als eine Frage. Pfeiffer, der Unschuldige, dachte Mantle, und in gewisser Weise traf das zu. Pfeiffer, der Paradoxe.
    „Vermutlich ja. Alte Wunden heilen langsam und so weiter. Es tut mir leid.“
    „Deswegen hast du mich nicht zurückgerufen.“
    Laß dich von ihm nicht zu einer Beichte bewegen, sagte sich Mantle. Das ist die alte Falle.
    „Also versuchen wir doch, die Sache zu vergessen“, sagte Pfeiffer. „Es ist lange her, daß wir unseren Krach hatten, nicht wahr, obwohl ich mir noch immer nicht darüber klar bin, was vorgefallen, was damals in deinem Kopf vorgegangen ist.“
    Du Hurensohn, dachte Mantle. Du hast bei mir schmarotzert, das ist damals in meinem Kopf vorgegangen. Laß dich nicht ködern, sagte er sich. Aber Pfeiffers Schleppnetz konnte ihn immer noch einfangen. „Einen Bourbon?“
    Pfeiffer nickte, und Mantle schenkte ihm einen Schuß ein. „Sind all die anderen Bilder so wie ,Der tote Vogel’?“ fragte Pfeiffer.
    „Sie alle enthalten Unterbewußtes, falls du das meinst“, sagte Mantle und kam hinter der Bar hervor. Schockiere den kleinen Fischer, dann läßt er vielleicht sein Gepäck nicht hier, sagte sich Mantle. Heute abend kann ich keinen Gast gebrauchen.
    „Und nicht alle unterbewußten Auslöser sind sichtbar“, fuhr er fort. „Es gibt einige hör- und riechbare Auslöser. Ich habe sogar mehrere Induktoren aufgehängt. Sie sind wie ganz subtile Tachistoskope.“
    „Du bist pervers“, sagte Pfeiffer, aber er reckte den Hals und schaute in das andere Zimmer. „Warum malst du solchen Mist – du bist doch ein guter Künstler…“
    „Vergiß nicht, ich bin ein Illustrator. Ein Techniker des Unterbewußten.“
    Er hielt es eher für ein Geständnis als für eine Feststellung. „Und warum sollte das Unterbewußte die Qualität der Kunst beeinträchtigen? Rembrandt verwendete schon im 17. Jahrhundert unterbewußte Verankerungen. Ist er deswegen ein schlechterer Künstler geworden?“
    „Also du wirst durch sie kein besserer.“
    Mantle lachte, und Pfeiffer sagte: „Erzwinge bitte nicht diese Frage. Warum malst du diesen Kram und behältst ihn hier in deiner Wohnung?“
    „Was spielt es denn für eine Rolle?“ fragte Mantle. „Du glaubst doch, daß sie sowieso keine Auswirkung haben.“
    „Das habe ich nie behauptet, und das weißt du genau. Ich glaube nur nicht, daß sie große Auswirkung haben. Im allgemeinen suchen wir uns Erzeugnisse auf Grund ihrer Qualität aus, und ob es dir paßt oder nicht, dieselben Grundwerte bleiben bestehen. Aber ich glaube, daß du verrückt bist, dich dermaßen dem Unterbewußten auszusetzen.“
    „Du hast mir einmal gesagt, daß du auch nicht an das Unbewußte glaubst“, sagte Mantle. „Demnach können diese unter- oder unbewußten Darstellungen gar keine Auswirkungen auf dich haben.“
    Pfeiffer errötete, und Mantle musterte ihn. Er stand so nahe vor ihm, daß er Pfeiffers säuerlichen Atem riechen und die Krähenfüße auf seinem weichlichen Gesicht sehen konnte. Und plötzlich dachte Mantle an Josiane. Ein Aufflackern der Erinnerung, ein Aufblitzen: Josiane, die schreiend in der Menge verschwand. Ein Wolkenkratzer-komplex, der das

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