Das Zeit-Tippen
ferne Sonnenlicht widerspiegelte. Brooklyn ganz in Grau gehüllt. Aber da war keine emotionelle Komponente vorhanden; er hatte nur ein paar Ausschnitte aus einem Film gesehen, der in seinem Geist ablief.
Er entfernte sich von Pfeiffer und fing in der Hoffnung zu reden an, daß es sein Gedächtnis wieder aufrütteln möge. Er sprach mit sich selbst; Pfeiffer war nur ein Katalysator. „Nachdem Josiane verschwunden war, habe ich sie überall gesucht, habe mein möglichstes getan, sie zu finden. Aber sie hätte ebensogut vom Erdboden verschluckt worden sein können. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sie tot oder vielleicht nur eine Meile von mir entfernt sei, ohne daß ich sie zu finden vermochte. Das alles war mir zu nah; das ist einer der Gründe, warum ich die Staaten verlassen habe. Ich war Josiane zu nah, um sie jemals wiederzufinden. Lieber hier…“
„Dann hast du aufgegeben.“
„Nein, ich habe niemals aufgegeben.“ Mantle setzte sich auf einen der unbequemen hochlehnigen Stühle und starrte auf das Blumen- und Blattmuster des Teppichs. Er befahl sich selbst, den Mund zu halten; er gab Pfeiffer nur neuen Zündstoff. Aber es war schon zu spät, er konnte nicht mehr aufhören. „Ich fing wieder an, für mich zu malen, gleichsam als Therapie. Aber ich konnte mit den Bildern nicht leben. Ich sah in ihnen Dinge, die gar nicht vorhanden waren.“
„Was zum Beispiel?“ fragte Pfeiffer, der in der Verbindungstür zwischen Salon und Wohnzimmer stand und das Bild des toten Vogels betrachtete.
„Ich sah dämonische Gesichter, seltsame Tiere, mein eigenes Gesicht und Leute, die ich kannte“, fuhr Mantle fort. „Da begann ich, meine Halluzinationen unterbewußt zu verankern. Sobald ich sie in Bildern einfing, bedrohten sie mich nicht mehr. Und ich nahm an, daß ich, indem ich meine Ängste und Visionen malte, mein Gedächtnis überlisten könnte.“
„Hat es geklappt?“
„Nicht richtig“, sagte Mantle. „Ich fand zwar Fetzen und Bruchstücke, aber nicht genug, als daß es einen Unterschied gemacht hätte.“ Er bedauerte es, Pfeiffer überhaupt etwas erzählt zu haben. Aber Pfeiffers Anwesenheit hatte sein Gedächtnis aufgerüttelt. Einen Augenblick hatte Mantle Josiane gesehen; das war wichtig, nicht das, was Pfeiffer dachte. „Ich habe einen ganzen Stoß dieser frühen Bilder weggeworfen. Ich habe sie nicht einmal neu grundiert, sie hätten ohne weiteres wieder verwendet werden können. Aber ich hatte wahnsinnige Angst, daß ich irgendwie durch die Grundierung hindurch das ursprüngliche Bild sehen würde. Ich konnte mit ihnen nicht leben.
In meiner Freizeit malte ich weiter – ich bin, wie du wohl weißt, als Berater an Eurofex ausgeliehen worden. Sie hielten mich auf Trab. Jedenfalls bereiste ich das Landesinnere und die ganze Küste, aber schon bald malte ich nicht mehr für mich selbst. Nach und nach nahm ich viele Aufträge an. Und natürlich experimentierte ich mit neuen Arten und Kombinationen des Unterbewußten, aber ich benutzte nicht so viele wie auf den Bildern, die du um dich herum siehst.“ Mantle schaute auf und sagte: „Und die du, wie ich sehe, immer noch betrachtest.“
Pfeiffer wandte sich von den Bildern ab. „Für wen hast du die denn dann gemalt?“ fragte er und zeigte zum Wohnzimmer hin.
„Ich fing damit an, Bilder für jede Frau zu malen, mit der ich geschlafen hatte“, sagte Mantle. „Es wurde eine Art Spiel. Meine Arbeit versetzte mich nicht mehr so sehr in Schrecken wie vorher…“
„Wie steht es mit deiner Arbeit für Eurofex?“
„Wie soll es damit stehen?“
„Hat dieser unterbewußte Kram dich nicht durcheinandergebracht?“
Mantle kicherte. „Ich habe mit dem Unterbewußten als Ausweg aus meinen Problemen herumexperimentiert, und die meisten meiner Arbeiten ließen sich leicht für Fex und andere Medien adaptieren. Das hat viel Staub aufgewirbelt. In der ganzen Industrie. Aber die Adaption meiner Ideen für Fex war ein technisches und kein emotionelles Problem. Ich bin altmodisch: Meine Inspiration stammt immer noch von Pinsel, Leinwand und den alten Meistern her.“
Schau nicht so selbstgefällig drein, dachte Mantle. Wir beide haben uns verkauft.
„Du hast gesagt, daß deine Arbeit dir keine Angst mehr verursacht hat“, sagte Pfeiffer.
„O doch, aber nicht mehr soviel wie vorher. Ich versuchte also erneut, mein Gedächtnis zu überlisten, indem ich die Vergangenheit malte.“
„Aber das sind doch alles Landschaften…“
„Die
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