Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
deinem Etablissement arbeiten wollen?«, fragte sie, während sie die Tunika überstreifte.
»Sicherheit. Ein sauberes Zimmer. Bessere Kunden. Besseres Geld.«
»Ich besitze Gaben. Ich kann mich selbst beschützen«, entgegnete sie. Sie sah Rozea von der Seite an. »Und was das Geld betrifft - über welche Summen reden wir?«
Rozea kicherte. »Fürs Erste wirst du nicht mehr als fünfzig Ren verdienen.«
Emerahl zuckte die Achseln. »Die habe ich von Panilo auch bekommen. Ich will hundert.«
»Sechzig und dazu neue Kleider und ein wenig Schmuck.«
»Achtzig.«
»Sechzig«, wiederholte Rozea energisch. »Mehr nicht.«
Emerahl setzte sich auf die Bettkante und tat so, als denke sie nach. »Keine groben Kunden. Ich höre, Leute wie du erlauben reichen Männern, unerfreuliche Dinge mit ihren Mädchen zu tun, wenn die Kunden genug Geld dafür bieten. Nicht mit mir. Ich besitze Gaben. Wenn sie irgendetwas versuchen sollten, werde ich sie töten.«
Die Frau kniff die Augen zusammen, dann zuckte sie die Achseln. »Also schön, keine groben Typen. Sind wir uns einig?«
»Und keine Kranken. Kein Geld ist es wert, krank zu werden.«
Rozea lächelte. »Ich tue mein Bestes, meine Mädchen zu schützen«, sagte sie stolz. »Die Kunden werden ermuntert, vorher ein Bad zu nehmen, was uns die Möglichkeit gibt, sie genauer zu betrachten. Kunden, von denen bekannt ist, dass sie krank sind, dürfen das Haus nicht betreten. Alle Mädchen bekommen reinigende Kräuter. Wenn deine Gaben groß genug sind, gibt es noch andere Methoden, die man dich lehren kann.« Sie bedachte Emerahl mit einem herablassenden Blick. »Wir stehen in dem Ruf, das sauberste Bordell in Porin zu betreiben.«
Emerahl nickte beeindruckt. »Das klingt vernünftig. Ich werde es versuchen.«
»Dann nimm deine Sachen. Ich habe einen Plattan vor dem Haus bereitstehen.«
Emerahl sah sich um. Ihre Börse befand sich in einer Tasche der Tunika, und die Seeglocke hatte sie in ihren Ärmel eingenäht. Sie erhob sich und ging zur Tür. Rozea warf einen Blick auf das Hemd und das Kapas, die sie liegen lassen hatte, dann lächelte sie und begleitete sie aus dem Haus.
»Wir erzählen unseren Kunden, dass unsere Mädchen aus guten Familien stammen, die harte Zeiten durchmachen«, sagte Rozea, während sie die Treppe hinunterstiegen. »Du hast eine altmodische Art zu reden, die diese Illusion unterstützen wird. Man wird dich alles lehren, was in der feinen Gesellschaft an Manieren verlangt wird. Wenn du dich als gelehrige Schülerin erweisen solltest, werde ich dir auch ein oder zwei fremde Sprachen beibringen.«
Emerahl lächelte schief. »Du wirst feststellen, dass ich eine schnelle Auffassungsgabe habe.«
»Gut. Kannst du lesen?«
»Ein wenig.« Sie hoffte, dass es sich tatsächlich so verhielt. Wenn sich die gesprochene Sprache im Laufe eines Jahrhunderts so sehr verändert hatte, wie sehr mochte sich dann die geschriebene Sprache verändert haben?
»Und schreiben?«
»Ein wenig.«
»Singen?«
»Gut genug, um die Vögel von den Feldern aufzuschrecken.«
Rozea lachte leise. »Dann also kein Gesang. Kannst du tanzen?«
»Nein.« Was wahrscheinlich der Wahrheit entsprach. Es war lange her, seit sie das letzte Mal getanzt hatte.
»Wie heißt du?«
»Emmea.«
»Jetzt nicht mehr. Dein neuer Name ist Jade.«
»Jade.« Emerahl zuckte die Achseln. »Die Augen, nicht wahr?«
»Natürlich. Sie sind im Moment das Schönste an dir. Meine Mädchen werden dir zeigen, wie du deine Vorzüge besser zur Geltung bringen und deine Mängel verbergen kannst, indem du die richtige Kleidung auswählst, an deiner Haltung arbeitest und, wenn alles andere nicht hilft, Farbe auflegst.«
Am Fuß der Treppe angekommen, trat Rozea durch die Tür. In der Gasse wartete ein Plattan. Die beiden Wachen stiegen auf die Sitzbank neben dem Fahrer. Rozea bedeutete Emerahl, sich zu ihr in den Wagen zu setzen. Bevor sie einstieg, blickte Emerahl sich schnell noch einmal um. Bis auf einige schlafende Bettler war die Hauptstraße verlassen. Niemand würde ihr »Verschwinden« bezeugen können. Nicht einmal ihre Vermieterin, was kein Nachteil war.
Auf einen knappen Befehl des Fahrers setzte das Arem, das den Plattan zog, sich in Bewegung und trug Emerahl davon. Ein Bordell, dachte sie. Wird es für die Priester dadurch einfacher oder schwieriger, mich zu finden? Wahrscheinlich weder das eine noch das andere. Zumindest wird es dort behaglicher sein. Es könnte sich sogar als einträglich
Weitere Kostenlose Bücher