Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
du mir heute Unterricht geben?«
Leiard schaute zu den Schiffen hinüber. Der Nebel war inzwischen schwächer geworden. Er konnte unmöglich feststellen, wie lange er hier gestanden hatte. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, seit einigen Stunden.
»Ja. Ich denke, wir werden uns weitere Heilmittel vornehmen. Man kann nie genug davon kennen.«
Jayim verzog das Gesicht. »Keine Vernetzung?«
Leiard schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Ein beharrliches Hämmern zog Emerahl trotz ihres Widerstands aus den Tiefen des Schlafs empor. Benommen erkannte sie, worum es sich bei dem Geräusch handelte: Jemand schlug mit der Faust gegen die Tür. Sie öffnete die Augen und murmelte einen Fluch. Einen Vorteil hatte es, bis spät in die Nacht aufzubleiben und den ganzen Morgen zu verschlafen: Sie wurde auf diese Weise nicht von dem Turmtraum gequält. Allerdings kam gelegentlich die Vermieterin zu früher Stunde vorbei, um die Miete einzufordern.
»Ich höre dich«, rief sie. »Ich komme.«
Mit einiger Mühe richtete sie sich auf. Sofort spürte sie, wie die letzten Überreste des Schlafs ihren Halt verloren. Sie blinzelte und rieb sich die Augen, bis sie sie offen halten konnte, dann gähnte sie mehrmals, warf sich ihr schmutziges, altes Kapas über und ging zur Tür.
Sobald sich der Riegel mit einem Klicken geöffnet hatte, schwang die Tür nach innen auf. Emerahl taumelte rückwärts und sammelte hastig Magie, um einen unsichtbaren Schild zu formen. Der Eindringling war eine hochgewachsene Frau in mittleren Jahren, die vornehme Kleidung trug. Hinter ihr standen zwei breitschultrige Männer, die sie offensichtlich zu ihrem Schutz in Dienst genommen hatte.
Weder von der reichen Fremden noch von ihren Wachen schlug Emerahl etwas Böses oder Gewalttätiges entgegen, nur Neugier und die Arroganz von Menschen, die über Wohlstand oder Macht verfügten. Emerahl starrte die Frau an.
»Wer bist du?«, verlangte sie zu erfahren.
Die Frau ignorierte die Frage. Sie sah sich im Raum um, zog angewidert die Augenbrauen hoch und bedachte Emerahl dann mit einem abschätzenden Blick. »Du bist also die Hure, die Panilo entdeckt hat.« Sie schürzte die Lippen. »Zieh das Kapas aus.«
Emerahl machte keine Anstalten zu gehorchen. Sie sah ihr fest in die Augen. »Wer bist du?«, wiederholte sie.
Die Fremde verschränkte die Arme vor der Brust und schob ihren üppigen Busen vor. »Ich bin Rozea Peporan.«
Sie erwartete offensichtlich, dass der Name Emerahl etwas sagen würde. Nach einem kurzen Schweigen runzelte die Frau die Stirn, ließ die Arme sinken und stemmte stattdessen die Hände in die Hüften.
»Ich besitze und betreibe das reichste Bordell in Porin.«
Ein Bordell? In Toren klopften - beziehungsweise hämmerten - die Chancen sehr schnell an die Tür.
»Ist das so?«, erwiderte Emerahl.
»Ja.«
Emerahl legte einen Finger an die Lippen. »Panilo ist der Kaufmann, der während der letzten Nächte meine Dienste in Anspruch genommen hat.«
»Das ist richtig. Er ist ein Stammkunde. Zumindest war er das bis vor kurzer Zeit. Er hat einen Blick für Qualität, daher macht es mich immer misstrauisch, wenn meine Spione mir berichten, dass er die Hauptstraße besucht hat.«
»Dann bist du also hier, um mich meiner Wege zu schicken?«
Rozea lächelte, aber ihre Augen blieben kalt. »Das kommt darauf an. Zieh dein Kapas aus. Und dein Hemd.«
Emerahl schlüpfte aus ihren Kleidern und warf sie auf das Bett, dann straffte sie die Schulter und drehte sich um, um ihren nackten Körper zur Schau zu stellen. Sie brauchte sich nicht allzu sehr anzustrengen, um das Interesse der Wachen wahrzunehmen. Die Art, wie die Frau ihren Körper begutachtete, war unpersönlich und berechnend. Emerahl drehte sich einmal um die eigene Achse und warf den Kopf zurück.
»Mager«, erklärte Rozea. »Gute Knochen. Mit guten Knochen kann ich immer etwas anfangen. Keine Narben … was ist deine natürliche Haarfarbe?«
»Rot.«
»Warum färbst du dir dann die Haare?«
»Um sie röter zu machen. Damit ich auffalle.«
»Es sieht billig aus. Mein Etablissement ist nicht billig. Meine Mädchen dürfen sich das Haar in einem natürlichen Ton nachfärben. Hatten irgendwelche von deinen Kunden Krankheiten?«
»Nein.«
»Und du?«
»Nein.«
»Gut. Zieh dich an.«
Emerahl ging zu dem Stuhl, über den sie ihre grüne Tunika gehängt hatte, nachdem sie sie in der vergangenen Nacht gewaschen und getrocknet hatte. »Was bringt dich auf die Idee, ich würde in
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