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Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Jetzt, da ich ein wenig Zeit für mich habe, kann ich mich ebenso gut mit ihnen befassen. Sie stand auf, ging zu dem Koffer hinüber und ließ sich davor auf die Knie nieder. Das Schloss klickte auf, und der Deckel knarrte leise, als sie ihn anhob. Genau wie sie vermutet hatte, wirkte der Inhalt des Koffers allzu ländlich und bescheiden. Die kleine, getöpferte Vase, die ihr erster Geliebter - ein junger Priester - ihr geschenkt hatte, erschien ihr überaus kunstlos. Die Decke, ein Geschenk ihrer Mutter, war warm, sah jedoch langweilig und alt aus. Sie nahm diese Dinge heraus, und darunter wurde ein großes, weißes, rundes Tuch sichtbar - ihr alter Priesterinnenzirk.
    Seit ihrer Weihe hatte sie jeden Tag einen Zirk getragen. Alle Priester und Priesterinnen trugen sie, einschließlich der Weißen. Gewöhnliche Priester und Priesterinnen trugen einen blau gesäumten Zirk. Der Zirk eines Hohepriesters oder einer Hohepriesterin war mit Gold gesäumt. Die Weißen trugen keinerlei Schmuck, um zu zeigen, dass sie Eigennutz und Wohlstand entsagt hatten, um den Göttern zu dienen. Das war auch der Grund, warum man die Auserwählten der Götter die »Weißen« nannte.
    Auraya blickte über die Schulter und betrachtete kurz ihren neuen Zirk, der an einem eigens zu diesem Zweck geschaffenen Ständer hing. Die beiden goldenen Schließen, die an den Rand geheftet waren, dienten dazu, den um die Schultern getragenen Zirk vorn zu schließen.
    Der Zirk in ihren Händen war leichter und gröber als der an dem Ständer. Die Weißen mögen ihre Zirks nicht schmücken, überlegte sie, aber sie lassen sie aus dem besten Tuch schneidern. Die weicheren, weißen Gewänder, die sie jetzt unter ihrem neuen Zirk trug, waren ebenfalls von besserer Qualität. Genau wie die geringeren Priester und Priesterinnen konnten die Weißen ihre Kleidung dem Wetter und ihrem Geschlecht gemäß verändern, aber alle Dinge waren sehr fein gearbeitet. Auraya trug jetzt Sandalen aus gebleichtem Leder mit kleinen Verschlüssen aus Gold.
    Sie legte den Zirk beiseite. Sie hatte ihn seit über zwei Jahren nicht mehr getragen - nicht mehr, seit sie eine Hohepriesterin war und einen Zirk mit einem goldenen Saum empfangen hatte. Dieser Zirk war an dem Tag ihrer Erwählung verschwunden, fortgeschafft von Dienern. Würden die Diener auch ihren alten Zirk mitnehmen, wenn sie ihn fanden? War das wichtig für sie? Sie hatte ihn lediglich aus einem Gefühl von Sentimentalität heraus aufbewahrt.
    Auraya wandte sich wieder dem großen Koffer zu. Sie nahm die restlichen Gegenstände heraus und legte sie auf einen Stuhl. Dann öffnete sie das Geheimfach, in dem kleine Pergamentrollen lagen.
    Warum habe ich die überhaupt aufbewahrt?, fragte sie sich. Es wäre nicht nötig gewesen. Wahrscheinlich konnte ich mich einfach nicht dazu überwinden, irgendetwas wegzuwerfen, das meine Eltern mir geschickt hatten.
    Sie nahm eine Schriftrolle heraus, rollte sie auf und begann zu lesen.
     
    Meine liebe Auraya. Die Ernte war gut in diesem Jahr. Wor hat letzte Woche Dynia geheiratet. Die alte Mulyna hat uns verlassen, um sich zu den Göttern zu gesellen. Unser Freund hat meinem Vorschlag zugestimmt. Schicke deine Briefe an den Priester.
     
    Im nächsten Brief hieß es:
     
    Liebste Auraya. Wir sind froh zu hören, dass du glücklich bist und schnell lernst. Das Leben hier ist, wie es immer war. Deiner Mutter geht es erheblich besser, seit wir deinen Rat beherzigt haben. Pa-Färber.
     
    Die Briefe ihres Vaters waren zwangsläufig kurz. Pergament war teuer. Gleichzeitig wachsam und erleichtert las sie noch weitere Briefe. Wir waren vorsichtig, dachte sie. Wir haben nicht genau geschrieben, was wir taten. Mit Ausnahme jenes ersten Briefes, in dem ich deutlich machen musste, was Vater tun sollte. Hoffentlich hat er dieses Schreiben verbrannt.
    Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Wie vorsichtig sie und ihr Vater auch gewesen sein mochten, die Götter mussten wissen, was sie getan hatten.
    Und dennoch haben sie mich auserwählt, ging es ihr durch den Kopf. Von allen Hohepriestern und Hohepriesterinnen haben sie jemanden auserwählt, der das Gesetz gebrochen und die Dienste eines Traumwebers beansprucht hat.
    Mairae hatte zu ihrem Versprechen, das sie zehn Jahre zuvor gegeben hatte, gestanden. Ein Heilerpriester war nach Oralyn gereist, um sich um Aurayas Mutter zu kümmern. Leiard konnte die Behandlung von Ma-Färber kaum fortsetzen, daher hatte Auraya ihm einen Brief geschickt, in dem

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