Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
leugnete.
»Ja. Ich habe einen kleinen magischen Trick benutzt, den ich von einem Traumweber gelernt habe. Glaub nur nicht, du seist vollkommen geheilt. Wenn du nicht aufpasst, könnte die Wunde wieder aufreißen. Damit das nicht passiert, muss ich dich jetzt nähen. Möchtest du eine Medizin, damit du das Bewusstsein verlierst?«
Stern besah sich die Nadel und erbleichte. »Ich... ich denke, du solltest mir besser etwas geben.«
Emerahl legte die Nadel beiseite und unterzog den Inhalt des Beutels einer genauen Musterung. Sie fand eine Phiole, auf deren Etikett die Worte »um Schlaf zu erzwingen - drei Tropfen« zu lesen waren. Die Flüssigkeit roch nach Formtane und einigen anderen Beruhigungsmitteln.
»Dies hier dürfte den Zweck erfüllen.« Emerahl sah Stern an und seufzte. »Wirst du mir etwas versprechen?«
Stern zögerte kurz, dann nickte sie. »Es soll niemand erfahren, dass du Magie benutzt hast.«
»Rozea weiß bereits, dass ich über einige Gaben verfüge. Ich möchte nicht, dass sie erfährt, wie groß diese Gaben sind, sonst wird sie von mir verlangen, mit den Kunden Dinge zu tun, die ich nicht tun will. Also lass uns vorgeben, du wärst nicht so schwer verletzt gewesen, wie es den Anschein hatte, und ich hätte meine Magie lediglich dazu benutzt, den Blutfluss zu stillen und das Gewebe zusammenzuhalten, während ich dich genäht habe.«
Stern nickte. »So werde ich es erzählen.«
»Du versprichst mir, nicht mehr zu sagen?«
»Ich verspreche es.«
Emerahl lächelte. »Danke. Ich vermisse euch alle sehr. Es ist so langweilig, mit Rozea allein im Wagen zu sitzen. Sie erlaubt nicht einmal Brand, mich zu besuchen.«
»Jetzt hast du ja mich zum Reden«, erwiderte Stern lächelnd.
Nicht wenn ich heute Nacht fortgehe, dachte Emerahl.
Sie hob eine Hand über Sterns Kopf, so dass sie dem Mädchen einige Tropfen von der Medizin in den Mund schütten konnte. Stern schluckte, verzog das Gesicht und sprach dann weiter.
»Du hattest recht, diese Reise ist wirklich gefährlich. Wir sind jetzt so weit hinter der Armee zurückgeblieben. Wie viele unserer Wachen sind tot?«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
»Einige sind tot. Das weiß ich. Was ist, wenn so etwas noch einmal passiert?« Stern sah Emerahl an, und ihre Augen wurden langsam glasig. »Ich bin so froh, dass du bei uns bist. Du kannst helfen, uns zu beschütz...«
Emerahl wandte den Blick ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Einfädeln der Nadel. Von den Wachen, die sie hatte kämpfen sehen, waren am Ende nur noch zwei am Leben gewesen. Es war möglich, dass einige andere Soldaten außerhalb ihrer Sichtweite Wache gestanden hatten, doch wenn das nicht der Fall war, war die Karawane jetzt nur noch höchst unzureichend geschützt.
Und zwei Männer genügen nicht, um mich zu bewachen.
Sie machte sich daran, die Ränder der Wunde zusammenzunähen. Zuerst gab Stern noch ein leises Wimmern von sich, dann verlangsamte sich ihre Atmung, und sie wurde ruhiger.
Stern hat recht. Die Huren brauchen Schutz, überlegte Emerahl. Vor allem wenn es Tage dauern wird, bis die Karawane wieder zu der Armee aufschließt.
Tage, in denen sie nicht zu fürchten brauchte, dass sie von Priestern entdeckt wurde.
Sie murmelte einen Fluch. Als sie mit der Wunde fertig war, legte sie die Nadel und die Garnspule wieder in den Beutel. Dann rief sie Rozeas Namen.
Die Bordellbesitzerin spähte in den Tarn. Sie warf einen Blick auf Stern und zog die Augenbrauen hoch.
»Sie lebt?«
»Im Moment, ja.«
»Gut gemacht.« Rozea stieg in den Wagen und setzte sich dem schlafenden Mädchen gegenüber. »Eine saubere Arbeit. Du steckst voller Überraschungen, Jade.«
»Ja«, erwiderte Emerahl. »Und ich habe noch eine Überraschung für dich. Ich gehe fort. Ich will das Geld, das du mir schuldest.«
Rozea reagierte nicht sofort. Emerahl spürte, wie die Entrüstung der Frau sich langsam in Ärger verwandelte, als ihr klar wurde, dass sie ihre Lieblingshure nicht an einer Flucht hindern konnte. »Wenn du jetzt fortgehst, verlässt du mich ohne eine Münze.«
Emerahl zuckte die Achseln. »Also schön. Aber erwarte nicht, dass du mich jemals wiedersehen wirst.«
Rozea zögerte. »Ich nehme an, ich könnte dir etwas zu essen und einige Münzen geben. Genug für dich, um nach Porin zurückzureisen. Wenn ich wieder in der Stadt bin, reden wir über den Rest. Wie hört sich das an?«
»Vernünftig«, log Emerahl.
»Gut - aber bevor du gehst, erzähl mir, warum du glaubst,
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