Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
es das, was ich heute tun werde?«
Dyara schüttelte den Kopf. »Nein. Du wirst irgendwann reiten lernen müssen, aber das ist nicht von allzu großer Bedeutung. Viel wichtiger ist es, dich zu lehren, wie du deine neuen Gaben einsetzen kannst.«
Die beiden Reyna in der Ferne setzten zu einer kompliziert aussehenden Drehung an, bei der sich ihre Beine im Gleichklang bewegten. Auraya konnte sich nicht vorstellen, dass es ihr gelingen würde, sich auf dem Rücken eines Reyna zu halten, während das Tier unter ihr solche Manöver vollführte. Sie hoffte, dass ihre Erleichterung darüber, dass ihre Füße auf dem Boden bleiben würden, nicht allzu offenkundig war.
»Der Schild, den zu formen ich dich beim letzten Mal gelehrt habe, wird den meisten Arten von Angriffen standhalten«, erklärte Dyara, und ihre Stimme nahm einen inzwischen vertraut gewordenen, belehrenden Tonfall an. »Dieser Schild lässt Wurfgeschosse, Flammen und Gewalt abprallen, Blitze jedoch nicht. Zum Glück werden Blitze jedoch auf natürliche Weise in den Boden gelenkt. Sie nehmen den einfachsten Weg - durch dich hindurch. Um das zu verhindern, musst du ihnen eine andere Möglichkeit geben, und du musst es schnell tun.«
Dyara streckte die Hand aus. Ein verzerrtes Band aus Licht blitzte aus ihren Fingern in den Boden, und ein ohrenbetäubendes Krachen hallte über das Feld. Eine Brandnarbe zeichnete das Gras, und die Luft zischte.
»Wann werde ich das lernen?«, flüsterte Auraya.
»Erst wenn du gelernt hast, dich dagegen zu verteidigen«, erwiderte Dyara. »Ich werde mit kleinen Zaubern anfangen, die alle auf dieselbe Stelle gerichtet sind. Du musst versuchen, ihren Verlauf zu verändern.«
Zuerst hatte Auraya das Gefühl, als sei ihr befohlen worden, Sonnenlicht in der Hand einzufangen. Die Blitze zuckten in zu schneller Folge, als dass sie irgendetwas daran hätte wahrnehmen können. Allerdings stellte sie fest, dass die gezackte Linie aus Licht niemals dieselbe war. Es musste einen Grund dafür geben, dass sie jedes Mal einem anderen Weg folgte. Irgendetwas, das mit der Luft zu tun hatte.
Dyara? Auraya?, erklang eine Stimme in Aurayas Gedanken.
Dyaras Kopf fuhr hoch. Sie hatte die Stimme offensichtlich ebenfalls gehört.
Juran?, antwortete sie. Auraya blickte zu dem Feld hinüber, aber die beiden Reiter waren nicht mehr zu sehen.
Rian hat den Pentadrianer gefunden. Lenkt euren Geist durch meinen hindurch.
Dyara schaute zu Auraya hinüber, dann nickte sie. Auraya schloss die Augen und suchte nach Jurans Geist. Als sie sich mit ihm verband, spürte sie Mairae und Dyara, aber Rians Gedanken verlangten ihre ganze Aufmerksamkeit. Von ihm kamen Geräusche und Bilder. Ein Wald. Ein halb zerstörtes Steinhaus. Ein Mann in schwarzer Kleidung, der in der Tür stand. Auraya sog erstaunt die Luft ein, als sie feststellte, dass sie sehen konnte, was Rian vor Augen hatte. Außerdem konnte sie spüren, dass er Magie in sich hineinzog, um dem Schutzschild um sich herum Nahrung zu geben.
Der Pentadrianer beobachtete Rians Herannahen. Überall um ihn herum waren Worns. Er streckte die Hand aus, streichelte einem der Geschöpfe an seiner Seite den Kopf und murmelte einige Worte in seiner eigenartigen Sprache.
Rian hielt inne und saß ab. Er sandte eine Anweisung in den Geist seines Trägers, und dieser galoppierte davon.
Der Zauberer verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kommst, um mich zu fangen, Priester?«
»Nein«, sagte Rian. »Ich bin gekommen, um dich zu töten.«
Der Zauberer lächelte. »Das ist nicht sehr höflich.«
»Es ist das, was du verdienst, Mörder.«
»Mörder? Ich? Du sprichst von Priestern und Männern, ja? Ich verteidige mich nur. Sie greifen zuerst an.«
»Haben die Bauern und Kaufleute, die du getötet hast, dich als Erste angegriffen?«, fragte Rian.
Ich kann seine Gedanken nicht lesen, sagte Rian. Seine Gedanken sind abgeschirmt.
Dann könnte er gefährlich sein, sagte Juran.
So mächtig wie einer der Unsterblichen des vergangenen Zeitalters. Das wird ein interessanter Kampf werden, antwortete Rian.
»Ich greife Bauern und Kaufleute nicht an«, erwiderte der Zauberer. Er kraulte den Kopf eines Worns. »Meine Freunde sind hungrig. Man gibt ihnen kein Essen, keinen Respekt. Ihr Leute seid nicht höflich, und seit ich hier bin, respektiert ihr mich und meine Freunde nicht. Jetzt sagst du, du tötest mich.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr Leute seid nicht freundlich.«
»Nicht Mördern gegenüber«, sagte Rian.
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